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AutorenbildWalter Gasperi

Trap: No Way Out

Die Polizei will einen Serienkiller während eines Popkonzerts fassen, doch dieser versucht sich dem Zugriff zu entziehen: Durch seinen Minimalismus beeindruckender und spannender, letztlich aber auch hohler Thriller von M. Night Shyamalan.


Nach seinem Sensationserfolg "The Sixth Sense" (1999) galt der damals noch nicht einmal 30-jährige gebürtige Inder M. Night Shyamalan in Hollywood als Wunderkind. Doch die folgenden zwei Jahrzehnte waren von vielen Auf und Abs bestimmt. Immerhin ging es nach dem enttäuschenden "Old" (2021) zuletzt mit "Knock at the Cabin" (2022) wieder etwas aufwärts.


Ausgesprochen minimalistisch ist nun die Handlung von "Trap: No Way Out", mit dem Shyamalan einen klassischen Thriller vorlegt und auf Mystery- und Horrorelemente, die viele seiner anderen Filme kennzeichnen, verzichtet.


Unvermittelt setzt der in Shyamalans Heimatstadt Philadelphia spielende Film mit der Fahrt des etwa 40-jährigen Familienvaters Cooper (Josh Hartnett) mit seiner Teenager-Tochter Riley (Ariel Donaghue) zu einem Konzert ihres Idols Lady Raven (Saleka Shyamalan) ein. In der Halle angekommen, fällt Cooper bald die übermäßige Polizeipräsenz bei dem vor allem von zigtausend weiblichen Jugendlichen besuchten Event auf.


Bald erfährt er, dass das FBI hofft hier, den als "The Butcher" bekannten Serienkiller zu fassen, da er sich unter den Besuchern befinden soll. Dieser "Butcher" ist aber gerade Cooper, der nun versucht, einerseits aus dem Stadion zu entkommen, andererseits sich seiner Tochter gegenüber aber möglichst normal zu verhalten.


Beeindruckend ist, wie es Shyamalan gelingt, trotz der weitgehenden räumlichen und zeitlichen Engführung auf das Konzert und diesen einen Abend die Spannung aufrecht zu erhalten. Indem er Cooper zur Identifikationsfigur macht, treibt er ein perfides Spiel mit dem Publikum, zittert dieses doch lange um den Serienkiller, obwohl es von dessen brutalen Taten weiß. Gespannt folgt man dessen Doppelspiel, bei dem er einerseits Personal der Veranstaltung und Mitarbeiter:innen des Popstars manipuliert oder auch gezielt verletzt, andererseits gegenüber seiner Tochter immer den netten Vater spielt.


Gleichzeitig scheint Shyamalan, der selbst einen Helfer des Popstars spielt, das Konzert zu benützen, um die musikalische Karriere seiner Tochter Saleka zu fördern. Sie steuerte nicht nur 14 Songs zum Film bei, sondern ihr wird beim Konzert, bei dessen Inszenierung wohl die Begeisterung bei realen Taylor Swift-Konzerten als Vorbild diente, als Lady Raven viel Leinwandzeit zugestanden.


Spannend ist es zuzusehen, wie Cooper stets neue Fluchtmöglichkeiten prüft, dann aber wieder verwerfen muss, doch letztlich beschränkt sich der Filme eben auf die Frage, schafft es der Killer zu entkommen oder wird er gefasst. Mit immer wieder neuen, wenn auch zunehmend unglaubwürdigen Wendungen hält Shyamalan diese Kinomaschine am Laufen und wie Cooper ein brillanter Trickser und Manipulator ist, ist es auch der 54-jährige Regisseur, der mit dem Publikum spielt und es immer wieder überrascht.


Zu weit treibt er es dabei aber im Finale, wenn der Film kein Ende finden will und bis zum für die Filme dieses Regisseurs unerlässlichen Schlusstwist immer wieder eins draufsetzt. Das starke Spiel von Josh Hartnett, der bald schon die Abgründe hinter der Fassade des lieben Familienvaters sichtbar macht und souverän zwischen den beiden Ebenen wechselt, sorgt aber dafür, dass die Spannung nie nachlässt.


Reine Küchenpsychologie ist freilich die Erklärung, die schließlich für Coopers Killertrieb geliefert wird, und großes Manko von "Trap: No Way Out" ist auch, dass der Film keinen doppelten Boden hat, nichts über die Gesellschaft aussagt, auch kein Welt- oder Menschenbild vermittelt, sondern sich rein auf den oberflächlichen Thrill und die äußere Handlung beschränkt. So stellt sich nicht erst am Filmende das Gefühl ein, dass zwar eine spannende Verpackung geboten wird, dass sich dahinter aber nichts verbirgt, was über das Filmende hinaus nachwirken könnte.

 


Trap: No Way Out USA /Großbritannien / Japan 2024 Regie: M. Night Shyamalan mit: Josh Hartnett, Ariel Donaghue, Hayley Mills, Marnie McPhail, Vanessa Smythe, Saleka Shyamalan, Allison Pill Länge: 106 min.



Läuft derzeit in den Kinos.


Trailer zu "Trap: No Way Out"



 

 

 

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