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AutorenbildWalter Gasperi

Sturm über Texas - Terror in a Texas Town

Aktualisiert: 31. März 2021


Ein Großgrundbesitzer terrorisiert eine Kleinstadt und versucht kleine Farmer zu vertreiben. – Schon oft erzählt wurde diese Geschichte, doch Joseph H. Lewis gewinnt ihr in seinem 1958 gedrehten und nun bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray und DVD erschienenen starken Western doch neue Seiten ab.


Wieder einmal ist der Originaltitel ungleich treffender als der deutsche, denn "Terror" ist ein zentrales Wort für diese mit 1890 relativ spät spielende Genreperle. Schon auf den Italo-Western weist nämlich voraus, wie der vom Großgrundbesitzer McNeil (Sebastian Cabot) engagierte Killer Johnny Crale (Nedrick Young) in Prairie City Angst und Schrecken verbreitet, die immer wieder fast physisch spürbar werden.


Die finale Konfrontation wird schon am Beginn angeschnitten, wenn ein Mann mit langer Walfangharpune Richtung Stadt marschiert und schließlich auf der Hauptstraße dem stets schwarz gekleideten Crale gegenübersteht. Erst ganz am Ende kehrt Joseph H. Lewis zu dieser Szene zurück und lässt zunächst "Terror in a Texas Town" nach dem Vorspann mit einem Überfall auf eine Farm, die in Brand gesteckt wird, neu einsetzen.


Die kleinen Farmer sind vom Vorgehen der Bande McNeils schwer eingeschüchtert: die einen wollen wegziehen, die anderen Widerstand leisten. Zu letzteren zählt der schwedischstämmige Farmer Hansen, der von Crale erschossen wird, als er auf ein Kaufangebot McNeils nicht eingeht. Heimlicher Zeuge der Tat ist sein mexikanischer Nachbar, der mit einem Ölfund in seinem neuen Brunnen zudem den Grund für McNeils Interesse an dem Land entdeckt hat.


Sergio Leones Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod" wird mit dem Thema des Großkapitalismus, der rücksichtslos kleine Bürger terrorisiert und vertreibt, um Vermögen und Macht auszubauen, schon vorweggenommen. Zu den klassischen Motiven gehört auch, dass der Sheriff ein vom Großgrundbesitzer bestellter, willfähriger Handlanger ist. Die zum Thema passende Härte strahlt dieser Western dabei auch durch die ungeschönt-schmutzigen Schwarzweißbilder von Kameramann Ray Rennahan aus.


Bewegung kommt in die Situation als Hansens Sohn (Sterling Hayden), der jahrelang zur See gefahren ist, per Zug in der Westernstadt ankommt. Mit Anzug und Krawatte wirkt er deplatziert in diesem rauen Ambiente, doch im Gegensatz zu den anderen Farmern lässt er sich nicht einschüchtern, beharrt auf dem Besitz der Farm und weigert sich die Stadt wieder zu verlassen.


Geschickt arbeitet Lewis hier mit dem Wissensvorsprung des Publikums, das verfolgen kann, wie Hansen langsam die Machtverhältnisse in der Stadt durchschaut. Auch Übergriffe der Bande McNeils können ihn nicht aufhalten, vielmehr motiviert er mit seinem furchtlosen Auftreten auch die anderen Farmer endlich aufzustehen und Widerstand zu leisten. Dass er dabei am Ende sich mit einer Walfangharpune dem Duell mit dem Revolverhelden stellt, verleiht "Terror in a Texas Town" noch eine besondere Pointe.


So knapp das Ende ist, so ökonomisch und stringent hat Joseph H. Lewis, der besonders für Film noir wie "Gun Crazy" oder "The Big Combo" bekannt ist, seinen letzten Kinofilm inszeniert. Weiter als Fred Zinnemanns ähnlich angelegter "High Noon" geht "Terror in a Texas Town" in der Schilderung des unerschrockenen Auftretens des Einzelnen gegen eine Terrorherrschaft. Hier wird nämlich nicht nur für Zivilcourage plädiert, sondern auch gezeigt, wie dieses Vorbild andere mitreißen kann.


Mehr noch als Zinnemanns Klassiker kann man diesen Western dabei auch als Reflex auf die Kommunistenjagd von McCarthy lesen. Der Umstand, dass Dalton Trumbo und Ned Young, der zudem Crale spielt, das Drehbuch schrieben, lässt vermuten, dass eine solche Lesart auch intendiert war. Beide standen nämlich in den 1950er Jahren auf Hollywoods Schwarzer Liste und konnten lange nur unter Pseudonym arbeiten. Dass mit Sterling Hayden, der den Walfänger Hansen mit großer physischer Präsenz spielt, die Hauptrolle freilich gerade mit einem Schauspieler besetzt wurde, der 1951 vor dem House Committee of Un-American Activities aussagte und nicht nur zugab Kommunist zu sein, sondern auch die Namen künstlerischer Weggefährten preisgab, verleiht diesem wenig bekannten, aber unbedingt sehenswerten Western zusätzlich eine gewisse Pikanterie.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf eine Bildergalerie, diverse Filmplakate und den Trailer zum Film.


Trailer zu "Sturm über Texas - Terror in a Texas Town"




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