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  • AutorenbildWalter Gasperi

Zeitlos schön und fürstlich elegant: Grace Kelly


To Catch a Thief (Alfred Hitchcock, 1954)

Nur sechs Jahre und elf Filme dauerte die Hollywood-Karriere von Grace Kelly, ehe sie 1956 durch ihre Hochzeit mit Fürst Rainier III. zur Fürstin von Monaco aufstieg. Dennoch ist der Ruhm dieser klassischen Hitchcock-Blondine ungebrochen. Das Kinok widmet der 1982 verstorbenen Oscar-Preisträgerin anlässlich ihres 90. Geburtstags eine Filmreihe.


Grace – Ihr Name ist Programm: Anmut und zeitlose Eleganz strahlte die am 12. November 1929 als Tochter des Bauunternehmers und dreifachen Ruder-Olympiasiegers John Brendan Kelly in wohlhabende Verhältnisse geborene Grace Kelly stets aus. Extravagantes Auftreten und Kleidung hatte sie nie nötig. Nicht nur zum Hollywoodstar und Fürstin von Monaco, sondern auch zur Stilikone stieg sie so auf. Nach ihrer Handtasche wurde der „Kelly Bag“ benannt, die Art wie sie edle Seidentücher um den Kopf legte, unter dem Kinn kreuzte und im Nacken knotete, wird auch als „Kelly Style“ bezeichnet.


Schon früh begeisterte sie sich fürs Schauspielen, spielte in der Klosterschule, die die von ihrer deutschstämmigen Mutter streng erzogene Katholikin besuchte, regelmäßig im Krippenspiel und absolvierte nach dem Schulabschluss gegen den Willen ihrer Eltern eine Schauspielausbildung. Parallel dazu arbeitete sie auch als Fotomodell, erhielt zunächst die bescheidene Gage von 7,50 Dollar pro Stunde, stieg aber innerhalb eines Jahres mit einem wöchentlichen Gehalt von etwa 400 Dollar zu einem der bestbezahlten Models von New York auf.


Nach mäßigem Erfolg am Theater wirkte sie Anfang der 1950er Jahre in mehreren Live-Fernsehproduktionen mit, ehe Hollywood auf sie aufmerksam wurde. Nur zwei Minuten dauerte ihr Auftritt in Henry Hathaways „Fourteen Hours“ (1951), in dem sie eine junge Frau spielte, die die Scheidung von ihrem Ehemann überdenkt, dennoch engagierte Fred Zinnemann die noch unerfahrene Schauspielerin für die weibliche Hauptrolle im Western „High Noon“ (1952). Star des Films war zwar Gary Cooper, der als Sheriff von den Bewohnern einer Kleinstadt im Stich gelassen wird, als sich eine Gangsterbande nähert, und bewusst zurückhaltend spielte Kelly Coopers pazifistische Ehefrau, dennoch brachte dieser Film ihren Durchbruch.


Die Suche nach einer - neben Ava Gardner - zweiten Hauptdarstellerin für John Fords Großwildjägerfilm „Mogambo“ (1953) führte MGM zu Grace Kelly. Ein Vertrag wurde ausgehandelt, der sie sieben Jahre ans Studio binden und zum Dreh von jährlich drei Filmen verpflichten sollte, gleichzeitig konnten aber auch andere Studios sie ausleihen.


Das Engagement für diesen Mix aus Liebes- und Abenteuerfilm brachte der 23-Jährigen nicht nur eine Reise zu den Außenaufnahmen nach Ostafrika, sondern auch eine Golden Globe- und Oscarnominierung. Schon im folgenden Jahr folgte der Oscar als beste Hauptdarstellerin für ihre Verkörperung der Ehefrau eines Alkoholikers in George Seatons „The Country Girl“ (1954).


Trotz dieser Auszeichnung gelten als Höhepunkt von Grace Kellys schauspielerischer Karriere dennoch zweifellos die drei Filme, die sie mit Alfred Hitchcock drehte. Der „Master of Suspense“ fand in ihr nach Ingrid Bergman wieder eine seiner klassischen Blondinen, die einerseits die Leidenschaft hinter der kühlen Fassade spüren lässt, andererseits immer stilsicher und elegant auftritt. Begeistert schwärmte der Meisterregisseur: „Sie ist ein schneebedeckter Berg, und wenn der Schnee schmilzt, entdeckt man darunter einen glühenden Vulkan.“


So spielte sie in der Theaterverfilmung „Dial M for Murder“ (1954) eine Frau, die ihr Ehemann wegen ihres Geldes ermorden lassen will. Passend zu ihrer Herkunft war sie anschließend in „Rear Window“ (1954) eine Frau aus gehobenem Haus, die ihren wegen eines Gipsbeins auf einen Rollstuhl angewiesenen Freund, dazu drängen will, dass er sie endlich heiratet.


In die Region ihres zukünftigen Lebens als Fürstin von Monaco führte sie dagegen die Krimikomödie „To Catch a Thief“ (1954), die an der Côte d´Azur spielt. Bestens harmonieren hier Kelly und Cary Grant, die sich als Millionärin und Meisterdieb ein hinreißendes Katz-und-Maus-Spiel liefern und schließlich selbstverständlich zueinander finden.


Auch ihre letzten beiden Filme spielen schon mit ihrer Zukunft an der Seite von Fürst Rainier III. von Monaco, den sie 1955 während der Filmfestspiele von Cannes kennengelernt hatte. Ein Probelaufen fürs reale Leben als Fürstin von Monaco bot beispielsweise Charles Vidors Liebeskomödie „The Swan“ (1965). Kelly ist darin als Prinzessin zu sehen, an der der zur Heirat auserkorene Kronprinz (Alec Guinness) scheinbar nicht interessiert ist. Und auf die High Society und die Empfänge im Fürstentum bereitete sie gewissermaßen das Musical „High Society“ (1956) vor, in dem sie eine schöne und reiche junge Frau spielte, die ihre wahren Gefühle erst entdecken muss.


Nach ihrer Heirat mit Rainier III. am 19. April 1956 zog sich die 27-Jährige völlig vom Filmgeschäft zurück und widmete sich als Landesmutter repräsentativen und wohltätigen Aufgaben. Nicht ohne Krisen verlief das Leben des Fürstenpaars und ihrer drei Kinder, auch der Versuch in den 1970er Jahren ins Filmgeschäft zurückzukehren, führte zu Enttäuschungen. Gleichzeitig fand sie aber im Rezitieren von Lyrik und im Anfertigen von Collagen aus getrockneten und gepressten Blumen neue Hobbys.


Allzu früh verstarb diese Stilikone zwar am 13. September 1982 bei einem Autounfall, bei dem ihr Rover, in dem auch ihre jüngste Tochter Stéphanie saß, in einer Haarnadelkurve von der Straße abkam und 40 Meter in die Tiefe stürzte, doch die reiche Rezeption belegt ihren ungebrochenen Ruhm: Andy Warhol gestaltete 1984 ein Porträt von ihr, die Punkrock-Band Die Ärzte veröffentlichte 1983 einen Song mit dem Titel „Grace Kelly“, dem Briten Mika gelang 2007 ein Hit mit „Grace Kelly“ und 2012 kam unter dem Titel „Grace of Monaco“ ein – allerdings weder bei Kritik noch beim Publikum erfolgreiches – Biopic mit Nicole Kidman in der Hauptrolle in die Kinos.


Weitere Infos zur Retrospektive im St. Galler Kinok finden Sie hier


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