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  • AutorenbildWalter Gasperi

Der rote Korsar - The Crimson Pirate


Trotz "Pirates of the Caribbean" ist Robert Siodmaks 1952 gedrehter Piratenfilm immer noch DAS Meisterwerk des Genres. – Der nicht nur farbenprächtige und temporeiche, sondern auch ungemein lustvoll inszenierte und gespielte Klassiker ist bei Pidax Film auf DVD erschienen.


Schon die ersten Bilder stimmen auf den Schwung, die Farbenpracht und das lustvolle Vergnügen ein, das Robert Siodmak über die nächsten 100 Minuten bietet: Vor blauem Meer schwingt sich Kapitän Vallo (Burt Lancaster) mit leuchtend roter Hose und nacktem braunem Oberkörper an einem Seil von einer Rah zur nächsten. Nicht genug damit durchbricht er sogleich auch die vierte Wand und wendet sich direkt ans Publikum: Er kündigt nicht nur die letzte Fahrt des roten Korsaren an, sondern fordert auch auf "Glauben Sie nur, was sie sehen", um dies sogleich mit dem Zusatz "Glauben Sie nicht einmal die Hälfte davon" zu relativieren.


Klassisches Seemannsgarn wird hier gesponnen und, dass gerade der Film noir-Spezialist Siodmak einen so leichthändigen und unbeschwerten Film vorlegt, überrascht doch einigermaßen. Die Handlung wird per Inserts in der Karibik des ausgehenden 18. Jahrhunderts angesiedelt, gedreht wurde aber in und um Ischia.


Indem sich Vallo und seine Mannschaft tot stellen, gelingt es ihnen ein spanisches Schiff zu kapern. Die dort erbeuteten Waffen plant Vallo an den Rebellen El Libre zu verkaufen und dann El Libre dem Sonderbeauftragten des spanischen Königs gegen entsprechende Bezahlung auszuliefern. Doch als Vallo die hübsche Tochter El Libres kennenlernt, ändert er seine Pläne, provoziert damit aber auch eine Meuterei seiner Mannschaft.


Nicht nur temporeich wird die Handlung vorangetrieben, sondern Siodmaks Inszenierung sprüht auch vor Einfallsreichtum und besticht mit punktgenauem Timing. Perfekt harmonieren Burt Lancaster als Vallo und Nick Cravat als sein stummer Steuermann Ojo, ansteckend ist ihre Spielfreude. Wie sie in einer mehrminütigen Sequenz das spanische Militär auf einer Karibikinsel düpieren ist ebenso ein Witz und Spannung souverän verbindendes Meisterstück wie deren Versuch als Adelige verkleidet auf einem Ball den inhaftierten El Libre und einen Professor zu befreien.


Mit diesem Professor kommt zudem noch Erfindungsgeist ins Spiel. Als lebensrettend erweist sich dabei nicht nur seine Idee ein Ruderboot zum Kentern zu bringen, sondern mit der Erfindung eines Heißluftballons und von Sprengstoff ermöglicht er es auch die Spanier zu schocken und entscheidend zu schlagen.


Perfekt greift hier ein Rädchen ins andere. Schauspiel und Inszenierung, Farbenpracht, detailreiche Ausstattung und pittoreske Schauplätze, Slapstick und Action spielen kongenial zusammen. Dazu kommt eine prägnante Figurenzeichnung mit dem stets redenden großen Vallo auf der einen Seite und dem kleinen stummen Ojo als sein Gegenstück sowie Eva Bartok als Love-Interest Consuelo, Torin Thatcher als meuternder Bootsmaat und James Hayter als erfinderischer Professor.


Trotz seines Alters von fast 70 Jahren hat "Der rote Korsar" kein bisschen Staub angesetzt, lässt den Johnny Depp-Hit "Pirates of the Caribbean" daneben alt aussehen und bietet immer noch pures und unbeschwertes Kinovergnügen ersten Ranges. Aber auch einen politischen Subtext könnte man in Robert Siodmaks letztem, 1952 gedrehten Hollywood-Film entdecken und diesen roten (!) Korsaren mit seiner frech-anarchistischen Grundhaltung als Antwort auf die Kommunistenjagd McCarthys in den 1950er Jahren, die vor allem Hollywood schwer traf, lesen.


An Sprachversionen bietet die bei Pidax Film erschienene DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel. Die Extras beschränken sich auf eine Trailershow sowie als Booklet den Nachdruck der Illustrierten Film-Bühne.


Trailer zu "Der rote Korsar"




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