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Filmbuch: Budd Boetticher – Eine Bio- und Filmografie

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi
Budd Boetticher: Großformatige und reich bebilderte Monographie
Budd Boetticher: Großformatige und reich bebilderte Monographie

In Reinhard Webers Fachverlag für Filmliteratur ist schon 2022 eine großformatige Monografie über Budd Boetticher erschienen, der mit Drehbuchautor Burt Kennedy und Hauptdarsteller Randolph Scott in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre einige klassische Meisterwerke des Western schuf: Ein ebenso informatives wie reich bebildertes Buch.


Dem Titel entsprechend spannen die Autoren Reinhard Weber, Andrea Rennschmid und Reiner Albrecht den Bogen von der Biografie zur Filmografie. Auf die bei solchen Monografien sonst vielfach gebotenen Essays zu verbindenden Themen zwischen den Filmen oder wiederkehrenden stilistischen Besonderheiten wird verzichtet.


Der Fokus im biografischen Teil liegt auf Boettichers Privatleben mit mehreren Ehen, gescheiterten Projekten und dem sich viele Jahre hinziehenden Versuch seinen Stierkämpferfilm "Arruza" zu realisieren. Die Western des legendären "Ranown"-Zyklus werden dagegen nur kurz erwähnt. Ihre eigene Darstellung ergänzt Andrea Rennschmid dabei immer wieder durch zahlreiche Zitate vor allem aus Boettichers Autobiographie "When in Disgrace", wirklich eingearbeitet in die Darstellung werden die Quellen aber nicht.


Wie dieser Abschnitt flott zu lesen, aber nicht besonders tiefschürfend ist, so lotet auch die sich an eine mehrseitige Bildserie mit farbigen Filmstills anschließende Filmografie von Herausgeber Reinhard Weber und Reiner Albrecht den Reichtum von Boettichers Filmen letztlich nicht aus, sondern bleibt doch an der Oberfläche.


Chronologisch werden von Boettichers Debüt mit dem 60-minütigen Krimi "One Mysterious Night" (1944) über seinen ersten großen Erfolg mit dem Stierkämpferfilm "Bullfighter and the Lady" (1950) bis zu den legendären Western "Seven Men from Now" (1955), "The Tall T" (1956), "Ride Lonesome" (1958) und "Comanche Station" (1959) sowie den späten Projekten "A Time for Dying" (1969) und "Arruza" (1958 – 1967) alle Filme des 2001 verstorbenen Amerikaners vorgestellt. Zudem wird abschließend auch ein Einblick in seine Mitarbeit bei TV-Produktionen geboten, über die auch mit einer Liste ein Überblick geboten wird.


Die Darstellung ist dabei immer gleich aufgebaut: Auf die Credits und eine Inhaltsangabe folgen von Zitaten unterstützte Ausführungen zur Produktionsgeschichte des jeweiligen Films. Anschließend wird mittels Auszügen aus – vorwiegend amerikanischen - Kritiken, aber auch der vollständigen, zweiseitigen Rezension von André Bazin zu "Seven Men From Now" ein Einblick in die Rezeption des jeweiligen Films geboten, ehe ein Kommentar der Autoren die Filmvorstellung abschließt.


Redundanzen fehlen bei diesen Kommentaren nicht, muss dabei doch wieder auf die Inhaltsangabe oder auch auf andere Rezensionen zurückgegriffen werden, doch die Mischung aus Darstellung und Zitaten sorgt ebenso wie die großzügige Bebilderung für lockere und auch informative Lektüre, die eindrücklich die Vielfalt vor allem von Boettichers frühem Werk vor Augen führt. Denn hier stehen neben Krimi, Detektivfilm und Film noir mit "A Gun, A Gal and a Pal" (1944) auch eine Komödie und im Gegensatz zu den Western, in denen Frauen bei Boetticher nur Nebenrollen spielen, steht im Detektivfilm "Behind Locked Doors" (1948) mit einer Reporterin auch eine selbstbewusste Frau im Zentrum.


Eine ausführliche Bibliographie und ein Personenregister runden den visuell sehr überzeugend gestalteten Band ab. Nicht zu übersehen ist aber auch, dass sich "Budd Boetticher – Eine Bio- und Filmografie" insgesamt mehr als Nachschlagewerk zu den einzelnen Filmen als für eine durchgehende Lektüre anbietet.


Vermissen lässt diese Monographie insgesamt nämlich doch eine wirklich tiefschürfende wissenschaftliche Analyse des Werks, wie sie in den letzten Jahren beispielsweise zu Anthony Mann Ines Bayers "Anthony Mann: Kino der Verwundung" oder zu John Badham Michael Flintrops "John Badham: Kino der Bewegung" boten.

 

 

Weber, Reinhard (Hg.), Budd Boetticher. Eine Bio- und Filmografie, Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur, Landshut 2022, 234 S., € 40, ISBN 978-3-943127-11-9 

 

 

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