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  • AutorenbildWalter Gasperi

Alien: Romulus

Fede Alvarez legt den siebten Film der "Alien"-Serie als Hommage an Ridley Scotts Klassiker von 1979 an: Ein visuell packender, actionreicher Science-Fiction-Horrorfilm, in dem aber die leisen Töne fehlen.


1979 gelang Ridley Scott mit "Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" der internationale Durchbruch. Nicht abzusehen war damals, dass der Brite damit den Prototypen für eine Serie schaffen würde, die 45 Jahre später immer noch fortgesetzt wird.


Was bei Fede Alvarez´ Sequel sofort auffällt, sind die sehr jugendlich wirkenden Protagonist:innen. "Priscilla"- und "Civil War"-Hauptdarstellerin Cailee Spaeny, Archie Renaux und Co. sind zwar nur wenige Jahre jünger als die während der Dreharbeiten von "Alien" 30-jährige Sigourney Weaver, kommen aber wie Teenager daher, die wohl ein jugendliches Publikum ins Kino locken sollen. Irritierend ist so auch, wie selbstverständlich diese Gruppe sich in der Steuerung eines Raumschiffs auszukennen scheint, obwohl andererseits behauptet wird, dass es sich bei ihnen um Minenarbeiter:innen auf einem 65 Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten handelt.


Eindrucksvoll evoziert Fede Alvarez die bedrückende Stimmung auf dieser stets unter einer Smog- oder Wolkendecke liegenden Welt, in der die Arbeiter:innen von einem Konzern ausgebeutet und quasi in Lohnsklaverei gehalten werden. An "Blade Runner" scheint sich der uruguayische Regisseur, der durch die Horrorfilme "Evil Dead" (2013) und "Don´t Breathe" (2016) bekannt wurde, hier orientiert zu haben.


Kein Wunder ist es, dass eine Gruppe um die junge Rain (Cailee Spaeny), die stets vom Androiden Andy (David Jonsson) unterstützt wird, nur weg von diesem Planeten will und von einem Leben in einer sonnigen anderen Welt träumt. Die Möglichkeit dazu soll ihnen die verlassene Raumstation Romulus und Remus bieten, die sie plündern wollen, um dann mit einem Raumschiff in die Ferne aufzubrechen. Doch statt auf der Station nur auf Treibstoff zu stoßen, sehen sie sich bald mit spinnenartigen Wesen und einem glitschigen Ungeheuer konfrontiert.


Alvarez nimmt kurz direkt auf Scotts Klassiker Bezug, wenn die Ereignisse auf der Nostromo und das Schicksal der damaligen Crew angesprochen werden. So ist die Handlung seines Films auch zwischen diesem Ur-"Alien" und James Camerons 1986 entstandener Fortsetzung "Aliens" angesiedelt. Doch nicht nur durch diesen inhaltlichen Bezug, sondern mehr noch durch die Handlungsführung erweist Alvarez Scotts Meisterwerk seine Reverenz.


Wie dort dringt auch hier das fremde Wesen oral in die diversen Mitglieder der Crew ein, benutzt deren Körper als Brutstätte, aus denen die Saat dann wieder durch die Brust herausbricht. Nicht weniger düster als der Planet ist dabei auch die von Grau- und Blautönen dominierte Raumstation. Klaustrophobische Enge entwickelt "Alien: Romulus" durch die Beschränkung auf diesen Schauplatz, Dichte erzeugt aber auch die Konzentration auf die nur sechs Personen umfassende Crew und der erzählten Zeit auf nur rund einen Tag.


Sukzessive wird so die Gruppe vom Ungeheuer dezimiert und immer wieder neue actionreiche Wendungen baut Alvarez auf diesem engen Raum ein. Zentrale Rolle spielt dabei immer wieder das Schließen und Öffnen von Türen, durch die man dem Monster entkommen oder sich von ihm abschotten muss.


Auch im düsteren Blick auf den Konzern, der die Crew nur zu seinen Zwecken benützen will, orientiert sich Alvarez am Film Scotts, wirft auch Fragen nach der Gefahr von Künstlicher Intelligenz auf, wenn der Androide Andy von verschiedenen Menschen oder Institutionen ganz unterschiedliche Direktive erhält und bedingungslos die jeweiligen Befehle ausführt.


Irritierend ist freilich, dass gerade dieser Androide vom afrokaribischen Schauspieler David Jonsson gespielt wird, erinnert dieser gehorsame Diener doch an die im klassischen Hollywood beliebten Klischeefiguren afroamerikanischer Hausangestellter und Chauffeure.


Gleichzeitig wirft der Film mit dieser Figur aber Fragen nach Empathie und der Entscheidungsfreiheit von Androiden ebenso auf wie im Finale nach der Verantwortung und den Folgen menschlicher Forschung. Doch mehr als die großen philosophischen Fragen, die "Alien" auch verhandelte, interessiert sich Alvarez insgesamt für spektakuläre Action.


Momente der Ruhe gibt es kaum. Eine dramatische Szene folgt auf die nächste, sodass die menschliche Seite doch etwas zu kurz kommt und letztlich vor allem ein zwar wuchtiges und visuell packendes, aber auch ziemlich nachwirkungsfreies Spektakel bleibt, bei dem mit dem Ende auch schon die Basis für eine mögliche weitere Fortsetzung geschaffen wird. Alien: Romulus USA 2024 Regie: Fede Alvarez mit: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux, Isabela Merced, Spike Fearn, Aileen Wu Länge: 119 min.



Läuft derzeit in den Kinos.


Trailer zu "Alien: Romulus"



 

 

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