F1
- Walter Gasperi
- 27. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Ein fast 60-Jähriger, der einst als großes Rennfahr-Talent galt, soll einem erfolglosen Formel 1-Team zum Sprung an die Spitze verhelfen: Die wenig entwickelte Handlung ist nur Füllmaterial zwischen zwar spektakulär gefilmten, aber nicht wirklich spannenden Rennszenen von den Grand Prix-Strecken der Welt. Wirklich Gefallen an dem Film dürften wohl nur Formel 1-Fans finden.
Mit "Top Gun: Maverick" gelang Joseph Kosinski vor drei Jahren ein Welterfolg. Mit "F1" wechselt der 51-jährige Amerikaner von den Kampfpiloten zur Formel 1 und an die Stelle von Tom Cruise als Maverick tritt Brad Pitt als Sonny Hayes.
Einst war dieser ein großes Talent im Formel 1-Zirkus, doch vor 30 Jahren beendete ein Unfall beim Grand Prix von Spanien nicht nur abrupt diese Karriere, sondern führte auch zu einem Bruch in seinem Leben. Ein klassischer Looser ist der inzwischen knapp 60-Jährige mit Spielsucht, Privatinsolvenz und mehreren gescheiterten Ehen, doch fahren kann er immer noch und sorgt dafür, dass sein Team die 24 Stunden von Daytona Beach gewinnt.
Der Erfolg ruft seinen ehemaligen Konkurrenten und Freund Ruben Cervantes (Javier Bardem) auf den Plan. Als Eigentümer eines Formel 1-Rennstalls, der nach acht Rennen noch keinen WM-Punkt geholt hat, steht er vor dem Bankrott und dem Verkauf seines Rennstalls. Doch Hayes soll eine Wende herbeiführen.
Wie aber diese Geschichte einer alten Freundschaft zwar durchaus Potential hat, aber kaum entwickelt wird, so bleibt auch der Gegensatz zwischen dem erfahrenen Hayes und seinem jungen Mannschaftskollegen Joshua Pearce (Damson Idris), der wohl aus Gründen der Diversität schwarz ist, weitgehend Behauptung, gewinnt aber kaum plastische Konturen.
Aber auch eine Liebesgeschichte zwischen Hayes und der technischen Direktorin seines Teams (Kerry Condon), die schon ab der ersten Begegnung vorbereitet wird, ist einerseits aufgesetzt und überflüssig und gewinnt andererseits kein Gewicht. Zu allem Überfluss kommt dann auch noch eine Intrige im Team dazu, die aber auch nicht wirklich entwickelt wird.
So hätte "F1" inhaltlich durchaus viel Potential, doch leider interessieren sich Joseph Kosinski und sein Drehbuchautor Ehren Kruger kaum für ihre Figuren und die persönlichen Beziehungen. Einzig Sonny Hayes, den Brad Pitt mit sichtlichem Vergnügen spielt, gewinnt Profil, doch davon abgesehen stehen die Formel 1-Boliden und die Rennen im Zentrum.
Mit Inserts zu Ort und Streckenplan klappert "F1" so die Rennstrecken von Silverstone über den Hungaroring und Monza bis Las Vegas und Abu Dhabi ab. Verbunden damit ist freilich auch eine sukzessive Steigerung des Teams, bei dem Hayes mit eigenwilligen und teils auch abstrusen Methoden arbeitet.
Wie diese der Fantasie der Filmemacher entsprungen sind, so verwundert auch, wie der alte Einzelgänger trotz jahrzehntelanger Formel 1-Abwesenheit ohne Vorbereitung in einen Boliden steigt und eine schnelle Runde dreht.
Andererseits ist der Film in der Schilderung des Rennablaufs mit Aufwärmrunde, Safety-Car-Phase, Überlegungen zur Reifenwahl und den Blicken in die Boxenstraße durchaus nah an der Realität. Man spürt, dass "F 1" direkt vor Ort gedreht wurde. Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton hat als Koproduzent des Films wohl den hautnahen Zugang zum Renngeschehen ermöglicht.
Mit diesem Blick einher geht freilich auch eine Werbemaschinerie, die auch die Formel 1 kennzeichnet. Denn wie im realen Rennsport kommen zwangsläufig auch im Film zahlreiche Marken ausführlich ins Bild. Nur für Kenner der Szene einen Mehrwert bieten allerdings Cameo-Auftritte realer Personen wie der Fahrer Carlos Sainz und Fernando Alonso oder von Mercedes-Chef Toto Wolff.
Zweifellos fulminant gefilmt sind zwar die Rennszenen (Kamera: Claudio Miranda) mit Totalen, die Überblick verschaffen, und Point-of-View-Aufnahmen der Fahrer, die mitten ins Rennen versetzen, doch wirkliche Spannung kommt kaum auf. Zu kurzatmig sind dazu diese Szenen, beschränken sich auf spektakuläre Momente und Unfälle, während ein Rennen seine Spannung doch auch ganz entscheidend durch seine Dauer entwickelt.
Dazu kommt, dass diese Szenen nicht nur von einem Kommentator, der für Unkundige Hintergrundinformationen liefert, begleitet werden, sondern auch stets mit Songs von Don Toliver über Ed Sheeran bis Chris Stapleton unterlegt sind. Mehr als ein durchgängiger Film wirkt "F1" so wie eine Aneinanderreihung von Videoclips.
Augenfutter wird so zwar viel geboten, aber insgesamt bleibt dieser Rennfahrerfilm gerade im Vergleich mit Michael Manns "Ferrari" (2022), James Mangolds "Le Mans 66 – Gegen jede Chance" (2019) oder auch Ron Howards "Rush - Alles für den Sieg" (2013), die von der starken Figurenzeichnung und der Konfrontation gegensätzlicher Charaktere lebten, eine hohle Angelegenheit.
F1
USA 2025
Regie: Joseph Kosinski
mit: Javier Bardem, Brad Pitt, Kerry Condon, Damson Idris, Callie Cooke, Kim Bodnia
Länge: 148 min.
Läuft derzeit in den Kinos.
Trailer zu "F1"
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