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  • AutorenbildWalter Gasperi

Viennale 2019: „Best of“ und filmgeschichtliche Akzente

Aktualisiert: 31. Okt. 2019


Auch heuer bietet die Viennale (24.10. – 6.11. 2019) wieder ein spektakuläres „Best of“ der Festivalfilme des Jahres. Dazu kommen Werkschauen eigenwilliger Filmemacher und filmgeschichtliche Schwerpunkte. – Der Kartenvorverkauf beginnt am Samstag, den 19.10.


Eröffnet wird die heurige Viennale mit Céline Sciammas ebenso vielschichtigen wie feinfühligen Historienfilm „Portait de la jeune femme en feu“, in dem die Französin nicht nur von der Einschränkung der Freiheit von Frauen im 18. Jahrhundert, sondern mehr noch vom Erwachen von weiblichem Begehren erzählt.


Schlag auf Schlag geht es an den folgenden Tagen. Vor allem beim zugkräftigen Hauptabendtermin folgt ein großer Name im 736 Zuschauer fassenden Gartenbaukino auf den anderen. Terrence Malicks Film über den oberösterreichischen Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter („A Hidden Life“) feiert hier ebenso seine Österreich-Premiere wie Jessica Hausners Science-Fiction-Film „Little Joe“ oder Noah Baumbachs in Venedig gefeierte Netflix-Produktion „Marriage Story“.


Bestens aufgenommen wurde am Lido auch Pablo Larrains „Ema“, während Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles „Bacurau“ bei seiner Premiere in Cannes viel Beachtung fand. Frisch vom Filmfestival von Toronto kommen dagegen Taika Waititis Nationalsozialismus-Komödie „Jojo Rabbit“ und Jennifer Reeders „Knives and Skin“, der von der Leerstelle erzählt, die das Verschwinden eines 14-jährigen Mädchen in einer Kleinstadt in Kentucky zurücklässt.


Hochspannung verspricht Robert Eggers schwarzweißer Thriller „The Lighthouse“, während Olivia Wildes Regiedebüt „Booksmart“ schon als eine der besten Highschool-Komödien gefeiert wird. Nicht fehlen darf natürlich Woody Allens neuer Film „A Rainy Day in New York“, daneben wurde aber auch Di Jiu Tian Tschan“ („So Long, My Son“) eingeladen, in dem Wang Xiaoshuai mit großem Atem anhand einer Familiengeschichte in drei Stunden den Bogen über 40 Jahre chinesischer Geschichte spannt.


Nicht zuletzt der Mix aus solchen klassischen Festivalfilmen und packendem Genre-Kino, das beispielsweise Takashi Miikes „Hatsukoi“ bieten könnte, macht den Reiz der Viennale aus. Während die Cannes- und Venedig-Sieger „Parasite“ und „Joker“ schon in den Kinos angelaufen sind, feiern mit Nadiv Lapids „Synonymes“ und Pedro Costas „Vitalina Varela“ die doch deutlich radikaleren Berlin- und Locarno-Sieger in diesem Rahmen ihre Österreich-Premiere. Quentin Dupieux´ herrlich schrägen „Le Daim“ kann man aber daneben ebenso entdecken wie Ulrich Köhlers und Henner Wincklers „Das freiwillige Jahr“ oder Alejandro Landes´ bild- und tonmächtigen „Monos“.


Radikalere Regisseure werden auch in den so genannten „Monografien“ in den Mittelpunkt gerückt. Das Werk der deutschen Angela Schanelec bis hin zu ihrem jüngsten Film „Ich war zuhause, aber …“ wird ebenso vorgestellt wie das des Tunesiers Ala Eddine Slim, das des Franzosen Pierre Creton und das der Portugiesin Sílvia das Fadas. Wohl nur echten Insidern dürften letztere drei bislang bekannt sein.


Mit weiteren Schwerpunkten wird Einblick in die Geschichte des brasilianischen Kinos geboten und der 94-jährige britische Film- und Theaterregisseur Peter Brook gewürdigt, während das Filmarchiv unter dem Titel „Der weibliche Blick“ die Wiener Filmpionierin Louise Kolm-Fleck (1873 – 1950) in Erinnerung ruft.


Die alljährliche große Retrospektive, die die Viennale in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum organisiert, versammelt schließlich rund 40 europäische Partisanenfilme und spannt dabei den Bogen von Réne Clements „La bataille du rail“ (1946) bis zu Elem Klimovs „Idi i smotri“ (1985) und vom norwegischen „Nine Lives“ (Arne Skouen, 1957) bis zum jugoslawischen Kultfilm „Valter defends Sarajewo“ (Hajrudin Krvavac, 1972). – Zahlreiche vergessene Perlen dürfte es hier zu entdecken geben.


Weitere Viennale 2019-Berichte: A Dog Called Money + Tlamess

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