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  • AutorenbildWalter Gasperi

Ken Adam: Schöpfer spektulärer filmischer Sets


Dr. Strangelove (Stanley Kubrick, 1964)

Ken Adam gilt als einer der bedeutendsten Production-Designer des 20. Jahrhunderts. Den meisten "Bond"-Filmen von "Dr. No" bis "Moonraker" drückte er mit seinen Sets ebenso den Stempel auf wie Stanley Kubricks "Dr. Strangelove" mit dem Entwurf des "War Room". Am 5. Februar wäre der gebürtige Berliner 100 Jahre alt geworden.


Nach seinem spektakulären Set für den ersten Bond-Film "Dr. No" (Terence Young, 1962) holte Stanley Kubrick Ken Adam als Production Designer für "Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb" (1964). Die ersten Entwürfe von Adam entsprachen aber keineswegs den Vorstellungen des Regisseurs und der Production-Designer musste nochmals völlig neu anfangen und den Tisch des "War Room" auf Wunsch Kubricks auch mit Filz überziehen, um die Beratungen zur Verhinderung eines drohenden Atomkriegs wie eine Pokerpartie wirken zu lassen.


Eine der berühmtesten Kulissen der Filmgeschichte hat Ken Adam damit geschaffen, selbst für einen Schauspieler wie Ronald Reagan war sie so real, dass er bei seinem Amtsantritt als US-Präsident gebeten haben soll, dass man ihm den "War Room" zeige. Das Personal freilich konnte darauf nur antworten, dass es diesen Raum nicht gebe.


Am 5. Feburar 1921 in Berlin als Klaus Hugo Adam als Sohn eines deutsch-jüdischen Kaufhausbesitzers geboren, besuchte Klaus das Französische Gymnasium, ehe er 1934 mit seinen Eltern und Geschwistern nach Großbritannien auswanderte. Im Zweiten Weltkrieg flog er als Jagdflieger Einsätze gegen die Nazis, aber nicht gegen Deutschland, wo zu dieser Zeit zahlreiche seiner Verwandten in den KZ ums Leben kamen.


Weil er sich mit seiner Hawker Typhoon besonders tollkühn auf die deutschen Fahrzeugkolonnen gestürzt habe, habe er bei diesen Einsätzen den Spitznamen "Tank-Buster" ("Panzerknacker") erhalten. Das Explosive dieser Realität verarbeitete er später in den Superwaffen der Bondfilme.


Erste Filmerfahrungen sammelte er dann als Assistant Art Director 1947/48 bei "Dick Barton Strikes Back" (Godfrey Grayspm). 1951 lernte er auf Ischia Letizia Moauro kennen, die er 1952 heiratete und die zu seiner wichtigsten Beraterin wurde. Bei Seefahrer- und Piratenfilmen wie "Captain Horatio Hornblower" (Raoul Walsh, 1950), "The Crimson Pirate" (Robert Siodmak, 1952) und Monumentalfilmen wie "Helen of Troy" (Robert Wise, 1956) lernte er als Assistant Art Director sein Handwerk, ehe er 1956 bei "Soho Incident" (Vernon Sewell) erstmals als alleiniger Art Director genannt wurde.


1957 wurde er zusammen mit William Cameron Menzies für die Kulissen von "Around the World in Eighty Days" (Michael Anderson, 1956) für einen Oscar nominiert, seine berühmtesten Sets schuf er aber neben dem für Kubricks "Dr. Strangelove" für sieben James-Bond-Filme von "Dr. No" (1962) bis "Moonraker" (1979). Machtzentralen und Versammlungsräume schuf er für diese Serie ebenso wie Verliese und Labore, Villen und Appartements und schließlich die speziellen Fahrzeuge von 007: Gerade Linien dominieren die Kulissen des vom Bauhausstil beeinflussten Künstlers, ein Meister war er im Spiel mit dem Raum und mit Licht-Schatten-Effekten.


Seine zwei Oscars bekam Adam aber nicht für seine futuristischen Arbeiten für die Bond-Filme oder für "Dr. Strangelove", sondern gerade für historische Filme, einerseits für Kubricks "Barry Lyndon" (1975), der großteils an Originalschauplätzen gedreht wurde, und andererseits für Nicolas Hytners "The Madness of King George" (1994).


Wie Adams Werk von Bauten von Erich Mendelsohn und Entwürfen von Mies van der Rohe beeinflusst ist, so zeigen seine Arbeiten wiederum Wirkungen bei Architekten und Künstlern der Gegenwart. So sind in den Bauten von Santiago Calatrava und Daniel Liebeskind Bezüge zu Adams Architekturentwürfen zu erkennen und Norman Foster gibt zu, dass er sich bei seinem Entwurf der Londoner U-Bahn Station Canary Wharf von Adams Supertanker in "The Spy Who Loved Me" (Lewis Gilbert, 1977) anregen habe lassen.


Nach seiner Arbeit für Istvan Szabos "Taking Sides – Der Fall Furtwängler" (2001) zog sich Adam vom Film zurück und starb am 10. März 2016 im Alter von 95 Jahren in London. Sein Werk ist aber nicht nur durch die Filme zugänglich, sondern auch im Internet durch das Ken Adam-Archiv der Deutschen Kinemathek in Berlin. Über 4200 Entwürfe zu Filmen aus allen Schaffensperioden dieses großen Production-Designers können hier digital erkundet werden.


Ken Adam Production Designer



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