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Mother´s Baby

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • 19. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit
"Mother´s Baby": Starker Mix aus Drama über postnatale Depression und Belastungen der Mutterschaft und packendem Thriller.
"Mother´s Baby": Starker Mix aus Drama über postnatale Depression und Belastungen der Mutterschaft und packendem Thriller.

Der Kinderwunsch entwickelt sich für eine Dirigentin zu einem Albtraum, als sie nach der Geburt keine Beziehung zu ihrem Baby aufbauen kann und ihr Verdacht wächst, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt: Johanna Moders Drama über postnatale Depression und die Belastungen der Mutterschaft entwickelt sich souverän zum ebenso subtilen wie packenden Thriller.


Nach ihrer Komödie "High Performance – Mandarinen lügen nicht" (2014) und ihrer Tragikomödie "Waren einmal Revoluzzer" (2019) gibt es in Johanna Moders drittem Spielfilm nichts mehr zu lachen. Ein Glücksmoment schenkt die 46-jährige Grazerin zwar noch mit der Auftaktszene, in der das etwa 40-jährige Paar Julia (Marie Leuenberger) und Georg (Hans Löw) einen Vergnügungspark besucht, aber schon in der nächsten Szene rückt die Belastung des bislang unerfüllten Kinderwunschs ins Zentrum.


Doch der Gynäkologe und Fruchtbarkeitsspezialist Dr. Vilfort (Claes Bang) verspricht in seiner privaten Kinderwunsch-Klinik "Lumen Vitae" eine Lösung. Ein Konzert bietet noch kurz Einblick in Julias Beruf als erfolgreiche Dirigentin, die nach einem Konzert von allen gefeiert wird, schon folgt die Schwangerschaft und eine Geburt, die alles andere als leicht ist.


Nachdem Moder die Handlung zunächst zügig vorantrieb, lässt sie sich viel Zeit für diese Geburtsszene. Im genauen Blick werden die Schmerzen Julias fast physisch spürbar, fern ist hier jeder Eindruck von einem Glücksmoment. Tatsächlich gibt es Komplikationen, doch Arzt und Hebamme beruhigen das Paar immer wieder, bis das Baby sofort nach der Entbindung aus dem Zimmer gebracht wird.


Julia und Georg werden sich selbst überlassen, wissen nicht was los ist, erhalten dann die Nachricht, dass man ihr Kind auf die Neonatologie gebracht hat. Wie diese Szene ist der ganze Film aus der Perspektive Julias erzählt. Konsequent auf dem Wissenstand der von Marie Leuenberger mit großer Intensität gespielten Mutter erleben die Zuschauer:innen ihre zunehmende Verunsicherung mit.


Nach einiger Zeit bringt Dr. Vilfort zwar das Baby zurück, erklärt, dass alles normal sei, doch Julia wirkt verunsichert, verhält sich ihrem Kind gegenüber distanziert. Konzentriert entwickelt Moder die Handlung weiter, wenn klassische Szenen von Babyparty mit Eltern und Verwandten bis zur Freude von Georg am Kind folgen.


Doch für Julia stellen sich zunehmend Momente der Irritation ein: Zu ruhig scheint ihr das Kind, das auch bei lauter Musik nicht schreit, sodass sie zum Test direkt neben dessen Ohr ein Quietschspielzeug drückt oder dessen Schmerzempfindlichkeit testet, indem sie es in die Brust zwickt. Mehrfach sucht sie Ärzte auf, doch immer wieder wird ihr bestätigt, dass mit dem Kind alles in Ordnung sei.


Während in Julia der Verdacht wächst, dass Dr. Vilfort und sein Team nach der Geburt etwas mit dem Baby gemacht haben, glauben Georg und Bekannte zunehmend, dass sie an einer postnatalen Depression leidet und professionelle Hilfe braucht.


Sukzessive schleichen sich so in das Drama, das auch durch die bestechende realistische Verankerung Dichte entwickelt, Thrillermomente ein. Das durchgängig kalte Licht evoziert ebenso eine beklemmende Atmosphäre wie die Dominanz von Blau-, Grün- und Grautönen, während Rot nahezu ganz aus dem Film verbannt ist. Dazu kommt bei den Außenszenen eine winterlich kahle Allee.


Aber auch die vielfach geringe Schärfentiefe, die den Hintergrund verschwimmen lässt und den Blick ganz auf die Figuren lenkt, verstärkt die Verunsicherung. Wecken Kamerafahrten und -perspektiven sowie die Musik zunächst dezent Thrillerspannung, so intensiviert Moder sukzessive diese Stoßrichtung bis zum furiosen Finale.


Diese Entwicklung hätte man freilich schon angesichts des Titels "Mother´s Baby" erahnen können, der unübersehbar an Roman Polanskis Klassiker "Rosemary´s Baby" (1968) anspielt. Hier wie dort wird von den Belastungen der Mutterschaft erzählt, aber auch die Angst durch die Auszeit im Beruf den Anschluss zu verlieren, thematisiert Moder.


Ein starker Mix zwischen Drama und Thriller, der im Finale auch von Michael Crichtons Krankenhausthriller "Coma" (1978) inspiriert sein dürfte, ist Moder so gelungen, der mit seinem sorgfältig aufgebauten Drehbuch und der handwerklich auf allen Ebenen hervorragenden Arbeit dichte Unterhaltung mit Tiefgang bietet. Zu verdanken ist das auch dem bis in den Nebenrollen hervorragenden Ensemble. Da überzeugt Hans Löw ebenso als liebevoller Ehemann, dem aber die Überspanntheit und die Verdächtigungen seiner Frau zunehmend zu viel werden, wie Claes Bang als charismatischer Arzt, hinter dessen charmanten und immer hilfsbereiten Fassade vielleicht doch Abgründe lauern.

 


Mother´s Baby

Österreich / Deutschland / Schweiz 2025

Regie: Johanna Moder

mit: Marie Leuenberger, Hans Löw, Claes Bang, Julia Franz Richter, Nina Fog, Andreas Ortner

Länge: 108 min.

 


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen und im Skino Schaan. - Ab 24.10. in den österreichischen Kinos und ab 20.11. in den deutschen Kinos.


Trailer zu "Mother´s Baby"



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