Vorschau auf das 47. Filmfestival Max Ophüls Preis
- Walter Gasperi

- vor 1 Tag
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Das alljährlich in Saarbrücken stattfindende und nach dem Filmregisseur Max Ophüls benannte Festival (19. – 25. 1. 2026) ist die renommierteste Veranstaltung für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm. Das Line-up verspricht mit insgesamt 146 Filmen, davon 57 in den vier Wettbewerben, ein vielfältiges Programm.
Eröffnet wird die 47. Ausgabe des Filmfestival Max Ophüls Preis mit Nicolas Steiners Spielfilm "Sie glauben an Engel, Herr Drowak?". Steiner erzählt darin von einer lebensfrohen Studentin, in deren Kurs als Schreibtherapeutin der alte Misanthrop Hugo Drowak der einzige Teilnehmer ist.
Im Spielfilmwettbewerb konkurrieren elf erste bis dritte Filme, davon sieben Weltpremieren, aus Österreich, Deutschland, Schweiz und eine deutsch-griechische Koproduktion um den mit 36.000 Euro dotierten "Max Ophüls Preis: Bester Spielfilm" sowie um sieben weitere Preise. Ben Voit erzählt in seinem Langfilmdebüt "Gropiusstadt Supernova" von drei jungen Bewohnern der Berliner Plattenbausiedlung, die am letzten Tag des Jahres an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen.
In Lena Faklers und Zarah Schrades "Hygge" ist dagegen in einer chaotischen Welt nur noch in einer Reality-Show, in der man auf eine idyllische Insel fliehen kann, alles in Ordnung. Ali Tamim wiederum erzählt in "Noah" von den dramatischen Folgen einer tödlichen Polizeikontrolle, während Milena Aboyan und Constantin Hatz in "Wovon sollen wir träumen" an einer Lebensmittelausgabe drei Frauen mit unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund zusammenführt.
Der Schweizer Julius Weigel erzählt in "Solo Show" von einem Kunststudenten der in verschiedene Rollen schlüpft, weil er mit dubiosen Nebenjobs seinen Lebensunterhalt verdient, und in "Wolves" des ebenfalls aus der Schweiz stammenden Jonas Ulrich schließt sich eine 23-Jährige, die ihrem behüteten Alltag entfliehen will, einer Band auf Tour an.
Experimentelles Kino bieten dürfte der Österreicher Michael Gülzow mit "Der tote Winkel der Wahrnehmung", in dem zwei Studentinnen zu paranormalen Phänomenen forschen, während in Catharina Lotts "Run Me Wild" eine 19-Jährige nach einem sexuellen Übergriff wieder Fuß zu fassen versucht.
Magdalena Chmielewska wiederum erzählt in "Teresa" von einer 67-Jährigen, deren Leben von Schmerzen bestimmt ist, und in Julius Feldmeiers "Wir sind da" entwickelt ein junger Reporter Gefühle für eine Schauspielstudentin, über die er eine Reportage drehen will. In "Hätten wir doch die Aida genommen" von Musa Kohlschmidt und Felix Schwaiger geht es schließlich um eine Reality-Show, in deren Rahmen die Kandidat:innen und das TV-Team eine Suche nach einem Verschwundenen in einem Segelschiff quer über das Mittelmeer führt.
Im Dokumentarfilmwettbewerb konkurrieren zehn Filme um den mit 7500 Euro dotierten "Max Ophüls Preis: Bester Dokumentarfilm" sowie um drei weitere Preise. Der Bogen spannt sich hier von Felix Riers "Despite the Scars – Auch wenn Narben bleiben", in dem eine junge Tänzerin nach einem traumatischen Gewaltakt versucht, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen, bis zu "Im Licht der Sandbank", in dem Kilian Helmbrecht seine Erfahrungen während seiner Arbeit als Vogelwart auf einer Düneninsel in der Helgoländer Bucht dokumentiert.
Weitere Beispiele für die Vielfalt dieser Sektion sind "Lisa", in dem Frederik Arens Grandin das Leben seiner durch Suizid verstorbenen Mutter aufarbeitet, und "Les Chasseresses", in dem Amélie Bargetzi und Christelle Jornod junge Walliser Jägerinnen porträtieren, die sich in der männlich dominierten Jägerschaft zu behaupten versuchen.
Im Wettbewerb "Mittellanger Film" konkurrieren elf zwischen etwa 25 und maximal 70 Minuten lange Filme um den mit 5000 Euro dotierten "Max Ophüls Preis: Bester mittellanger Film" sowie um den ebenfalls mit 5000 Euro dotierten "Max Ophüls Publikumspreis: Bester mittellanger Film". Die gleichen Preise gibt es auch im Kurzfilmwettbewerb zu gewinnen, für den 25 bis cirka 25 Minuten lange Produktionen ausgewählt wurden.
Neben den vier Wettbewerben gibt es mehrere Nebenreihen und Specials. Ein Tribute würdigt den 2025 verstorbenen Dokumentarfilmregisseur Marcel Ophüls, den Sohn des Festivalnamensgebers Max Ophüls, mit der Präsentation des Films "The Memory of Justice" (1975), in dem Ophüls mit Wochenschaumaterial und Interviews die Gräuel des Nationalsozialismus aufarbeitete.
In der Nebenreihe "Watchlist" werden Film mit gesellschaftlich relevanten Themen wie dem Umgang mit Demokratie, die Sichtbarkeit von Frauen und Alleinerziehenden oder Einsamkeit gezeigt. Der Bogen der neun ausgewählten Filme spannt sich von Elsa Kremsers und Levin Peters in Belarus spielendem "White Snail", in dem sich zwei einsame Menschen langsam näherkommen, bis zu Roman Toulanys "Der totale Traum", in dem in einer von humanoiden Robotern kontrollierten Welt das letzte lebende Menschenpaar der Erde ums Überleben kämpft.
Die Nebenreihe "Diskurze", in der 22 Kurzfilme gezeigt werden, beleuchtet dagegen herausfordernde filmische Ästhetiken und aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen. In einer Carte Blanche präsentiert hier auch der Regisseur und Schauspieler Husam Chadat als Gastkurator acht Kurzfilme aus früheren Festivaljahrgängen.
Dazu kommen verschiedene Gastprogramme sowie ein spezielles Programm für Kinder und Jugendliche. Neben Kurzfilmen werden dabei unter anderem Reza Memaris Animationsfilm "Der letzte Walsänger" und Norbert Lechners Spielfilm "Das geheime Stockwerk" gezeigt. Aber es gibt auch einen Workshop für Filmbegeisterte ab fünf Jahren und im Rahmen von "Kino macht Schule" Schulvorführungen mit einer erklärenden Einführung und einem anschließendem Filmgespräch.
Weitere Informationen zum Programm sowie Spieltermine finden Sie hier.




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