Auch bei seiner 31. Auflage fokussieren die Weltfilmtage im graubündischen Thusis (2. 11. – 7.11. 2021) auf gesellschaftlich relevanten und engagierten Filmen aus den Ländern des Südens und Ostens. Filmemacher*innen werden auch persönlich anwesend sein.
Mit Weltpremieren können die Weltfilmtage Thusis zwar kaum aufwarten und viele der 35 Filme sind auch schon – besonders durch den Trigon Verleih - in den Schweizer Kinos angelaufen, doch so geballt kann man wohl selten Filme aus Regionen entdecken, die im regulären Kinoprogramm kaum vertreten sind.
Einen Einblick in die gewalttätigen Verhältnisse in der mexikanisch-us-amerikanischen Grenzregion wird hier mit dem Spielfilm "Sin señas particulares", in dem sich eine Mutter auf die Suche nach ihrem verschwundenen Sohn macht, ebenso geboten, wie mit Blerta Bashollis "Hive" in die Selbstermächtigung kosovarischer Frauen.
Katharina Weingartner stellt in ihrem Dokumentarfilm "Das Fieber" lokale Möglichkeiten der Malaria-Bekämpfung in Ostafrika vor und prangert die Praktiken der Pharma-Konzerne an, während Jasmila Zbanic in "Quo vadis, Aida?" in quasidokumentarischem Stil aufrüttelnd die unmittelbare Vorgeschichte des Massakers von Srebrenica nachzeichnet.
Milo Rau wiederum macht in seinem vielschichtigen Spiel-Dokumentarfilm-Mix "Das neue Evangelium", in dem er die Inszenierung eines Bibelfilms über Jesus mit der aktuellen Situation von Flüchtlingen und Kleinbauern in Süditalien kurzschließt, die Aktualität des Evangeliums bewusst. Topaktuell ist auch Iuli Gerbases "The Pink Cloud", der mit der Schilderung der Folgen eines Lockdowns aufgrund einer Pandemie die Corona-Krise schon vorwegnahm.
Mit "Gaza, mon amour" gibt es auch eine zarte Liebesgeschichte, die die tristen Verhältnisse im Gazastreifen nie außer Acht lässt, gleichzeitig aber zeigt, dass auch hier Menschlichkeit und Liebe blühen können. Philippe Lacote wiederum entführt in "Night of the Kings" in ein Gefängnis in der Elfenbeinküste und beschwört die Macht des mündlichen Erzählens.
Indigener Erzähltraditionen bedient sich auch Lemohang Jeremiah Mosese, der im bildmächtigen "This Is Not a Burial, It´s a Resurrection" von einer alten Frau in Lesotho erzählt, die sich gegen Pläne eines Staudammbaus erhebt. Einblick in die Situationen junger Innuit in Kanada bietet wiederum das starke Coming-of-Age Drama "Kuessipan", während Mani Khalil in "Nachbarn" von eigenen Erfahrungen inspiriert berührend und von sanftem Humor durchzogen von einer Kindheit im syrisch-türkischen Grenzgebiet während den 1980er Jahre erzählt.
Aber auch noch nicht in den Kinos angelaufene Filme wie Naomi Kawases neuer Film "True Mothers", "Piedra sola" des Argentiniers Alejandro T. Tarraf oder der Dokumentarfilm "Ostrov– Lost Island", in dem der Alltag von Fischern am Kaspischen Meer geschildert, fehlen nicht.
Neben dem Filmbesuch bietet sich mit Gästen wie unter anderem Milo Rau, Alejandro T. Tarraf und Mano Khalil aber auch die Gelegenheit zu spannenden Filmgesprächen, durch die das Filmerlebnis vertieft werden kann.
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