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  • AutorenbildWalter Gasperi

Streaming: Neues bei Filmingo und Mubi im April


Deux jours, une nuit (Jean-Pierre und Luc Dardenne)

Ein kleiner Streifzug durch das vielfältige und reichhaltige April-Angebot der Arthouse-Streaming-Plattformen Mubi und Filmingo.


Filmingo bietet im April mit "Findus zieht um" und "Die schwarzen Brüder" auch zwei Kinderfilme, dazu kommt der großartige Animationsfilm "Ma vie de courgette – Mein Leben als Zucchini", der auch schon Kinder ab etwa zehn Jahren begeistern kann, aber auch für Erwachsene ein äußerst lohnender und bewegender Spielfilm über Kindheit ist.


Mit Claude Gorettas "La dentellière – Die Spitzenklöpplerin" (1977), in dem die ganz junge Isabelle Huppert die Hauptrolle spielt, findet sich auch ein Klassiker des Neuen Schweizer Films im Angebot und mit "Little Girl Blue" (2003) Anna Luifs Spielfilmdebüt über das schwierige Coming-of-Age eines Teenagers.


Dazu kommen zahlreiche Arthouse-Filme, die in den letzten Jahren in den Kinos liefen. Der Bogen spannt sich von Paolo Sorrentinos bildstarkem "Youth", in dem Michael Caine und Harvey Keitel in einem Schweizer Kurhotel über das Leben sinnieren, bis zur turbulenten Hochzeitskomödie "C´est la vie" der "Ziemlich beste Freunde"-Regisseure Eric Toledano und Olivier Nakache. Auch den Oscar-Sieger "Green Book", in dem Peter Farrelly von einem rassistischen Italoamerikaner erzählt, der in den 1960er Jahren einen afroamerikanischen Pianisten bei einer Tournee durch die Südstaaten fahren muss, und starkes sozialrealistisches Kino der Dardenne-Brüder kann man hier mit "Deux jours, une nuit", in dem die famose Marion Cotillard um ihren Arbeitsplatz kämpft, entdecken oder noch einmal genießen.


Dazu kommt mit "A Touch of Sin" kraftvolles Kino aus China, in dem Jia Zhang-ke mit den Mitteln des Gangsterfilms die Widersprüche des heutigen Reichs der Mitte auslotet. Freunde von Künstlerporträts kommen mit Christian Schwochows "Paula" auf ihre Kosten, in dem Carla Juri als deutsche Malerin Paula Modersohn-Becker brilliert, und feine spanischsprachige Tragikomödien werden mit Thomas Aragays "Truman" und Sebastian Borenszteins "Un cuento chino - Chinese zum Mitnehmen" geboten. Besonderes Schmankerl ist die Premiere von "The Pink Cloud", mit dem die Brasilianerin Iuli Gerbase gewissermaßen Corona und die Lockdowns vorwegnahm. – Dieser Film wird hier noch ausführlich vorgestellt werden.


Mubi bleibt auch im April dem Vorhaben treu, jeden Tag einen neuen Film anzubieten. Schwergewicht ist hier sicher Cristi Puius über dreieinhalbstündiges Kammerspiel "Malmkrog", der bei der Berlinale 2020 die einen begeistert, andere mit seinen endlosen Diskussionen aber auch entnervt hat. Wie "Malmkrog" wird mit "Songs My Brothers Taught Me" auch das Debüt der "Nomadland"-Regisseurin Chloe Zhao exklusiv angeboten. Die gebürtige Chinesin spürt darin den Lebensumständen der Lakota im Pine Ridge Reservat in South Dakota nach.


Weitere Filme, die exklusiv bei Mubi zu sehen sind, sind "Labyrinth of Cinema" des Japaners Nobuhiko Obayashi und "Valley of Souls" des Kolumbianers Nicolas Rincon Gille sowie "Red Moon Tide" des Spaniers Lois Patino und "Cuatra Paredes" des US-Indie-Regisseurs Matthew Porterfield. - Eigenwilliges, teils wohl auch experimentelles Kino weitab des Mainstreams darf hier jeweils erwartet werden.


Große Klassiker der Filmgeschichte finden sich mit zwei Stummfilmmeisterwerken Erich von Stroheims ("Foolish Wives" und "Merry Go Round") ebenso im Angebot wie mit Curtis Hansons "L. A. Confidential" ein meisterhafter moderner Film noir und mit Matteo Garrones "Gomorrah" eine wuchtige und erschütternde Abrechnung mit den Machenschaften der neapolitanischen Mafia.


Freunde des sozialrealistischen Kinos kommen mit Mike Leighs wunderbar unaufgeregter, aber durch Genauigkeit und Lebensechtheit punktender Ehegeschichte "Another Year" und Ken Loachs tragikomischem "The Angel´s Share", in dem ein paar Underdogs einen großen Whisky-Raub planen, auf ihre Kosten. Mit Peter Lichtefelds "Zugvögel – Einmal nach Inari" fehlt auch eine hinreißende Komödie um einen introvertierten Lastwagenbeifahrer nicht, dessen große Leidenschaft Zugfahrpläne ihn zu einem Wettbewerb von Deutschland nach Finnland aufbrechen lässt.


Ein bildgewaltiger Dokumentarfilm wird mit "Aquarela" angeboten, in dem Victor Kossakovsky ohne jeden Dialog eindrücklich die Vielfalt und Omnipräsenz von Wasser bewusst macht, während Morgan Spurlock in "Super Size Me" im Selbstversuch den schädlichen Auswirkungen von Fast Food nachspürt.

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