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  • AutorenbildWalter Gasperi

Vorschau auf die 57. Solothurner Filmtage (19. – 26.1. 2022)

Aktualisiert: 17. Jan. 2022


Als Präsenzveranstaltung sollen die heurigen Filmtage stattfinden, die mit 157 Filmen wieder einen umfassenden Überblick über das aktuelle Schweizer Filmschaffen bieten sollen.


596 Filme (darunter 150 Langfilme) wurden für die 57. Solothurner Filmtage eingereicht, 157, davon 78 Langfilme, wurden schließlich ausgewählt. Eröffnet wird die Schweizer Filmschau mit dem Dokumentarfilm "Loving Highsmith", in dem sich Eva Vitija nach ihrem autobiographischen Debüt "Das Leben drehen – Wie mein Vater versuchte das Glück festzuhalten" mit der 1995 verstorbenen amerikanischen Schriftstellerin Patricia Highsmith auseinandersetzt.


Für den mit 60.000 Schweizer Franken dotierten Wettbewerb um den Prix de Soleure, der auf gesellschaftlich relevanten, humanistischen Filmen fokussiert, wurden heuer sechs Dokumentar- und zwei Spielfilme ausgewählt, fünf davon feiern in Solothurn Weltpremiere. Charlie Petersmann erkundet in seinem Dokumentarfilm "À ciel ouvert" eine Großbaustelle, auf der hauptsächlich Ausländer arbeiten. Lorenzo Valmonton und Thomas Szcezepanski porträtieren in "Aya" eine 50-Jährige, die in Calais einen widerspenstigen Flüchtling aus Togo beherbergt.


Lilia Ribi wiederum hat für ihren Dokumentarfilm "(Im)mortels" über Jahre ihre 100-jährige Großmutter gefilmt und geht der Frage nach, was nach dem Tod kommt. Maurizius Staerkle Drux widmet sich dagegen in "L´art du silence" dem Leben des Pantomimen Marcel Marceau und Maja Tschumi verhandelt in "Rotzloch" am Beispiel von vier jungen Männern Fragen von Männlichkeit und Sexualität.


Gespannt sein darf man auch auf die Schweizer Oscar-Einreichung "Olga", in der Elie Grappe fiktiv von einer 15-jährigen ukrainischen Turnerin erzählt, die im Schweizer Exil lebt und um einen Platz in der Nationalmannschaft kämpft. Schon am Filmfestival von Locarno entdecken konnte man "Wet Sand", in dem Elene Naveriani in ruhiger Erzählweise und bestechender Bildsprache Einblick in die homophobe georgische Gesellschaft bietet.


Auch um den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Prix du Public konkurrieren mit fünf Spiel- und drei Dokumentarfilmen acht Produktionen. Mit Silvio Soldini, der in "3/19" von einer erfolgreichen Anwältin erzählt, deren Leben durch einen nächtlichen Verkehrsunfall aus der Bahn gerät, findet sich hier auch ein renommierter Regisseur. Bestens bekannt ist auch Heidi Specogna, die in ihrem Dokumentarfilm "Stand up My Beauty" mit einer Sängerin in die Straßen von Addis Abeba und die Lebenswelten äthiopischer Frauen eintaucht, während Marion Neumann in "The Mushroom Speaks" die regenerativen Fähigkeiten von Pilzen erkundet.


In Fiona Zieglers "Lost in Paradise" wird ein Enddreißiger, der über Jahre in Prag lebte, bei seiner Rückkehr in die Schweiz mit der Lebenslüge seines Vaters konfrontiert. Ein Roadmovie legen dagegen Bernhard Campan und Alexandre Jollien vor, die in "Presque" einen Bestatter und den zwar klugen, aber cerebral gelähmten Igor mit der Leiche einer alten Frau auf eine Reise nach Frankreich schicken.


In Florian Hoffmanns "Stille Post" wiederum gerät das Leben eines kurdischstämmigen Berliner Lehrers aus den Fugen, als er Kriegsbilder aus seiner Heimatstadt erhält, während Romed Wyder in "Une histoire provisoire" von einer zufälligen Begegnung einer Iranerin und eines Schweizers erzählt.. Frédéric Choffat setzt sich dagegen in seinem Dokumentarfilm "Tout Commence" mit der Frage auseinander, wie man auf die Klimakrise, den Verlust der Biodiversität und weitere globale Probleme reagieren kann und soll.


Ebenfalls mit 20.000 Franken dotiert ist der zum zweiten Mal für das beste Erstlingswerk vergebene Filmpreis "Opera Prima". Hier muss die dreiköpfige Jury zwischen sechs Dokumentarfilmen und zwei Spielfilmen ihre Entscheidung treffen. Sagar Shiriskar behandelt im Dokumentarfilm "Diaries from an Unconventional Journey" anhand einer Reise das Thema Behinderung, Désirée Pomper und Helena Müller setzen sich in "Can You Remember Me?" mit der weiblichen Genitalbeschneidung in Äthiopien auseinander.


Der Blick auf eine Theatergruppe fehlt mit Tommaso Donatis Dokumentarfilm "Forma del primo movimento" so wenig wie mit Julia Furers "Love Will Come Later" die Sehnsucht eines Marokkaners nach Liebe und seine Zerrissenheit zwischen seiner Heimat und der Traum von einem besseren Leben in Europa. In die argentinische Pampa entführt Marí Alessandrinis "Zahori", während Edwin Charmillot in "Momentum" eine Coming-of-Age-Geschichte erzählt.


Neben diesen Wettbewerben laufen im "Panorama" zahlreiche weitere Lang- und Kurzfilme, die das vergangene Schweizer Filmjahr geprägt haben. Spezielle Plattform für junge Filmschaffende bietet die Kurzfilmsektion "Upcoming".


Das Spezialprogram "Fokus" widmet sich der Zukunft des Kinos und bietet neben so unterschiedlichen Filmen wie Abbas Kiarostamis "Shirin", Mark Cousins "The Story of Looking" und "Wes Craven´s New Nightmare" auch eine Podiumsveranstaltung, bei der zwei Architekten berichten, wie man heute Kinosäle baut.


Die Sektion "Rencontre" ist heuer Jürg Hassler gewidmet, der als Regisseur ebenso wie als Kameramann und Cutter sich einen Namen machte. Neben Hasslers Regiedebüt "Krawall" (1970) werden so beispielsweise auch Thomas Imbachs "Lenz", Richard Dindos "Ernesto Che Guevara – Das Bolivianische Tagebuch" oder S. Pierre Yaméogos "Laafi – Tout va bien" gezeigt. Ergänzt werden die Filme durch zwei Gespräche mit Hassler und durch die Ausstellung "Jürg Hasslers Schachobjekte", mit der der vielseitige Künstler in den letzten 15 Jahren zu seinen Anfängen als Bildhauer zurückkehrte.


Dazu kommt ein filmhistorisches Programm mit dem Titel "Grenzgängerinnen", bei dem Filme von fünf Regisseurinnen gezeigt werden, die mit ihren Biografien und auch Arbeiten in den 1960er und 1970er Jahren einen Auf- und Ausbruch wagten.


Weitere Informationen finden Sie hier.


Trailer zu den 57. Solothurner Filmtagen




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