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Entschlossen seinen Weg gehen: Zum 100. Geburtstag von Paul Newman

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi
Paul Newman in Martin Scorseses "The Color of Money" (1986)
Oscar für Paul Newman für seine Verkörperung des "Fast" Eddie Felson in Martin Scorseses "The Color of Money" (1986)

Groß gewachsen, aufrechter Gang und vor allem: stahlblaue Augen – das waren Merkmale des 1925 geborenen Paul Newman. – "Der Unbeugsame", Titel eines Gefängnisdramas aus dem Jahre 1967, kann auf viele Rollen des am 26. September 2008 verstorbenen Schauspielers und Motorsportfans übertragen werden. Am 26. Januar wäre der Oscar-Preisträger 100 Jahre alt geworden.


Gelernt hat der am 26. Januar 1925 in einem Vorort von Cleveland, Ohio geborene Newman das schauspielerische Handwerk nach ersten Versuchen als Kinderdarsteller in den frühen 1950er Jahren in Lee Strasbergs legendärem Actors Studio. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit TV-Sendungen und Engagements am Broadway, seine erste Filmrolle im Antikfilm "The Silver Chalice" ("Der silberne Kelch", 1954) fand kaum Beachtung. Über Nacht stieg er dann aber mit der Rolle des Boxers Rocky Graciano, die ursprünglich James Dean spielen sollte, in Robert Wises "Somebody Up There Likes Me" ("Für eine Handvoll Dreck" / "Die Hölle ist in mir", 1956) zum Star auf.


Vielseitigkeit bewies er in den folgenden Jahren, brillierte sowohl in Richard Brooks´ Tennessee Williams´ Adaption "The Cat on the Hot Tin Roof" ("Die Katze auf dem heißen Blechdach", 1958) als auch in Robert Rossens grandiosem Billard-Film "The Hustler" ("Haie der Großstadt", 1961). Als besonders fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit mit Martin Ritt, mit dem Newman unter anderem nicht nur die Faulkner-Verfilmung "The Long Hot Summer" ("Der lange heiße Sommer", 1958), sondern mit "The Outrage" ("Carrasco, der Schänder", 1964) auch ein Western-Remake von Akira Kurosawas "Rashomon", drehte. Weitere Resultate dieser Partnerschaft waren auch "Hud" ("Der Wildeste unter Tausend", 1963) und vor allem "Hombre" ("Man nannte ihn Hombre", 1967), in dem sich Newman als Außenseiter für eine Gruppe und eine Gesellschaft opfert, die ihn marginalisiert und verachtet.


Im Katastrophenfilm "The Towering Inferno" ("Flammendes Inferno", 1974) entdeckt er als Architekt eines Wolkenkratzers, dass der Bauherr aus Kostengründen bei den Sicherheitsmaßnahmen gespart hat und kämpft anschließend unermüdlich gegen den dadurch ausgelösten Großbrand. Aufrechte Figuren spielte Newman immer wieder, Figuren, denen man absolut vertrauen konnte, die sich bedingungslos für eine Sache einsetzen wie beispielsweise auch der Anwalt in Sidney Lumets Gerichtsfilm "The Verdict" ("The Verdict - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit", 1982).


Nicht ganz in dieses Schema scheinen die Gauner zu passen, die er zusammen mit Robert Redford in George Roy Hills Buddy-Movies "Butch Cassidy and the Sundance Kid" ("Zwei Banditen", 1969) und "The Sting" ("Der Clou", 1973) spielte. Und doch sind auch diese Figuren im Grunde integer, sind die Organisationen, gegen die sie kämpfen, die eigentlichen Übeltäter und sie die charmanten Outlaws oder Spieler, die im Grunde das Herz am richtigen Fleck haben.


Auch im Alter setzte sich Newman nicht zur Ruhe und wie wenigen Schauspielern gelang ihm der Wechsel vom klassischen Hollywood zum New Hollywood und darüber hinaus. In Robert Altmans "Buffalo Bill and the Indians, or Sitting Bulls History Lesson" ("Buffalo Bill und die Indianer", 1976) demontierte er gewissermaßen auch sein eigenes Image als Star und Held und mit Martin Scorsese drehte er mit "The Color of Money" ("Die Farbe des Geldes", 1986) eine meisterhafte Fortsetzung von "The Hustler". Nach sechs Nominierungen und einem Ehrenoscar 1986 wurde er für diese Rolle - längst überfällig - schließlich 1987 auch mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.


Schon 22 Jahre vor seinem Tod durfte er in diesem Film auch dem jungen Tom Cruise als "Fast" Eddie Felson antworten: "Mir bleiben nicht mehr viele Spiele". Weitergedreht hat er dennoch, mit den Coen-Brüdern "The Hudsucker Proxy" (1994) und mit Sam Mendes, in dessen "Road to Perdition" (2002) er als Gangsterboss wohl eine seiner ganz wenigen wirklich finsteren Rollen spielte.


Wenig bekannt ist, dass der Schauspieler auch sechs Filme selbst inszenierte. Der Bogen spannt sich hier vom Debüt "Rachel, Rachel" ("Die Liebe eines Sommers", 1968), in dem Joanne Woodward eine Lehrerin spielt, die erkennt, dass sie aus ihrem monotonen Leben ausbrechen muss, bis zu einer Adaption von Tennessee Williams´ "The Glass Menagerie" (1987).


Seine zweite große Leidenschaft gehörte dem Motorsport, die einerseits in einen Film wie "Indianapolis" (1969) in seine Laufbahn als Schauspieler einfloss, andererseits auch zur Beteiligung an Autorennen wie den 24 Stunden von Le Mans, bei denen er 1974 den zweiten Platz belegte, oder bei den 24 Stunden von Daytona Beach, bei denen er 1975 sogar zum Siegerteam gehörte, führte.


Was Newmans Leben völlig fehlte, waren Skandale und Exzesse. 50 Jahre war er in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Joanne Woodward verheiratet, mit der er auch in 14 Filmen gemeinsam auftrat. Politisch engagierte er sich seit den 1960er Jahren in der Bürgerrechtsbewegung und stand als engagierter Demokrat auf der Feindesliste von Richard Nixon.


Im Gedenken an seinen 1978 an einer Überdosis Drogen verstorbenen Sohn gründete er die nach dem Verstorbenen benannte Scott Newman-Foundation, die sich dem Kampf gegen Drogenmissbrauch bei Jugendlichen verschrieben hat, und ein Camp für krebskranke Kinder. Der Kettenraucher selbst litt aber auch an Lungenkrebs und starb daran am 26. September 2008 im Alter von 83 Jahren.


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