Unternehmen Rote Teufel – Red Ball Express
- Walter Gasperi
- 4. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs muss eine LKW-Kolonne den Nachschub für die in Frankreich schnell vorrückenden Truppen von General Patton sicherstellen. Bei Explosive Media (Verleih: Plaion Pictures) ist Budd Boettichers kompakter kleiner Kriegsfilm auf DVD und Blu-ray erschienen.
Budd Boetticher ist vor allem für den Western-Zyklus bekannt, den er in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre mit Randolph Scott drehte. Sein 1952 entstandener Kriegsfilm ist nicht so entschlackt und lakonisch wie diese Meisterwerke, aber mit 84 Minuten ähnlich kurz und kompakt. Die drei Minuten, die in der deutschen Kinoversion herausgeschnitten wurden, sind bei der bei Explosive Media erschienenen deutschen Heimkinopremiere in Originalfassung mit Untertiteln ergänzt. Absurd ist freilich zumindest aus heutiger Sicht die FSK-Freigabe ab 18 Jahren.
Die Story beruht auf der realen logistischen Operation "Red Ball Express", bei der eine Flotte von 5998 LKW und Anhängern über 412.000 Tonnen Nachschub (Munition, Nahrung und Kraftstoff) zwischen dem 25. August und 16. November 1944 zu den alliierten Armeen an der französischen Front lieferten.
Ein Off-Erzähler, der sich später als der an der Aktion beteiligte Schriftsteller Partridge (Charles Drake) entpuppt, bietet Einblick in den Hintergrund mit Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944, deutschem Widerstand bei der Rückeroberung Frankreichs und Nachschubproblemen aufgrund der schnell vorrückenden US-Truppen.
Die konkrete Handlung setzt mit der Zusammenstellung von Lastwagenfahrern und einer Fahrzeugkolonne ein. Möglichst rasch muss über 400 Kilometer der Nachschub durch ein Gebiet geliefert werden, das vermint ist und in dem immer noch Gefahr durch deutsche Hinterhalte droht.
Dazu kommt aber auch ein persönlicher Konflikt, denn Sergeant Kallek (Alex Nicol) gibt seinem Kommandanten Lieutenant Campbell (Jeff Chandler) die Schuld am Tod seines Bruders. Er glaubt nämlich, dass Campbell diesen bei einem Tankwagenunfall in den USA retten hätte können, aber aus Feigheit geflohen ist. Aber auch Konflikte zwischen den weißen und den afroamerikanischen Fahrern bleiben nicht aus.
Ungewöhnlich ist für einen Kriegsfilm nicht nur das Thema, bei dem nicht Feuergefechte, sondern – ähnlich wie in Henri-Georges Clouzots Klassiker "Lohn der Angst" - eine gefährliche Lastwagenfahrt im Zentrum steht, sondern auch die für 1952 relativ starke Präsenz von Afroamerikanern. Die Realität mit 75% afroamerikanischer Beteiligung bei dieser Aktion wird zwar bei weitem nicht abgebildet, aber immerhin wurden nach medialem Protest die für die Rollen ursprünglich vorgesehenen Italoamerikaner schließlich durch Afroamerikaner ersetzt.
Mit dieser Besetzung kann Boetticher einerseits rassistische Konflikte thematisieren, andererseits anhand der Freundschaft zwischen weißen und afroamerikanischen Soldaten und dem als antirassistisch gezeichneten Lieutenant auch für ein gleichberechtigtes und harmonisches Zusammenleben der Ethnien plädieren.
Nach dem unvermittelten Einstieg hält Boetticher auch mit wechselnden Gefahren von einem deutschen Hinterhalt über einen Bombenkrater in der Straße, der über das verminte Umland umfahren werden muss, bis zur zunehmenden Übermüdung der Soldaten seinen kleinen Genrefilm am Laufen.
Wenig überzeugend wirken dagegen einige eingestreute humoristische Momente oder eine Romanze des Soldaten Partridge mit einer Französin. Knapp, aber doch eindringlich erinnert Boetticher über diese Beziehung aber an die materielle Not der französischen Bevölkerung.
Fahrten durch eine Trümmerlandschaft, bei denen Boetticher teilweise wohl auf Archivmaterial zurückgriff, evozieren dicht das Bild zerstörter Städte, während das dramatische Finale mit einer halsbrecherischen Fahrt durch eine brennende Stadt sichtlich im Studio gedreht wurde. Vorherzusehen ist, dass bei diesem abschließenden Himmelfahrtskommando der zuvor stets mehr oder weniger offen brodelnde persönliche Konflikt zwischen dem Lieutenant und seinem Sergeanten gelöst wird.
Solide inszeniertes und gut gespieltes Genrekino wird so geboten, Tiefgang und einen kritischen Blick auf den Krieg darf man aber nicht erwarten. Vielmehr wird der Krieg als Ort gezeichnet, in dem nicht nur der Lieutenant seine Tapferkeit beweisen kann, sondern in dem auch die Truppe durch die nötige Zusammenarbeit und die Gefahren trotz ethnischer Unterschiede zusammengeschweißt wird.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras bieten neben der deutschen Kinoversion eine Bildergalerie und eine Trailershow zu weiteren bei Explosive Media erschienenen Filmen.
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