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AutorenbildWalter Gasperi

Der Preis des frühen Ruhms: Zum 100. Geburtstag von Judy Garland


Schon mit 17 Jahren stieg Judy Garland 1939 mit "The Wizard of Oz" zum Star auf, doch im Kontrast zu ihren glanzvollen Rollen - vor allem in Musicals - war ihr Leben von persönlichen Krisen sowie Tabletten- und Medikamentensucht gekennzeichnet. Am 10. Juni wäre Garland, die schon 1969 im Alter von nur 47 Jahren starb, 100 Jahre alt geworden.


"Somewhere over the Rainbow" sang Judy Garland in hellblauem Kleid und roten Glitzerschuhen als 17-jährige in "The Wizard of Oz". Mehr noch als als Schauspielerin feierte sie als Sängerin Triumphe. Wie sie sich in diesem Musical als kleine Dorothy aus dem ländlichen Kansas in eine Märchenwelt träumt und nach einer Gehirnerschütterung zumindest im Traum auch dort landet, so träumte ihre Mutter schon früh, ihre drei Töchter zu Stars zu machen. Doch nur die kleinste von ihnen, die am 10. Juni 1922 in Grand Rapids, Minnesota geborene Ethel Gumm, die sich ab 1934 Judy Garland nannte, schaffte den Durchbruch: Auf Anhieb nahm sie der mächtige MGM-Boss Louis B. Mayer 1935 nach einem Vorsingen unter Vertrag.


Nicht nur diese Namensänderung verarbeitete George Cukor zwei Jahrzehnte später im großartigen Melodram "A Star is Born" (1954) , wenn dort aus Esther Blodgett Vicky Lester wird, sondern auch ihren kometenhaften Aufstieg, der im Film gleichzeitig mit dem Niedergang ihres Entdeckers Norman Maine (James Mason) korrespondiert.


Zum großen Comeback des einstigen Kinderstars sollte dieser Film werden, doch bei der Erstaufführung flopte dieses Meisterwerk beim Publikum und auch bei den Oscars unterlag Judy Garland gegenüber Grace Kelly, die die begehrte Statuette für ihre Rolle in "The Country Girl" (1954) gewann.


Wie schwierig Garlands Leben schon zu Zeiten der Dreharbeiten von "The Wizard of Oz" war, zeigt Rupert Goold in seinem Biopic "Judy" (2019). Der Fokus liegt darin zwar auf den letzten Lebensmonaten des Stars, die von Tabletten- und Medikamentensucht schwer gezeichnet, einen Neustart mit einer Konzertreihe in London anstrebt, doch Rückblenden zeigen, wie sie schon als Kinderstar bei MGM von Meyer mit Aufputsch- und Schlafmitteln sowie mit appetithemmenden Pillen in die Sucht getrieben worden sein soll.


Für die Studios waren die Stars eine Investition, mit der man das große Geld machen wollte. Dafür nahm man sich auch das Recht heraus, ihnen nicht nur einen attraktiven Künstlernamen zu verpassen, sondern auch sonst über sie zu bestimmen und sie auf ein Rollenmuster festzulegen.


Nach dem Erfolg von "The Wizard of Oz" festigte Garland mit weiteren Musicals wie "Babes in Arms" 1939), "Ziegfeld Girl" (1941) und "Babes on Broadway" (1941) ihren Ruhm und brillierte in Vincente Minnellis berauschendem Kleinstadtporträt "Meet Me in St. Louis" (1944) als das nette All-American-Girl von nebenan.


Unter der Regie Minnellis, mit dem sie von 1945 bis 1951 auch verheiratet war, entstand mit "The Pirate" (1948), in dem sie an der Seite von Gene Kelly spielte, ebenso noch ein großes Musical wie mit Charles Walters´ "Easter Parade" (1948), in dem Fred Astaire Garlands Partner war. Im Gegensatz zu dieser lichten, heilen und farbenfrohen Welt ihrer MGM-Filme war ihr Privatleben aber alles andere als glücklich.


Vier Ehen scheiterten, bei den Dreharbeiten galt sie als äußerst schwierig und als es wiederholt zu Verzögerungen und Skandalen kam, wurde sie 1950 aus ihrem Vertrag entlassen. Große Erwartungen setzte sie in "A Star is Born", als diese sich aber nicht erfüllten, zog sie sich vom Filmgeschäft weitgehend zurück, trat nur noch in wenigen Dramen wie Stanley Kramers "The Judgement of Nuremberg" (1961) auf, der ihr nach „A Star is Born“ die zweite Oscar-Nominierung einbrachte.


Erfolge feierte sie dagegen mit Fernsehshows, vor allem aber auf der Bühne. Sie tourte quer durch die USA und gab im Laufe ihres Lebens mehr als 1500 Konzerte. Von den USA übersiedelte sie in den späten 1960er Jahren nach London, wo sie ein Engagement für eine fünfwöchige Konzertreihe im Nachtclub "Talk of the Town" annahm. Eindrücklich vermittelt hier das Biopic "Judy" nicht nur ihre grandiose sängerische Qualität, sondern auch ihren angeschlagenen psychischen Zustand, wenn sie betrunken auf der Bühne steht und das Publikum beschimpft.


Große Bedeutung gewann Garland aber auch für die LGBTQ+-Community. Zufall dürfte zwar sein, dass es nur fünf Tage nach ihrem Tod durch eine Überdosis Schlaftabletten am 22. Juni 1969 in der New Yorker Homosexuellen-Kneipe Stonewall Inn zu Protesten gegen Kontrollen der Polizei kam, dennoch wurde dieses wichtige Ereignis der amerikanischen Schwulen- und Lesbenbewegung immer wieder mit dem Hollywood-Star in Beziehung gesetzt. Umstritten ist auch, ob ein Zusammenhang zwischen der Regenbogenfahne und ihrem legendären Song "Over the Rainbow" besteht, unbestritten ist sie aber eine Ikone der LGBTQ+-Bewegung.


Trailer zu "A Star Is Born" (1954)




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