Faschismusstudien und DDR-Bilder: Konrad Wolf
- Walter Gasperi

- 28. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Mit seinen 13 zwischen 1955 und 1980 entstandenen Spielfilmen prägte der 1925 geborene Konrad Wolf nicht nur das Kino der DDR, sondern lieferte auch präzise, teils autobiographisch geprägte Studien des Faschismus und Zeit- und Milieubilder der DDR. Das Filmarchiv Austria widmet dem am 7. März 1982 verstorbenen Regisseur anlässlich seines 100. Geburtstags im Oktober eine Retrospektive.
Wie das reale Leben bei Konrad Wolf in sein Werk einfloss, das lässt sich auch an einigen Filmen des Regisseurs aufzeigen, dessen Bruder Markus als Chef des Geheimdienstes der DDR bekannt wurde. Mit "Professor Mamlock" (1961) verfilmte Wolf 1961 ein Schauspiel seines Vaters, das autobiographisch geprägt war.
Wie die Titelfigur war nämlich auch der Vater des Regisseurs, der am 20. Oktober 1925 im süddeutschen Hechingen geboren wurde, Arzt und Jude. Während aber die Familie Wolf 1933 Deutschland verließ und in die Sowjetunion emigrierte, verschließt der von Wolfgang Heinz gespielte Chirurg Mamlock die Augen vor der drohenden Gefahr des Nationalsozialismus und bleibt in Deutschland, bis ihm nur noch der Selbstmord als Ausweg bleibt.
Die Familie Wolf überlebte im Exil und Konrad entwickelte sich zum überzeugten Sozialisten. Von seiner Rückkehr nach Deutschland als Soldat der Roten Armee erzählt er in seinem 1968 gedrehten "Ich war neunzehn" (1968). Reportagehaft zeigt Wolf in kurzen und vielfältigen Episoden die unterschiedlichen Positionen, auf die der Heimkehrer trifft, und lässt seine Hauptfigur Gregor schließlich erkennen, dass es seine Aufgabe sein wird, am Aufbau eines besseren Deutschlands mitzuarbeiten.
Wolf selbst kehrte 1949 in die Sowjetunion zurück, wo er bis 1954 an der Filmhochschule studierte, um dann 1955 bei der DEFA mit der musikalischen Komödie "Einmal ist keinmal" (1955) sein Regiedebüt zu drehen.
Doch von der leichten Muse wandte sich Wolf schon mit seinem zweiten Spielfilm ab, und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wurde zu einem zentralen Thema seines Werks. "Genesung" (1956) erzählt von einem falschen Arzt, der in der Zeit des Nationalsozialismus in einen Gewissenskonflikt gerät, und "Lissy" (1957), mit dem Wolf sein erster internationaler Erfolg gelang, zeigt nüchtern, wie das deutsche Kleinbürgertum in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 und den frühen 1930er Jahren dem Nationalsozialismus fast widerstandslos anheimfiel.
Während in "Sterne" (1959) die bewegende Geschichte einer Jüdin im Zweiten Weltkrieg erzählt wird, entwickelte sich Wolf mit "Sonnensucher" (1957-1959) auch zum Chronisten der gesellschaftlichen Zustände der DDR. Ein eindringlicher Film über das geteilte Deutschland gelang ihm 1964 mit der überzeugenden Adaption von Christa Wolfs Roman "Der geteilte Himmel" (1964). Wie dies ein Film über die DDR der frühen 1960er Jahre ist, ist "Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (1974) ein Film über die frühen und "Solo Sunny" (1980) einer über die späten 1970er Jahre.
Alle drei Filme erzählen dabei von der individuellen Glückssuche, die im Widerspruch zu den Forderungen des sozialistischen Staates stehen. Vor allem mit "Solo Sunny", der sein letzter Film bleiben sollte und für den wie für alle Filme ab "Ich war neunzehn" außer für "Goya" (1971) Wolfgang Kohlhaase das Drehbuch schrieb, gelang Wolf nochmals ein großer Wurf, der sich ohne Pathos und Schönfärberei auf den "sozialistischen Alltag" einlässt – ein Film, in dem wie in den Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus mit nüchternem Realismus Milieu und Atmosphäre der Zeit präzise eingefangen werden.
Weitere Informationen zur Retrospektive des Filmarchiv Austria und Spieldaten finden Sie hier.
Trailer zu "Der geteilte Himmel"



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