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Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi

Actionszenen mit echten Stunts statt Computeranimation und Kinoveröffentlichung statt Streaming: Auch der siebte Film der "Mission Impossible"-Reihe bietet spektakuläres und souverän inszeniertes Action-Kino, das auch über eine Länge von 164 Minuten mühelos unterhält.


Zunächst gab es in den 1960er/1970er Jahre die Fernsehserie "Kobra, übernehmen Sie", dann drehte Brian De Palma auf dieser Basis 1996 den Kinofilm "Mission: Impossible" und der Erfolg ließ in den folgenden 27 Jahren sechs Fortsetzungen folgen. Die einzigen Konstanten sind Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise und die Lust an zunehmend spektakuläreren Action-Sequenzen.


Topfit präsentiert sich Tom Cruise auch mit 61 Jahren. Als Agent Ethan Hunt besticht er sowohl im Anzug als auch bei einem spektakulären Stunt, bei dem er mit einer Motocrossmaschine über eine Felsklippe springt und anschließend mit dem Fallschirm in die Tiefe gleitet oder wenn er sich einen heftigen Schlagabtausch mit seinem Kontrahenten auf dem Dach eines Zuges liefert.


Wie ausladend dieses Projekt ist, macht schon der Beginn deutlich, denn eine halbe Stunde dauert die Pre-Title-Sequenz, ehe der Vorspann mit Lalo Shifrins ikonischem Titelthema folgt, das auch sonst den Film immer wieder antreibt. Dass die Dreharbeiten aufgrund der Corona-Pandemie immer wieder unterbrochen werden mussten, sieht man dem fertigen Film nicht an. Dass das Budget, das durch die Unterbrechungen auf rund 290 Millionen Dollar anstieg, beträchtlich war, lassen die exklusiven Locations und die großzügigen Action-Szenen aber ahnen.


Trotz der beträchtlichen Länge von 164 Minuten, nach denen die Handlung aber nicht zu einem Ende kommt, sondern nur die Fortsetzung vorbereitet wird, scheinen Regisseur Christopher McQuarrie und Cruise keine Zeit vergeuden zu wollen. Unvermittelt setzt "Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1" so mit einer dramatischen U-Boot-Szene in der Beringsee ein, wechselt vom eisigen Nordpol sogleich in die braune arabische Wüste, wo es zu einer wilden Schießerei während eines aufziehenden Sandsturms kommt, um gleich darauf ins CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia zu springen.


Dieser Auftakt verweist schon auf das Muster: Attraktive Locations sollen Augenfutter bieten, Variantenreichtum der Szenen soll die Spannung hochhalten. Hochenergetische Actionszenen und Verfolgungsjagden wechseln so mit von Dialogen bestimmten Momenten.


Auf der Höhe der Zeit ist dieser Actionfilm mit der Thematik einer künstlichen Intelligenz, mit der man die Menschen manipulieren und die Welt beherrschen kann. Der in zwei Hälften geteilte Schlüssel, mit dem man die Macht über diese neue Superwaffe gewinnt, ist dabei freilich nur ein McGuffin, ein Triebmittel, um die Handlung in Gang zu setzen und in Gang zu halten. Denn selbstverständlich sind viele hinter diesem Schlüssel her.


So führt die Jagd den von Cruise gespielten Ethan Hunt vom Flughafen von Abu Dhabi über Rom und Venedig bis zu dem durch die österreichischen Alpen rasenden Orient-Express. Gedreht wurde die letzte Sequenz aber in Norwegen, da dessen Landschaft deutlich spektakulärer ist als das Tiroler Inntal.


Christopher McQuarrie setzt aber nicht nur auf prächtige Schauplätze, sondern versteht eben auch Actionszenen meisterhaft zu inszenieren. Immer wieder baut er in langsam köchelnden Szenen Spannung auf, bis es zum Ausbruch der Gewalt kommt, souverän verschränkt er in Parallelmontage mehrere Handlungsstränge und lässt mehrere Gegner gleichzeitig Hunt jagen.


Da muss der Agent auf dem Flughafen von Abu Dhabi beispielsweise gleichzeitig eine Kontaktperson treffen und vor CIA-Agenten flüchten, während Hunts Helfer parallel dazu eine Bombe entschärfen müssen. In Venedig wiederum steht ein Fecht- und Messerkampf auf einer fotogenen Brücke einer harten Prügelei in einem sehr engen Durchschlupf gegenüber.


Doch nicht nur durch die Locations und den Variantenreichtum, sondern auch durch das Gespür für Witz überzeugt dieser Blockbuster. Die Macher nehmen eben die Handlung glücklicherweise selbst nicht allzu ernst und halten den Film lieber in der Balance zwischen feiner Ironie und Spannung, wenn Hunt beispielsweise in Rom mit einem knallgelben Fiat 500 flüchten muss oder die finale Szene eines abstürzenden Zuges Erinnerungen an Slapstick-Komödien wecken kann.


Wie gewohnt sorgen bei den Verfolgungsjagden auch unterschiedliche Fortbewegungsmittel für Abwechslung. Gibt es in Rom bei der Autoverfolgung, bei der auch genüsslich mit dem Kontrast zwischen einem robusten Panzerwagen und dem winzigen Fiat gespielt wird, nicht nur reichlich Blechschaden, sondern auch die Spanische Treppe wird arg lädiert, so hetzen die Kontrahenten in Venedig zu Fuß durch die engen Gassen, während im Finale Hunt wiederum versuchen muss mit seiner Motocrossmaschine den Orient-Express einzuholen.


Doch auch wenn die Actionszenen im Zentrum stehen, verabsäumt es McQuarrie dennoch nicht der menschlichen Seite Raum zu geben. Da gibt es mit Benji (Simon Pegg) und Luther (Ving Rhames) als Sidekicks die gewohnten nerdigen Freunde Hunts, mit der ehemaligen MI 6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) und der Diebin Grace (Hayley Atwell) kommt ein Schuss Erotik ins Spiel und auch für einen tragischen Moment lässt sich der Film die nötige Zeit.


So bietet "Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1" wirklich großzügiges Action-Kino, das über 164 Minuten bestens unterhält und nach Tom Cruises Erfolg mit "Top Gun: Maverick" zu einem weiteren Rettungsanker für die angeschlagenen Kinos werden könnte. Denn definitiv ein Film fürs Kino und die große Leinwand ist dieses perfekte Blockbuster-Spektakel, das auch mit seinem perfekt getakteten Wechsel von Großaufnahmen und spektakulären Landschafts- und Stadtaufnahmen überzeugt und immer wieder staunen lässt.



Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1 USA 2022 Regie: Christopher McQuarrie mit: Tom Cruise, Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson, Vanessa Kirby, Hayley Atwell, Esai Morales, Henry Czerny, Pom Klementieff Länge: 164 min.



Läuft derzeit in den Kinos


Trailer zu "Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1"


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