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Missouri - Wild Rovers

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi

Ein alternder und ein junger Cowboy überfallen eine Bank, um ihren Traum von einer eigenen Ranch zu verwirklichen, werden aber bald verfolgt. – Bei Plaion Pictures ist der melancholische Western von Blake Edwards als 63. Titel in der Reihe Western-Legenden auf DVD und Blu-ray erschienen.


Die große Zeit des Western war 1971 schon längst vorüber und Blake Edwards war auch alles andere als ein Spezialist für dieses Genre, sondern vielmehr für Komödien wie "Der rosarote Panther" (1963) und "Der Partyschreck" (1968) oder die bittersüße Liebesgeschichte "Frühstück bei Tiffany" (1961) bekannt.


Dennoch ist der 132-minütige "Missouri - Wild Rovers" im Stil von großen Epen angelegt. So eröffnet den Film eine gut zweiminütige musikalische Ouvertüre, etwa in der Mitte wird eine Pause eingeschoben und am Ende steht eine "Exit Musik".


Bei der Handlung setzt Edwards dann statt auf den Aufbau von großen Konflikten und Spannung vor allem am Beginn auf eine detailreiche Schilderung des Milieus und des Alltags der Cowboys. Wie in den Spätwestern von Sam Peckinpah wird so auch in "Missouri" das Bild der amerikanischen Cowboys revidiert, werden keine Helden, sondern vielmehr melancholisch vom Leben gebeutelte Männer gezeichnet, die vom Glück träumen, aber ihre Ziele doch nicht erreichen.


Warmherzig ist Edwards´ Blick auf den fast 50-jährigen Cowboy Ross Bodine (William Holden) und seinen etwa halb so alten Kollegen Frank Post (Ryan O´Neal) und Humor durchzieht die Schilderung, wenn sie nach einer Prügelei in der Stadt auch noch von einer Hure mit dem Nachttopf überschüttet werden oder wenn sich Frank während eines ziemlich dilettantisch ausgeführten Banküberfalls vor allem um eine Hündin und ihre Welpen sorgt.


Klassengegensätze werden sichtbar, wenn dem Frühstück des Ranchers (Karl Malden) mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im Herrenhaus das Frühstück des großen Trupps an Cowboys in einem Schuppen gegenübergestellt wird. Aber auch die Gefahren des Jobs werden vermittelt, wenn ein Cowboy von einem Maultier zu Tode getrampelt wird.


Der Unfall bringt den besonnenen Ross, der auch nach 30 Jahren Arbeit nicht viel erreicht hat, aber immer noch von einer eigenen Farm träumt zum Nachdenken. So lässt er sich vom jugendlichen Frank, der nicht sein Leben lang schuften, sondern möglichst schnell ans große Geld kommen will, zu einem Überfall auf die örtliche Bank überreden.


Selbst dieser Banküberfall hat mit den im Grunde gutmütigen Gangstern humoristische Züge, doch bald wird das Duo nicht nur vom Sheriff, sondern auch von den Söhnen des Ranchers, der sich durch diesen Banküberfall von seinen Arbeitern persönlich angegriffen fühlt, verfolgt.


Lässig-entspannt ist Edwards´ Erzählweise. Er fokussiert auf dem Porträt der von William Holden und Ryan O´Neal mit sichtlichem Vergnügen gespielten gegensätzlichen Cowboys. Deren Geschichte benützt er, um klassische Westernsituationen leicht variiert durchzuspielen und mit der Verfolgung der Bankräuber klassische Westernlandschaften von der endlosen Prärie bis zum Monument Valley und der Canyon-Landschaft des Südwestens der USA zu präsentieren.


Da gibt es den patriarchalischen Großrancher mit seinen zwei ungleichen Söhnen, der einen Konflikt mit Schafzüchtern hat, ebenso wie eine Saloon-Schlägerei und eine eskalierende Pokerpartie oder den wiederholten Besuch bei Prostituierten. Im Gegensatz zum klassischen Western baut Edwards aber einerseits vor allem die Besuche im Bordell aus, widmet sich andererseits aber auch dem Alltag wie dem Frühstück oder einem ausgiebigen Bad nach einem langen Ritt.


Nicht frei von Sentimentalitäten ist "Missouri - Wild Rovers" in der Schilderung der Beziehung von Ross und Frank, bricht diese aber einerseits immer wieder mit Humor auf, akzentuiert andererseits Momente mit Zeitlupe. Gleichzeitig gelingt es Edwards dank seiner beiden starken Protagonisten und seines warmherzigen Blicks trotz der kaum auf dramatische Höhepunkte angelegten Erzählweise das Aufkommen von Längen zu vermeiden und ein sehr stimmiges, melancholisches Bild vom harten Cowboy-Leben und unerfüllten Träumen zu zeichnen.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich neben dem englischen Kinotrailer und einer Bildergalerie auf ein zwölfminütiges Featurette über die Dreharbeiten sowie ein Booklet von Fritz Göttler.


Trailer zu "Missouri - Wild Rovers"



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