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Zikaden

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • 7. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit
"Zikaden": Nina Hoss und Saskia Rosendahl als zwei Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus
"Zikaden": Nina Hoss und Saskia Rosendahl als zwei Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus

Nina Hoss und Saskia Rosendahl brillieren in Ina Weisses unaufgeregtem Drama als zwei Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus, die mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben.


Nach Auftritten als Schauspielerin in zahlreichen Fernsehfilmen legte Ina Weisse 2008 ihr Regiedebüt "Der Architekt" vor, in das autobiographische Erfahrungen mit ihrem als Architekt arbeitenden Vater einflossen. 2019 folgte dann der Spielfilm "Das Vorspiel", bei dem sie mit Nina Hoss arbeitete.


Mit "Zikaden" legt Weisse nun ihren dritten Spielfilm vor. Wieder spielt Nina Hoss die Hauptrolle, fast gleichwertig neben ihr steht aber Saskia Rosendahl. Zwei Frauen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus stellt die deutsche Filmemacherin so in den Mittelpunkt. Während die 48-jährige Isabell (Nina Hoss) als Architektin, die als Immobilienmaklerin arbeitet dem gehobenen Bürgertum angehört, lebt die 30-jährige Anja (Saskia Rosendahl) am unteren Rand der Gesellschaft.


Erstere belasten nicht nur Eheprobleme mit ihrem französischen Mann (Vincent Macaigne), sondern vor allem die Sorge um die Eltern, von denen der Vater nach einer Gehirnblutung Sprachprobleme hat und auf einen Rollstuhl angewiesen ist.


Anja dagegen ist als alleinerziehende Mutter überfordert, hat immer nur Gelegenheitsjobs, die sie bald wieder verliert. Ihre aufgrund ihrer Arbeit oft alleingelassene etwa vierjährige Tochter Greta streift – ähnlich wie die alleingelassenen Kinder in Sean Bakers "Florida Project" - mit zwei etwas älteren Jungs durch die Gegend um das Haus im ländlichen Brandenburg, bettelt bald an einer Tankstelle bei Kunden um Geld für ein Eis, versucht gepflückte Blumen zu verkaufen oder stochert in einem im Wald gefundenen Tierkadaver.


Verankert in der brandenburgischen Provinz, die Kamerafrau Judith Kaufmann in lichtdurchfluteten Sommerbildern atmosphärisch dicht einfängt, entwickelt sich so auf drei Ebenen ein unaufgeregtes und leises Drama. Weisse forciert nichts, sondern lässt den Figuren und Szenen Zeit und Raum. Zufällig lässt sie so Isabell und Anja sich begegnen, ein Gespräch beginnen und langsam sich näherkommen.


Kaufmanns dynamische Kamera vermittelt immer wieder den Stress, unter dem Anja durch die Doppelbelastung von Beruf und Sorge um die kleine Tochter steht, während dieser Stil bei Isabell die Anspannung und Belastung der Verantwortung für die Eltern angesichts fehlender oder mehrfach erkrankender Pfleger erfahrbar macht.


Getragen von zwei starken Hauptdarstellerinnen, aber auch der großartigen Yvon Moltzen als kleine Greta und Weisses eigenen Eltern, die sehr lebensecht die Filmeltern spielen, entwickelt sich so ein vielschichtiges und weitläufiges Drama, das viele Problemfelder anspricht und plastisch vermittelt.


Genau fängt Weisse alltägliche Situationen ein und auch die unaufgeregte Erzählweise überzeugt. Andererseits sorgt aber letztere auch dafür, dass der Film mehr dahinplätschert als wirklich Sog und Kraft zu entwickeln.

 


Zikaden Deutschland / Frankreich 2025 Regie: Ina Weisse mit: Nina Hoss, Vincent Macaigne, Saskia Rosendahl, Thorsten Merten, Camille Loup Moltzen Länge: 100 min.



Läuft jetzt in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen und beim Filmfest in Schaan.



Trailer zu "Zikaden"

 

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