Mit dem männlichen Blick wird gebrochen, wenn Luzia Schmid in "Trained To See – Three Women And The War" drei US-Kriegsreporterinnen durch den Zweiten Weltkrieg folgt, Sabine Gisiger in "The Mies van der Rohes" nicht den berühmten Architekten, sondern seine Tochter Georgia ins Zentrum stellt, und Elena Avdija in "Cascadeuses" drei Stuntfrauen porträtiert.
Weitgehend männlich besetzt ist die Kriegsberichterstattung, nur wenige Frauen gab es in diesem Beruf im Zweiten Weltkrieg. Mit den Amerikanerinnen Martha Gellhorn (1908 - 1998), der Life-Fotoreporterin Margaret Bourke-White (1904 - 1971) und der Kriegsfotografin Lee Miller (1907 - 1977) wählte Luzia Schmid wohl die drei berühmtesten für ihren Dokumentarfilm "Trained To See – Three Women And the War" aus.
Die Biographie der drei Frauen wird ausgespart, auf ihre Kriegserfahrungen konzentriert sich Schmid und spannt den Bogen vom Kriegseintritt der USA nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7.12. 1941 bis zur Kapitulation Nazi-Deutschlands am 7. Mai 1945. Auf jeden Off-Kommentar verzichtet Schmid, vertraut auf der Textebene ganz auf Artikel, Notizen und Briefe der drei Protagonistinnen, während auf der Bildebene deren Fotos durch Filmmaterial aus den National Archives in Washington ergänzt werden.
Einen anderen Blick auf den Zweiten Weltkrieg eröffnet der Film mit den Berichten der Frauen von der Befreiung Italiens, der Landung in der Normandie, an der Gellhorn nur mittels eines Tricks teilnehmen konnte, der Befreiung von Paris und dem Einmarsch in Deutschland bis zur Befreiung der KZ Buchenwald, Dachau und eines kleines Lagers bei Leipzig, die mit immer noch schwer zu ertragenden Bildern von Leichenbergen dokumentiert werden.
Nicht an vorderster Front wurden die drei Frauen eingesetzt, sondern fotografierten vielmehr im Hinterland die GIs im Alltag oder auch ungeschönt in Lazaretten die schweren Verletzungen von Soldaten. – Kaum verwundern kann, dass diese Bilder vom Pentagon zensuriert wurden. Nicht fehlen darf aber auch Millers berühmtes Foto mit ihr in der Badewanne in Hitlers Privathaus in München.
In großartiger Verbindung der Texte und des brillant montierten Bildmaterials gelingt es Schmid in dichter Erzählweise schlüssig und stringent die Entwicklung des Krieges nachzuzeichnen, aber auch - und vor allem - ein eindrückliches Bild dieser unabhängigen Frauen zu zeichnen.
Wie man bei Kriegsreportagen immer nur an Männer denkt, so liegt der Fokus auch bei Mies van der Rohe immer auf dem legendären Architekten. Die Autobiographie von dessen Tochter Georgia regte Sabine Gisiger aber an in "The Mies van der Rohes" aus der Perspektive dieser 1914 geborenen Frau ihre Geschichte und die ihrer Familie zu erzählen.
Formal ist das konventionell, auch recht hausbacken gemacht, wenn Gisiger eine Filmemacherin als ihr Alter Ego die von Anna Thalbach gespielte Georgia interviewen und ausschließlich mit originalen Aussagen Georgias die Familiengeschichte erzählen lässt. Rund wird aber über Archivmaterial auch ein Einblick in die Zeit von der individuellen Befreiung durch Ausdrucktanz in den 1920er Jahren über die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Berlin 1936 bis zum zerbombten Nachkriegs-München geboten.
Einerseits wird so ein stimmiges Porträt dieser Frau und ihrer Mutter gezeichnet, die immer im Schatten des Übervaters standen, andererseits wird mit dem Blick Georgias eine andere Seite des berühmten Architekten sichtbar. Denn sein Schaffen spielt hier kaum eine Rolle, herausgearbeitet wird dafür seine kalte Rationalität, in der Familiensinn keinen Platz hatte.
Männlich dominiert ist auch der Beruf des Stuntman und in Elena Adijas Dokumentarfilm "Cascadeuses" erfährt man auch, dass einst Männer Schauspielerinnen in Stuntszenen doubelten. Mit Virginie, Petra und Estelle porträtiert Adija nun aber drei Stuntfrauen. In Parallelmontage bietet sie sowohl Einblick in ihre Familiensituation wie ins harte Training und Stuntszenen.
Männlich dominiert ist auch der Beruf des Stuntmans und in Elena Adijas Dokumentarfilm "Cascadeuses" erfährt man auch, dass einst Männer Schauspielerinnen in Stuntszenen doubelten. Mit Virginie, Petra und Estelle porträtiert Adija nun aber drei Stuntfrauen. In Parallelmontage bietet sie sowohl Einblick in ihre Familiensituation wie ins harte Training und Stuntszenen. en in dem dank der starken Präsenz der Protagonistinnen und der dichten Verschränkung der drei Frauen durch überzeugende Montage kraftvollen und spannenden Film, aber auch Geschlechterrollen speziell in Thrillerns, in denen Frauen meist die Opferrolle zugeschrieben wird, hinterfragt.
Weitere Berichte: - Vorschau auf die 58. Solothurner Filmtage - Jenseits der Eidgenossenschaft: "This Kind of Hope", "The DNA of Dignity", "My Land Within"
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