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  • AutorenbildWalter Gasperi

Streaming: Januar-Angebot von filmingo und Mubi



Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird

Die Arthouse-Streamingdienste filmingo und Mubi starten mit einem starken Mix aus Klassischem und neuen Filmen ins Jahr 2021. – Ein kleiner Rundblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Filmingo startet mehrere Filme, deren Kinostart durch Corona gestoppt wurde, online- teilweise aber nur in der Schweiz und Liechtenstein: Das starke dänische Familiendrama "Wildland" gehört ebenso dazu wie "Nuestras madres", in dem Cesar Diaz bewegend an die Schrecken des guatemaltekischen Bürgerkriegs erinnert, oder das packende iranische Kammerspiel "Yalda".


Auch Stefan Haupts vielschichtiger und Persönliches mit Öffentlichem geschickt mischender Essayfilm "Zürcher Tagebuch" sowie Mariana Oteros Porträt des Fotografen Gilles Caron ("Looking for Gilles Caron") und der bildstarke tibetische Spielfilm "Balloon" wechseln von der Kinoauswertung direkt zum Streaming.


Zu den Klassikern im Angebot zählt Jorge Sanjines "La nacion clandestina" (1989), in dem der Bolivianer von der Zerstörung der indigenen Kultur und dem wachsenden Widerstand der Urbevölkerung erzählt. Zu den Ecksteinen des Neuen Schweizer Films zählt dagegen Alain Tanners 1976 entstandener "Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird", in dessen Mittelpunkt eine Gruppe von etwa 30-Jährigen steht, die versuchen die gesellschaftlichen Zwänge zu durchbrechen und ein eigenes Leben zu leben.


Starkes Westschweizer Kino bietet auch Ursula Meier, die in "Home" (2008) von einer Familie erzählt, deren Refugium an einer noch nicht eröffneten Autobahn durch die Inbetriebnahme der Straße gefährdet wird. Für warmherziges Wohlfühlkino sorgt dagegen Silvio Soldinis "Brot und Tulpen" mit dem langsamen Erwachen einer im Alltagstrott förmlich erstarrten Ehefrau.


Aber auch starkes Arthouse-Kino aus Frankreich fehlt mit Jacques Audiards mit der Goldenen Palme ausgezeichnetem Flüchtlingsgeschichte "Dheepan" und Yorgos Lanthimos verstörender Aktualisierung des Iphigenie-Mythos in "The Killing of a Sacred Deer" nicht.


Die Streamingplattform MUBI wiederum bietet im Januar in der Reihe "First Films First" echte filmische Leckerbissen. Lina Wertmüllers 1963 entstandenes Debüt "Die Basilisken", in dem quasidokumentarisch das Leben in einem kleinen süditalienischen Ort geschildert wird, kann man hier ebenso entdecken wie Ken Loachs "Poor Cow". Ein fulminanter Start gelang auch der Britin Lynne Ramsay 1999 mit der bitteren Kindergeschichte "Ratcatcher". Mit "Die Stadt" (1997) und "August 32nd on Earth" werden auch die wenig bekannten ersten Spielfilme der inzwischen international gefeierten Nuri Bilge Ceylan und Denis Villeneuve angeboten. Ein fulminanter und international viel beachteter Einstieg gelang dagegen Steve McQueen 2008 mit "Hunger", der den von IRA-Mitglied Bobby Sands ausgerufenen Hungerstreik im nordirischen Maze-Gefängnis 1981 thematisiert.

In der Schiene "MUBI Spotlight" wird mit Roy Anderssons "About Endlessness" nicht nur eines der Highlights des letzten Jahres angeboten, sondern mit Václav Marhouls "The Painted Bird" auch ein sehr umstrittener Film, in dem in bestechenden Schwarzweißbildern von der Odyssee eines Jungen durch die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erzählt wird. Zu entdecken gibt es auch das Regiedebüt des aus Lesotho stammenden Lemohang Jeremiah Mosese "This Is Not a Burial, It´s a Resurrection", das sich letztes Jahr zu einem echten Festivalhit entwickelte.


Aber auch Klassiker wie Carl Theodor Dreyers 1932 entstandener "Vampyr", Jean Cocteaus "Orphée" (1950) oder "The Terrorizer" (1986) des allzu früh verstorbenen Taiwanesen Edward Yang fehlen nicht. Mit "Habemus Papam", dem Berlusconi-Film "Der Italiener" und dem sehr persönlichen "Mia Madre" bietet ein Special gleich drei Filme von Nanni Moretti und mit Nagisa Oshimas "Im Reich der Sinne" und "Im Reich der Leidenschaft" können auch zwei der großen Skandalfilme der 1970er Jahre neu- oder wiederentdeckt werden.


Trailer zu "Home"



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