top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

71. Berlinale: 15 Filme im Bärenrennen

Aktualisiert: 31. März 2021


Wie schon länger bekannt wird die 71. Berlinale als zweigeteiltes Festival stattfinden: Von 1. bis 5. März als digitale Veranstaltung für Branche, Presse und Jury, die die Preise vergeben wird und vom 9. bis 20. Juni - hoffentlich - als physische Veranstaltung, bei der die Filme dem (Berliner) Publikum die Filme dort gezeigt werden, wo sie hingehören: im Kino. Das Line-up des Wettbewerbs wartet mit neuen Filmen von Céline Sciamma, Xavier Beauvois, Hong Sangsoo und Dominik Graf mit einigen Schwergewichten auf.


Auch wenn die erste Tranche der Berlinale nur digital stattfindet, werden dennoch von der hochkarätigen Jury, die sich aus sechs Bären-Gewinner der letzten Jahre zusammensetzt, dennoch die üblichen Preise vergeben. 15 Filme wurden für den Wettbewerb ausgewählt. Überraschend ist vor allem, dass in Berlin Céline Sciammas neuer Film "Petite maman" seine Premiere feiert. Denn nachdem Sciamma mit ihrem letzten Film "Portrait de la jeune fille en feu" nicht nur in Cannes gefeiert wurd, wurde für diese Geschichte um zwei achtjährige Kinder doch eine neuerliche Einladung an die Croisette erwartet.


Auch beim zweiten französischen Beitrag handelt es sich um ein Schwergewicht, konnte doch auch Xavier Beauvois vor einigen Jahren mit "Von Menschen und Göttern" schon in Cannes begeistern. An der Spree präsentiert er nun "Albatros", in dem Jéremie Renier die Hauptrolle spielten.


Stark präsent zeigt sich zumindest zahlenmäßig im Wettbewerb das Gastgeberland Deutschland. Neben Maria Speths Porträt eines Lehrers im Dokumentarfilm "Herr Bachmann und seine Klasse" darf man hier vor allem auf Dominik Grafs Erich Kästner-Verfilmung "Fabian" gespannt sein. Hoch sind nach dem Stefan Zweig-Film "Vor der Morgenröte" und der Mini-Serie "Unorthodox" auch die Erwartungen an Maria Schrader, in deren "Ich bin dein Mensch" Maren Eggert und Sandra Hüller Hauptrollen spielen. Auch ein Debüt fehlt mit Daniel Brühls "Nebenan" nicht.


Stammgäste sind in Berlin der Südkoreaner Hong Sangsoo, der nach "The Woman Who Ran" im letzten Jahr heuer mit "Introduction" eingeladen wurde, und der Rumäne Radu Jude, der nach "Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen" nun "Bad Luck Banging or Loony Porn" präsentiert.


Stark vertreten ist auch Ungarn, das neben "Forest - I See You Everywhere" von Bence Fliegauf, um den es in den letzten Jahren sehr still geworden ist, auch Dénes Nagys Debüt "Natural Light" ins Bärenrennen schicken darf.


Immer wieder verstanden es in den letzten Jahren bei der Berlinale Filme aus dem Iran zu überzeugen – und auch mehrfach den Hauptpreis zu holen. Mit Behtash Saneeha, der seinen Film "Ballad of a White Cow" zusammen mit der Schauspielerin Maryam Moghaddam, die auch die Hauptrolle spielt, wurde heuer ein eher unbekannter Regisseur eingeladen.


Gespannt sein darf man auch auf "Wheel of Fortune and Fantasy" des Japaners Ryusuke Hamaguchi, der vor sechs Jahren in Locarno mit dem über fünfstündigen Drama "Happy Hour" begeisterte, sowie auf Alonso Ruizpalacios dokumentarische Schilderung des Alltags von Polizisten in Mexico City in "A Cop Movie".


Da in den letzten Jahren mehrfach Überraschendes aus Georgien kam, wie zum Beispiel Levan Akins "And Then We Danced" könnte durchaus auch Alexandre Koberidze mit der deutsch-georgischen Koproduktion "Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?" für ein Highlight sorgen. Abgerundet wird der Wettbewerb durch das libanesische Drama "Memory Box", in dem Joana Hadjithomas und Khalil Joreige von einer in Montreal lebenden Frau erzählen, die sich an ihre Zeit in Beirut erinnert, als sie eine Kiste mit Briefen und Fotos erhält.


Dass der Künstlerische Leiter Carlo Chatrian – vielleicht auch gezwungenermaßen – auf größere US-Produktionen im Wettbewerb verzichtet, wundert nicht, überraschend ist aber doch, dass kein einziger US-Indie-Film ausgewählt wurde. Das kann freilich auch daran liegen, dass man vielleicht nur Weltpremieren präsentieren wollte, das aktuelle US-Indie-Kino aber weitgehend wohl schon beim Festival von Sundance lief.


US-Kino findet sich dafür mit Dan Lindsays und T. J. Martins Dokumentarfilm über Tina Turner ("Tina") und Natalie Morales´ Debüt "Language Lessons" in der Programmschiene Berlinale Specials. Dazu kommt hier unter anderem aus Großbritannien Kevin McDonalds mit Stars gespickter Thriller "The Mauritanian" aus Hong Kong der "hard-boiled"-Detektivfilm "Limbo" und aus Italien die Lucio Dalla-Doku "Per Lucio".


In der Schiene "Encounters", die dem künstlerisch innovativen Film eine Plattform bieten soll – und damit teilweise spannender als der Wettbewerb ist - finden sich neben sieben Debüt unter anderem auch neue Arbeiten des Franko-Kanadiers Denis Côtè ("Hygiène sociale"), Julian Radlmaier ("Blutsauger") und mit "Das Mädchen und die Spinne" Ramon und Silvan Zürchers Nachfolgefilm zu "Das merkwürdige Kätzchen".


Mit den weiteren Programmschienen Panorama, Internationales Forum des Jungen Films und der sich dem Kinder- und Jugendfilm widmenden Schiene Generation sowie einer Retrospektive, die heuer den drei Hollywood-Schauspielerinnnen Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard gewidmet ist, wird das ganze Spektrum einer normalen Berlinale angeboten. – Offen bleibt freilich, inwieweit diese Parallelsektionen bei einer digitalen Veranstaltung wirklich wahrgenommen werden und Beachtung finden.


bottom of page