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Vorschau auf die 61. Solothurner Filmtage (21. – 28.1. 2026)

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 17 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit
61. Solothurner Filmtage: Schaufenster des Schweizer Films
61. Solothurner Filmtage: Schaufenster des Schweizer Films

Die Solothurner Filmtage (21. – 28.1. 2026) bieten mit 93 Lang- und 71 Kurzfilmen wieder einen Überblick über das aktuelle Schweizer Filmschaffen. Dazu kommen Spezialprogramme zur Genfer Filmemacherin Edna Politi sowie Schweizer Filmschaffenden im New York der 1980er Jahre und dem Kitsch im Kino.


Eröffnet werden die 61. Solothurner Filmtage mit dem Dokumentarfilm "The Narrative", in dem Bernard Weber und Martin Schilt die Geschichte von Kweku Adoboli erzählen, der 2011 in London für einen großen Verlust der UBS verantwortlich gemacht wurde. "The Narrative" ist dabei in mehrfacher Hinsicht typisch für die aus 478 Einreichungen ausgewählten 164 Filme. Denn einerseits geben die Dokumentarfilme mit 68% den Ton an, andererseits werfen – laut Presseinformation – wie "The Narrative" viele Filme einen sowohl differenzierten als auch empathischen Blick auf ihre Protagonist:innen.


"The Narrative" konkurriert mit sieben weiteren Filmen um den mit 60.000 Schweizer Franken dotierten Prix de Soleure. David Bernet präsentiert in dieser Sektion den Dokumentarfilm "Solidarity", in dem anhand von fünf Protagonisten in den Krisenherden Belarus, Ukraine und Gaza sowie Israel die positiven als auch die negativen Seiten der Solidarität aufzeigt werden. In Nicolas Wadimoffs "Qui vit encore" erzählen dagegen neun Flüchtlinge aus Gaza von ihrem früheren Leben.


Gregor Brändli wiederum wirft in "Elephants & Squirrels" einen neuen Blick auf die Kolonialzeit, wenn er eine sri-lankische Künstlerin und den Anführer einer indigenen Gemeinschaft begleitet, die die Rückgabe menschlicher Überreste aus Basler Museen Fordern. Jonas Meier spürt dagegen in "Social Landscapes" der Frage nach der Veränderung des Blicks auf Landschaften durch Online-Quellen nach.


Bei den drei Spielfilmen zeichnet Jacqueline Zünd in "Don´t Let the Sun" ein düsteres Bild der Zukunft, wenn Menschen in einer unerträglich heißen Großstadt zunehmend vereinsamen. Marie-Elsa Sgualdo entführt dagegen in "À bras-le-corps" in ein jurassisches Grenzdorf des Zweiten Weltkriegs und lässt eine 15-Jährige gegen die Heuchelei aufbegehren. Nicholas Steiner schließlich erzählt in "Sie glauben an Engel, Herr Drowak" von einer Studentin, an deren Schreibkurs nur ein einziger verbitterter Misanthrop teilnimmt.


In der Sektion Visioni, die ersten und zweiten Filmen vorbehalten ist, konkurrieren sechs Filme um den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Preis. Leigh Iacobucci porträtiert in "A Free Daughter of Free Kyrgyzstan" eine Aktivistin und Sängerin, die ihre Stimme nutzt, um gegen die Unterdrückung der Frauen in Kirgisistan zu protestieren. Dino Hodic, der als Kind in der Schweiz Asyl fand, kehrt dagegen in "Nessuno vi farà del male" nach Srebrenica zurück, wo einen der wenigen Überlebenden des Massakers trifft.


Während Anstshi von Moos in "Unter Pflanzen" mit einem Forschungsteams den chemischen Geheimnissen von Pflanzen nachspürt, blicken Amèlie Bargetzi und Christelle Jomod in "Les Chasseresses" auf vier junge Walliserinnen, die sich mit ihrer Leidenschaft für die Jagd in einer Männerdomäne behaupten müssen. Dazu kommt mit Gwennael Bolomeys "La vallée" ein Dokumentarfilm über einen Filmemacher, der ins Tal seiner Kindheit zurückkehrt, sowie mit Julius Weigels "Solo Show" der einzige Spielfilm. In dessen Mittelpunkt steht ein Kunststudent, der nicht nur seine erste Einzelausstellung vorbereitet, sondern auch seinen Platz im Leben sucht.


Auch im Wettbewerb um den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Prix du public geben die Dokumentarfilme den Ton an, finden sich doch nur zwei Spielfilme unter den acht ausgewählten Produktionen. Fiktional erzählt so Zamo Mkhwanazi im 1968 spielenden "Laundry" von einem jungen Südafrikaner, der zwischen seinen musikalischen Träumen und dem Kampf gegen die Apartheid hin- und hergerissen ist. Erik Bernasconi erzählt dagegen in seinem in den 1970er Jahre spielenden "Becaària" von einem Teenager, der einen Sommer bei einer Tessiner Bauernfamilie verbringt.


Stina Werenfels spürt im Dokumentarfilm "Hischfeld – Unbekannter Bekannter", dem Schicksal des Theaterregisseurs Kurt Hirschfeld nach, der während der NS-Zeit das Schauspielhaus Zürich zu einem Zentrum des kulturellen Widerstands machte, während Fabian Chiquet in "Imagine Peace" die 99-jährige Edith Ballantyne, die viele Jahre Präsidentin der "Women´s International League for Peace and Freedom" war, über ihr Leben erzählen lässt.


Mateo Ybarra wiederum blickt in "Camp d´été auf ein großes Pfadfinder:innen-Treffen in den Schweizer Bergen, während Benoît Goncerut in "Be Boris" seinen arbeitslosen cinephilen Jugendfreund Boris porträtiert. Anne-Frédérique Widmann widmet sich in "Freedom – Le destin de Shewit", einer 16-Jährigen, die aus Eritrea geflohen ist und in der Schweiz auf ein freies Leben hofft, und Maria Kaur Bedi und Satindar Singh Bedi begleiten in "Kalari Kid – She Hits Back" zwei junge Inderinnen, die sich in der frauenfeindlichen indischen Gesellschaft mit der Kampfkunst Kalari ihren Raum zurückerobern.


Dazu kommen in der Schiene Panorama Filme, die schon in den Kinos liefen oder noch laufen wie Petra Volpes "Heldin", Stefan Haupts "Stiller", Johanna Moders "Mother´s Baby", Pierre Monnards "Hallo Betty" oder Chris Niemeyers "Love Roulette", aber auch noch nicht gestartete Filme wie Thomas Stubers "Der Frosch und das Wasser" oder Milagros Mumenthalers "Las corrientes".


Neben Familienfilmen wie "Der Prank" und "Mary Anning" und Kurzfilmen kommt in dieser Schiene aber auch der Dokumentarfilm unter anderem mit Simon Helblings "Game Over – Der Fall der Credit Suisse", Fabienne Steiners "Fitting in", Anka Schmids "Melodie" oder Christian Freis "Blame" nicht zu kurz.


Innovatives Kino steht im Zentrum der Schiene Panorama – Andere Erzählformen, während in der Sektion Fokus dem Kitsch im Kino nachgespürt wird. Die Bandbreite der dabei präsentierten sechs Filme spannt sich von Chantal Akermans "Golden Eighties" bis zu Lucile Hadžihalilovićs "La Tour de glace".


Die Sektion Rencontre stellt dagegen das Werk der 1948 geborenen Genfer Filmemacherin Edna Politi vor. Aber auch in der Schiene Histoires wird unter dem Titel "Downtown New York" mit dem Blick auf Schweizer Filmschaffende im New York der 1980er Jahre Filmgeschichte aufgearbeitet.


Dazu kommen Diskussionen, die die Filmerlebnisse vertiefen sollen, ein Animationsfilm-Workshop für Kinder, eine Themenführung, die einen Blick hinter die Kulissen der Filmtage ermöglicht, sowie mehrere Konzerte.



Weitere Informationen und Programmheft finden Sie hier.



Trailer zu den 61. Solothurner Filmtagen



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