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  • AutorenbildWalter Gasperi

Fokus auf den Randzonen der globalen Filmwelt: 32. Weltfilmtage Thusis


Bei den 32. Weltfilmtagen im graubündischen Thusis (1. 11. – 6.11. 2022) wartet wieder eine geballte Ladung an gesellschaftlich relevanten und engagierten Filmen aus den Ländern des Südens und Ostens auf das Publikum. Auch Filmemacher*innen werden persönlich anwesend sein.


Mit Weltpremieren können die Weltfilmtage Thusis nicht werben, aber handverlesen sind die 35 Filme. Auf große amerikanische und europäische Produktionen wird konsequent verzichtet, dafür werden täglich in dichter Abfolge fünf bis sieben aktuelle Filme gezeigt, die Einblicke in Alltag und Gesellschaft in Ländern bieten, die sonst im Kino unterrepräsentiert sind.


Viele der Filme sind zwar – vor allem durch den Verleiher Trigon Film – schon in den Schweizer Kinos gelaufen, doch die Dichte des Programms besticht und bietet immer wieder Möglichkeiten für Entdeckungen oder um Verpasstes nachzuholen.


Auf Mahamat Saleh-Harouns "Lingui", in dem vom schwierigen Kampf eines vergewaltigten Teenagers um eine Abtreibung, aber auch von der Kraft der Solidarität der Frauen erzählt wird, kann man sich ebenso freuen wie auf Panah Panahis Roadmovie "Hit the Road", in dem geschickt versteckt Kritik am repressiven iranischen Regime geübt wird.


Weitere Einblicke in die iranische Gesellschaft bietet auch "The Apple Day", bei dem sich Mahmoud Ghaffari an Vittorio de Sicas "Fahrraddiebe" orientiert und mit neorealistischen Mitteln, aber hoffnungsvoll von der prekären Situation einer Familie erzählt, während "The Exam" die Diskriminierung der Frau und die allgegenwärtige Korruption im Irak aufdeckt.

Aufregende Animationsfilme gibt es mit "La Traversée", in dem Florence Mialhe in starken, farbenprächtigen Bildern von der bedrückenden Flucht zweier Kinder erzählt, und "My Sunny Maad", in dem ein eindrückliches Bild von der vielfältigen Unterdrückung und Diskriminierung der Frau im Post-Taliban-Afghanistan des Jahres 2011 gezeichnet wird.


Von den Auswirkungen der Klimakrise auf das Leben von indigenen Bauern im Altiplano von Bolivien erzählt das bildstarke Drama "Utama", während im indonesischen Film "Yuni" ebenso wie im costa-ricanischen "Clara Sola" der Kampf eines Teenagers beziehungsweise einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben im Zentrum steht.


Den Alltag von Frauen und ihren Kleinkindern in einem ukrainischen Gefängnis schildert Peter Kerekes im Dokumentarfilm "107 Mothers", während der Chilene Patricio Guzman in seinem Dokumentarfilm "Mi país imaginario" mit Leidenschaft Hoffnung auf eine neue Verfassung und eine Veränderung der chilenischen Gesellschaft durch die massiven, vor allem von Frauen und jungen Menschen getragenen Proteste seit dem Oktober 2019 verbreitet.


Einfühlsam vom Leben einer eritreischen Migrantin und ihrer Teenager-Tochter in der Schweiz erzählt dagegen Caterina Mona in ihrem Spielfilmdebüt "Semret" und ein packendes Drama gelang Elie Grappe mit seinem mit drei Schweizer Filmpreisen ausgezeichneten "Olga". Kraftvoll und vielschichtig erzählt Grappe darin von einer jungen ukrainischen Turnerin, die im Schweizer Exil trainiert, während in ihrer Heimat im Jahr 2012 die Proteste gegen die Regierung eskalieren.


Die Faszination des Kinos beschwört dagegen der Inder Pan Nalin in seinem autobiographisch gefärbten Feelgood-Movie "Last Film Show – Das Licht, aus dem die Träume sind", während Emin Alper im Politthriller "Burning Days – Kurak Günler" in die Abgründe der türkischen Gesellschaft blickt.


Neben diesen in der Schweiz schon angelaufenen Filmen fehlen aber auch Vorpremieren nicht. So kann man den in seinem Herkunftsland China verbotenen "Return to Dust" entdecken, in dem Ruijun Li eine zarte Liebesgeschichte eines Bauern und einer Frau mit schwacher Gesundheit erzählt.


Hochaktuell ist der ukrainische Beitrag "Klondike", in dem Maryna Er Gorbach beklemmend vom Leben in der umkämpften Ostukraine erzählt. Der Rumäne Radu Ciorniciuc begleitet dagegen in "Acasa, My Home" vier Jahre eine Familie, die umgesiedelt werden soll, als das stillgelegte Wasserreservoir, in dem sie lebt, zum Naturschutzgebiet erklärt wird.


Aber auch weitere Produktionen beispielsweise aus Kambodscha, Somalia, dem Libanon oder Nord-Mazedonien fehlen nicht, in die Flurina Badel oder Daniel von Aarburg jeweils einführen. Dazu kommen Filmgespräche mit Gästen wie den Regisseur*innen Caterina Mona ("Semret"), Mahmoud Ghaffari ("The Apple Day") und Nathalie Álvarez Mesén ("Clara Sola").


Weitere Informationen sowie den Spielplanf finden Sie hier.


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