Die Filme des Jahres 2025
- Walter Gasperi

- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit

Vom hypnotischen Wüstentrip bis zum schweißtreibenden Atomkriegsthriller hatte das Filmjahr 2025 einiges zu bieten: Eine subjektive Liste der Top 30.
Nachhaltig verstören konnte der Franzose Oliver Laxe mit seinem von wummernder Techno-Musik angetriebenen Road-Movie "Sirât". Furios verwoben werden dagegen in Mascha Schilinskis "In die Sonne schauen" mehrere Zeitebenen und Frauenschicksale, während Kleber Mendonça Filho mit "The Secret Agent" ein brillant konstruierter und visuell aufregender Politthriller gelang. Paul Thomas Andersons legte dagegen mit "One Battle After Another" einen 161-minütigen, atemlosen Trip vor, der sowohl am Puls der Zeit als auch sehr unterhaltsam ist, und Kathryn Bigelow beunruhigte mit ihrem hochspannenden Atomkriegsthriller "A House of Dynamite".
1. Sirât: Oliver Laxe erzählt in seinem Roadmovie, das durch wummernde Techno-Musik und grandiose Wüstenbilder hypnotischen Sog entwickelt, verstörend von Verlust, Selbstfindung und Überwindung der Todesangst.
2. In die Sonne schauen: Mascha Schilinski verwebt mit brillanter Montage und Bildsprache die Schicksale von vier zwischen den 1910er und 2020er Jahren lebenden Mädchen zu einem assoziativen Strom der Bilder, der einen suggestiven Flow entwickelt.
3. The Secret Agent: Kleber Mendonça Filho zeichnet in seinem in brillant konstruierten und visuell aufregenden Politthriller ein atmosphärisch dichtes Bild des von Polizeiwillkür, Korruption, Angst und Verunsicherung geprägten Brasilien der Militärdiktatur der 1970er Jahre.
4. One Battle after Another: Inspiriert von Thomas Pynchons Roman "Vineland" gelingt Paul Thomas Anderson ein 161 Minuten, atemloser und auf jeder Ebene brillanter Film, der sowohl am Puls der Zeit als auch höchst unterhaltsam ist.
5. A House of Dynamite: Kathryn Bigelow zeichnet in ihrem hochspannenden, atemlosen Thriller vor dem Hintergrund eines drohenden Atomkriegs ein alptraumhaftes Bild der Ohnmacht der Sicherheitsberater:innen und einer Situation, in der der US-Präsident nur zwischen Kapitulation und Selbstmord entscheiden kann.
6. Trois amies: Emmanuel Mouret erzählt anhand von drei Freundinnen mal komödiantisch, mal bittersüß von der Flüchtigkeit und der Unberechenbarkeit der Liebe: Eine federleichte und dennoch tiefschürfende und bewegende, großartig gespielte und meisterlich inszenierte Tragikomödie.
7. Sorry, Baby: Eva Victor erzählt in ihrem Spielfilmdebüt trotz des ernsten Themas "Sexueller Übergriff" zurückhaltend und leise, aber auch mit Humor vom langwierigen Weg zurück in die Normalität und die Verarbeitung des Traumas und feiert gleichzeitig die Kraft der Freundschaft.
8. Kill the Jockey: Luis Ortegas gelang mit der Geschichte eines Jockeys ein visuell brillanter, vor Einfallsreichtum sprühender und inhaltlich reicher, aber auch sehr eigenwilliger Film über Identität, Geschlechterrollen, Abhängigkeiten und die Sehnsucht nach Freiheit.
9. The Brutalist: Brady Corbets an überwältigenden Bildern reiches, großartig gespieltes und vielschichtiges Meisterwerk über einen ungarisch-jüdischen Architekten, der nach Überleben des Holocausts in den USA einen Neustart versucht.
10. Tardes de Soledad – Nachmittage der Einsamkeit: Albert Serras kommentarloser Dokumentarfilm über den Stierkampf ist nicht nur bildstark, sondern entwickelt auch immersive Kraft und bleibt aufregend ambivalent.
11. Ein einfacher Unfall – It was Just an Accident: Der Iraner Jafar Panahi diskutiert in seinem in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten 12. Spielfilm komplex und dicht die Frage, wie man mit Handlangern eines verbrecherischen Regimes umgehen soll.
12. My Sunshine: Hiroshi Okuyamas zweiter Spielfilm ist eine wunderbar sanfte, betörend gefilmte Coming-of-Age-Geschichte – und vieles mehr.
13. Rietland: Sven Bresser baut in seinem im Schilfgebiet im Norden der Niederlande spielenden, fesselnden Mix aus Thriller und psychologischem Drama durch brillante Bildsprache und Sounddesign durchgängig eine latente, aber nie wirklich greifbare Stimmung der Bedrohung und Verunsicherung auf.
14. On vous croit: Charlotte Devillers und Arnaud Dufeys zeichnen in hochkonzentrierten 78 Minuten maximal reduziert und mit dokumentarischer Nüchternheit eine Anhörung in einem Sorgerechtsstreit um zwei Kinder nach.
15. Weapons – Die Stunde des Verschwindens: Ausgehend vom mysteriösen Verschwinden von 17 Kindern einer Grundschulklasse folgt Zach Cregger den Wegen mehrerer Betroffener und Involvierter: Ein sehr clever konstruiertes, hochspannendes Drama, in das sich langsam Horrorelemente einschleichen.
16. Sentimental Value: Joachim Trier erzählt in seinem sechsten Spielfilm feinfühlig und vielschichtig ein klassisches Familiendrama um Kunst und Leben, um Entfremdung und Sehnsucht nach Versöhnung.
17. Misericorde - Misericordia: Vor prächtiger Herbstkulisse entwickelt Alain Guiraudie in nüchterner, aber konzentrierter Inszenierung einen starken Mix aus Drama, Krimi und Komödie, der gerade durch den Verzicht auf Erklärungen haften bleibt und nachwirkt.
18. Bergers - Schäfer: Sophie Deraspe gelang ein ungeschönter, herb-poetischer und bildmächtiger Spielfilm, der auch ein eindrückliches Bild der Probleme und der harten Arbeit heutiger Schafzüchter und Hirten zeichnet.
19. Henry Fonda for President: Ein dank akribischer Recherche, brillanter Montage des Materials und klugem Kommentar Horwaths trotz einer Länge von 184 Minuten durchgängig gedankenanregender und spannender Essayfilm, der nicht nur Fonda- und Filmfans begeistern kann.
20. When the Light Breaks: Sehr kunstvolles und hochemotionales isländisches Drama um neue Liebe, tiefe Trauer, Unsicherheit und aufkeimende Freundschaft.
21. Les fantomes - Schattenjäger: Jonathan Millet gelingt mit seinem Spielfilmdebüt anhand der Geschichte eines Exil-Syrers ein hochspannender, konzentrierter Mix aus Thriller und Psychodrama, der quälend intensiv von Traumatisierung, Exil und dem Wunsch nach Vergeltung erzählt.
22. On Falling: Laura Carreira zeichnet in ihrem Spielfilmdebüt ein ebenso unaufgeregtes wie konzentriertes und bedrückendes Bild der Auswirkungen moderner Arbeitsverhältnisse.
23. Bagger Drama: Bildstarkes und großartig gespieltes Familiendrama, das auch durch seinen inszenatorischen und visuellen Einfallsreichtum fesselt.
24. Blood and Sinners - Sinners: Ryan Cooglers Genre-Mix bietet eine pulsierende Feier des Blues und der Lebensfreude und lässt mitreißend Gegensätze aufeinanderprallen.
25. Die My Love: Mit einer elektrisierenden Jennifer Lawrence in der Hauptrolle gelingt Lynne Ramsay das intensive Porträt einer Frau, deren Zerrissenheit auch durch die furiose formale Gestaltung spürbar wird.
26. Beating Hearts – L´amour ouf: Gilles Lellouche verbindet Liebesgeschichte und Gangsterstory zu furiosem, mitreißend erzähltem und atmosphärisch dichtem Gefühlskino, das in beinahe drei Stunden Spieldauer die Handlung über rund 20 Jahre spannt.
27. Juror #2: Clint Eastwoods schnörkelloses Gerichtsdrama wirft packend Fragen zum US-Rechtssystem und Gerechtigkeit auf und bleibt bis zum Ende aufregend vielschichtig und ambivalent.
28. La Cocina – Der Geschmack des Lebens: Der Mexikaner Alonso Ruizpalacios lotet in der multikulturellen Großküche eines New Yorker Restaurants elektrisierend brodelnde sozialen und ethnischen Spannungen aus.
29. Frankenstein: Guillermo del Toro legt seine visuell grandiose Verfilmung von Mary Shelleys gleichnamigem Roman als romantische Schauergeschichte um wissenschaftliche Besessenheit auf der einen Seite und Ausgrenzung eines Außenseiters auf der anderen Seite an.
30. Miroirs No. 3: Der abschließende Teil von Christian Petzolds Trilogie der Elemente ist ein meisterhaft inszenierter und gespielter, lichter Sommerfilm, durchsetzt mit märchenhaften und thrillerhaften Momenten, der von Trauer und Verlust zu Heilung führt.




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