Wicked: Teil 2 - Wicked: For Good
- Walter Gasperi

- vor 35 Minuten
- 3 Min. Lesezeit

Im zweiten Teil der Musicalverfilmung wird die Geschichte der guten und der bösen Hexe sowie des Zauberers von Oz stärker mit dem Klassiker "The Wizard of Oz" verknüpft: Trotz opulenter Ausstattung und starken Songs will sich der Zauber des ersten Teils nicht einstellen.
Staunen lernen konnte man vor einem Jahr bei "Wicked": Nicht nur mit opulenter Ausstattung begeisterte diese Musicalverfilmung, sondern auch durch mitreißend choreographierte Tanzszenen und zahlreiche aktuelle politische Bezüge. Der zweite Teil, mit dem die Geschichte zu einem Abschluss gebracht wird, kann damit leider nicht mithalten.
Ebenso detailreich wie opulent ist zwar wieder die Ausstattung und markant wird dem in bunte Farben getauchten Wunderland von Oz die düstere Waldeinöde gegenübergestellt, in der sich die aus Oz geflohene Hexe Elphaba (Cynthia Erivo) versteckt.
Fortgeführt wird so die Geschichte um das Reich von Oz, in dem die Zauberin Madame Akabar (Michelle Yeoh) gewissermaßen als Propagandaministerin die Fäden zieht und die grünhäutige Elphaba als Feindbild aufbaut, während die barbiehafte und nicht besonders intelligente Glinda (Ariana Grande) als Idol für die Massen fungiert.
Thematisch wird aber nicht viel Neues geboten. Das Spiel mit der Verbindung von Schön und Gut sowie Hässlich und Böse gab es ebenso schon im ersten Teil wie die Propagandamaschinerie und die Ausgrenzung und Verfolgung Andersartiger, in diesem Fall verkörpert durch die Tierwelt.
Viel eindringlicher und prägnanter wurden diese Aspekte im ersten Teil aber herausgearbeitet, während hier die Flucht der Tiere zum Song "No Place Like Home" kaum Nachdruck entwickelt. Pfiff und Durchschlagskraft lässt auch die Anspielung auf die heutige Social-Media-Blase vermissen, wenn Glinda in einer Seifenblase sitzt und "The Girl in the Bubble" singt.
Neben ausgiebigen Flugszenen Elphabas auf ihrem Besenstiel dominieren so private Konflikte den Film. Der Fokus liegt auf dem ambivalenten Verhältnis zwischen Glinda und Elphaba, die nach außen hin Feindinnen, im Innersten aber doch Freundinnen sind, und dem Konflikt, der durch die Liebe beider zu dem im Heer von Oz dienenden Fiyero (Jonathan Bailey) entsteht.
Doch so leidenschaftlich Cynthia Erivo und Ariana Grande auch spielen und so beeindruckend sie singen, emotionale Kraft entwickelt diese Beziehungsgeschichte nie und ganz blass bleibt Jonathan Bailey als Fiyero. Große Präsenz entwickelt einzig Michelle Yeoh als hinterhältige Zauberin Madame Akabar, während Jeff Goldblum als Zauberer von Oz, der mit einem Spiel mit einem Globus Chaplins "Der große Diktator" zitiert, zwar auch singen darf, aber für einen angeblich brutalen Tyrannen doch viel zu harmlos wirkt.
Neu dazu kommt inhaltlich vor allem die zunehmende Verknüpfung der Handlung mit dem Klassiker "The Wizard of Oz". Das beginnt mit der Eröffnung des neuen Yellow Brick Road, in dessen Bau man eine Kritik an Raubbau an der Natur und Ausbeutung von Tieren lesen kann, und geht über die Erklärung der Herkunft des herzlosen Zinnsoldaten bis zum Sturm in Kansas, der Dorothy ins Land von Oz bringt, wo sie schließlich vom Zauberer den Auftrag bekommt, die böse Elphaba zu vernichten.
Diese Verknüpfung ist für "Wicked: Teil 2" aber mehr ein Klotz am Bein als wirklich hilfreich. Sie wirkt nämlich mehr notdürftig zusammengeschustert als wirklich zwingend und stört mehr den Handlungsfluss als diesen zu bereichern.
Enttäuschend sind im Vergleich zum ersten Teil aber auch die Musicalnummern. Gab es dort spektakuläre Choreographien im Schulgebäude und in einer Diskothek, so dominieren hier Solos und Duette, während große Tanzszenen fehlen. Songs wie "For Good", mit dem der Wert der Freundschaft beschworen wird, oder "Wonderful" haben durchaus ihren Reiz, aber wirklich mitreißen können sie nicht.
Unübersehbar leidet "Wicked: Teil 2", der zusammen mit dem ersten Teil gedreht wurde, aber auch darunter, dass das Überraschungsmoment, durch das Teil 1 mit neuen Figuren und neuen Settings begeisterte, nun fehlt und die durch den ersten Teil geweckten Erwartungen an eine Fortsetzung auf gleichem Niveau nicht erfüllt werden.
Doch auch für sich betrachtet kann dieses Musical, dessen 138 Minuten sich deutlich länger anfühlen als die kurzweiligen 160 Minuten von "Wicked", nicht überzeugen: Opulentes Ausstattungskino, das mit Kostümen, Kulissen und Farben viel Augenfutter bietet, wird zwar geboten, doch Konflikte und Figuren werden nie packend verdichtet. Folgenlos bleibt da auch eine späte Erkenntnis des Zauberers von Oz und in Frage stellen darf man auch, ob das angehängte Happy End wirklich nötig ist. Wicked: Teil 2 – Wicked for Good USA 2025 Regie: Jon M. Chu mit: Cynthia Erivo, Ariana Grande, Michelle Yeoh, Jonathan Bailey, Jeff Goldblum, Ethan Slater, Marissa Bode Länge: 138 min.
Läuft jetzt in den Kinos.
Trailer zu "Wicked: Teil 2 - Wicked: For Good"




Kommentare