Vorschau auf das Filmjahr 2026: Von Christopher Nolan und Denis Villeneuve bis zu Ruben Östlund und Pedro Almodóvar
- Walter Gasperi

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Neben Blockbustern von "Avengers: Doomsday" bis zu "Hunger Games: Sunrise on the Reaping" und von Christopher Nolans mit Spannung erwarteter "The Odyssee" und Denis Villeneuves "Dune 3" soll 2026 auch neue Filme unter anderem von Alejandro Gonzalez Inarritu, Ruben Östlund, Cristi Mungiu und Pedro Almodóvar bringen.
Die ersten Monate des neuen Jahres werden wie gewohnt noch von Festivalerfolgen von 2025 bestimmt. Jim Jarmuschs Venedig-Sieger "Father Mother Sister Brother" wird so in der Schweiz schon am 8. Januar, in Deutschland und Österreich Ende Februar anlaufen. Auch "Jeunes mères" der Brüder Dardenne wird in der Schweiz schon im Januar, in Österreich und Deutschland dagegen erst im Mai in die Kinos kommen.
Gespannt sein darf man auch auf Chloé Zhaos in den USA von der Kritik bejubelten Shakespeare-Film "Hamnet", der im Januar startet, und Park Chan-Woks im Februar anlaufenden "No Other Choice". In diesem Monat – und in der Schweiz schon im Januar - wird auch Ildiko Enyedis beim Filmfestival von Venedig gefeierter "Silent Friend", in dem ein Baum eine zentrale Rolle spielt, in die Kinos kommen, während Josh Safdies Komödie "Marty Supreme", in deren Mittelpunkt ein von Timothée Chalamet gespielter Tischtennisspieler steht, im ganzen deutschsprachigen Raum Ende Februar anläuft.
Freuen darf man sich aber auch auf Oliver Hermanus´ großartigen "The History of Sound", der bewegend von der homosexuellen Liebe zweier Musikforscher um 1920 erzählt. Während dieser Film im April anlaufen soll, kommt Emerald Fennells Neuverfilmung von Emily Brontës Roman "Wuthering Heights" schon im Februar und Maggie Gyllenhaals im Chicago der 1930er Jahre spielender "Frankenstein"-Film "The Bride – Es lebe die Braut!" Anfang März in die Kinos. Mitte März soll dann auch Mona Fastvolds bei den Filmfestspielen von Venedig teilweise begeistert aufgenommenes historisches Musicaldrama "The Testament of Ann Lee" anlaufen.
Schon im Februar wird aber auch wieder bei der Berlinale der rote Teppich ausgerollt werden. Dort werden wohl in der einen oder anderen Sektion mit "Gelbe Briefe", in dem ein türkisches Künstler-Ehepaar ins Visier des Staates gerät, der neue Film von "Das Lehrerzimmer"-Regisseur İlker Çatak sowie Markus Schleinzers im 17. Jahrhundert spielender "Rose", die im April in die österreichischen Kinos kommen sollen, und vielleicht auch Adrian Goigingers "Vier minus drei", der schon im März anläuft, ihre Premiere feiern.
Bis 26. Juli muss man noch auf Christopher Nolans "The Odyssee" warten, zu dem inzwischen aber schon ein Trailer veröffentlicht wurde. Davor wird aber noch das Filmfestival von Cannes vermutlich wiederum mit einer geballten Ladung an renommierten Regisseur:innen aufwarten.
Der Schwede Ruben Östlund, der mit "The Square" und "Triangle of Sadness" schon zweimal die Goldene Palme gewonnen hat, gilt mit "The Entertainment System is Down" hier ebenso als Fixstarter wie der Mexikaner Carlos Reygadas, falls sein "Wake of Umbra" rechtzeitig fertig wird. Weitere Kandidaten sind – immer natürlich vorausgesetzt, dass die Filme fertig werden – Terrence Malicks Jesus-Film "The Way of the Wind", der sich schon seit mehreren Jahren in der Postproduktion befindet, Ashgar Farhadis "Parallel Tales" und "All of a Sudden" des "Drive My Car"-Regisseurs Ryusuke Hamaguchi.
In der Postproduktion befindet sich "Paper Tiger" von James Gray, der bislang fast alle seine Filme in Cannes präsentiert hat, und auch der Russe Andrey Zvyagintsev hat nach seiner lebensbedrohlichen Covid-Erkrankung neun Jahre nach "The Loveless" die Dreharbeiten an seinem neuen Film "Minotaur" abgeschlossen. Fix für Cannes gesetzt ist auch der rumänischen Palmensieger Cristi Mungiu ("Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage", der nach dem starken Drama "R.M.N." mit "Fjord" in Norwegen an seinem ersten englischsprachigen Film arbeitet.
Auch Pedro Almodovar ist Stammgast beim glamourösen Festival an der Côte d´Azur, auch wenn er zuletzt mit "The Room Next Door" in Venedig den Goldenen Löwen gewann. Doch da sein neuer Film "Bitter Christmas" schon am 20. März in Spanien anlaufen wird, ist eine Einladung für das im Mai stattfindende Filmfestival eher unwahrscheinlich. Dafür bieten sich der Koreaner Lee Chang Dong, der zuletzt mit "Burning" begeisterte, mit "Possible Love" und "Cold War"-Regisseur Pawel Pawlikowski mit "1949", in dem der Pole nach Colm Tóibíns Roman "Der Zauberer" von einer Reise Thomas Manns mit seiner Tochter Eva während des Kalten Kriegs von Frankfurt ins ostdeutsche Weimar erzählt.
Weitere Festivallieblinge, von denen neue Filme erwartet werden dürfen, sind unter anderem der Japaner Hirokazu Kore-eda, der mit "Sheep in the Box" und "Look Back" an zwei Filmen arbeiten soll, sowie der Russe Kantemir Balagow, der sich sieben Jahre nach "Beanpole" mit "Butterfly Jam" zurückmelden soll.
Lange wartet man auch schon auf "Mother Mary" des "The Green Knight"-Regisseurs David Lowery. Kein gutes Zeichen ist hier aber, dass sich zunächst die Postproduktion lange hinzog und dann der Kinostart immer wieder verschoben wurde.
Gespannt sein darf man auch auf David Finchers "The Adventures of Cliff Booth", der an Quentin Tarantinos "Once Upon a Time in … Hollywood" anknüpft, sowie auf Alejandro Gonzalez Inarritus Komödie "Digger", von dem schon ein Teaser präsentiert wurde und dessen Kinostart in den USA für 2. Oktober angekündigt ist. Wie dieser Film sich so für eine Premiere bei einem der großen Herbstfestivals in Venedig oder Toronto anbietet, so dürfte auch Martin McDonaghs "Wild Horse Nine" dort präsentiert werden, feierten doch auch mit "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" und "The Banshees of Inisherin" auch die letzten Filme des Iren in Venedig ihre Premieren.
Während Steven Spielbergs UFO-Film "Disclosure Day – Der Tag der Wahrheit" schon im Juni starten soll, werden an Weihnachten Denis Villeneuves "Dune 3" und "Avengers: Doomsday" um die Kinobesucher:innen konkurrieren. Aber auch Robert Eggers neuer Film, der nach "Nosferatu" mit "Werwulf" wiederum einen klassischen Horrorstoff neu bearbeitet, soll im nächsten Weihnachtsgeschäft mitmischen.
Schwergewichtiges Arthouse-Kino ist dagegen von Albert Serra zu erwarten, der nach dem Dokumentarfilm "Tardes de Soledad" mit "Out of this World" wieder einen Spielfilm gedreht hat, und von Paul Schrader hofft man, dass er nach schwächeren Werken mit "The Basics of Philosophy" wieder an die meisterhaften "First Reformed" und "The Card Counter" anknüpfen kann.
Auf feine, leise Filme darf man bei "Coward" des belgischen "Close"-Regisseurs Lukas Dhont und " If Love Should Die" der Französin Mia Hansen-Løve hoffen, während Ridley Scott mit "The Dog Stars" postapokalyptisches Science-Fiktion Kino bieten und Danny Boyle in "Ink" den Aufstieg des britischen Boulevardblatts "Sun" nachzeichnen wird.
Aber auch der Brite Andrew Haigh wird nach "All of Us Strangers" mit "A Long Winter" einen neuen Film präsentieren. Unermüdlich aktiv sind aber auch die über 80-jährigen Altmeister Werner Herzog und Francis Ford Coppola. Während Coppola nach dem grandios gescheiterten "Megalopolis" an dem Musical "Glimpses of the Moon" arbeitet, erzählt Werner Herzog im Drama "Bucking Fastards" von zwei unzertrennlichen Zwillingsschwestern, die alles gleich und gemeinsam machen wollen.
Neben Antoine Fuquas Michael Jackson-Biopic "Michael" (Start: 24.4.) und Blockbustern wie "Toy Story 5" (Start: 19.6.) und "Supergirl" (Start: 25.6.) soll 2025 mit Aaron Sorkins "The Social Reckoning" auch die Fortsetzung von David Finchers "The Social Network" in die Kinos kommen. Angekündigt werden auch "Gentle Monster" der österreichischen "Corsage"-Regisseurin Marie Kreutzer oder "Après" von Kirill Serebrenikko, der soeben noch mit "Das Verschwinden des Josef Mengele" einen starken Film in den Kinos hatte.
Gespannt sein darf man auch auf "Let Love In" des "Le otto montagne"-Regisseur Felix van Groeningen oder "Histoires de la nuit" der "Les cinque diables - The Five Devils"-Regisseurin Lea Mysius. Endlich fertig werden sollte aber auch der schon lange abgedrehte "Queen at Sea" des US-Indie-Regisseurs Lance Hammer, dessen letzter Film "Ballast" schon fast 20 Jahre zurückliegt.
Diese Auflistung ist aber nur die Spitze des Eisbergs, fehlen hier doch, von Ausnahmen abgesehen, beispielsweise französische, deutsche, lateinamerikanische und asiatische Produktionen, andererseits ist freilich auch zu befürchten, dass nicht alle Regisseur:innen, die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen werden. Aber man darf auch wieder schon im Januar und Februar bei den Festivals von Sundance, dem Festival Max Ophüls Preis und der Berlinale auf zahlreiche Entdeckungen von Newcomern und kleinen Filmen hoffen.




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