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  • AutorenbildWalter Gasperi

Geronimo


Walter Hill zeichnet in seinem 1993 gedrehten Western nüchtern den letzten Aufstand des legendären Apachenhäuptlings Geonimo nach und erzählt auch vom Ende einer Zeit. Bei Koch Media ist der famos gefilmte und ruhig erzählte Film auf Blu-ray erschienen.


Die Zeit der Indianerkriege ist im Grunde vorüber, wenn Walter Hills "Geronimo" einsetzt: 1884 rückt die US-Kavallerie gegen die Apachen vor, doch ihr Anführer Geronimo kann entkommen. Lieutenant Gatewood (Jason Patric), der die Apachen bestens kennt und Sympathien für sie hegt, wird mit dem jungen Soldaten Britton Davis (Matt Damon) ausgeschickt, um Geronimo (Wes Studi) zur Aufgabe und zur Übersiedelung in ein Reservat zu bewegen.


Aus Davis´ Perspektive erzählt Hill, sein rückblickender Kommentar, mit dem er nach eigener Aussage die Ereignisse ins richtige Licht rücken will, leitet nicht nur durch den Film, sondern sorgt auch für einen distanzierten Blick und verstärkt den Eindruck, dass alles schon lange vorüber ist.


Nicht wie ein Verlierer sondern stolz tritt Geronimo Gatewood gegenüber, akzeptiert aber die Bedingungen. Gegenseitig unterstützen sich der Apachenhäuptling und die beiden Soldaten beim Ritt zurück ins Fort und ins Reservat. Als aber die Armee die Bedingungen nicht einhält und im Reservat einen Indianer erschießt, greifen auch die Indianer zu ihren Waffen und Geronimo bricht mit einer Gruppe Krieger aus. Bald setzt die Jagd auf den Trupp ein, bei dem die Armee wieder auf Gatewood und den erfahrenen alten Scout Al Sieber (Robert Duvall) angewiesen ist.


Ohne große Dramatisierung, ohne Nebengeschichten und Sentimentalitäten erzählt Walter Hill vor der Kulisse der von Lloyd Aherns II. Kamera großartig eingefangenen, atemberaubenden rotbraunen Sandsteinfelsen ums Monument Valley nach einem Drehbuch von John Milius („Der Wind und der Löwe“) und Larry Gross nüchtern und elegisch diese historische Geschichte vom letzten Kampf Geronimos und verknüpft mit diesem auch das Ende einer Zeit. Sichtbar wird das auch im Wechsel des Kommandos in der Region von dem den Apachen durchaus wohlgesonnenen General Crook (Gene Hackman) zum rücksichtslosen General Miles, der Gatewood Geronimo Zusicherungen machen lässt, von denen von vornherein klar ist, dass sie weder Miles noch die US-Regierung einhalten werden.


Zwar erzählt Hill aus der Perspektive von Davis und damit der Weißen, doch Parteilichkeit vermeidet er, beschönigt die Gewalttaten der Apachen so wenig wie ein bestialisches Massaker von weißen Kopfgeldjägern. Auch dem von Robert Duvall großartig gespielten Scout Sieber, der offen zugibt die Indianer zu hassen, letztlich aber für einen Apachen sein Leben gibt, zollt er Respekt. Und auch Wes Studi mag als Geronimo große Präsenz, Autorität und Entschlossenheit ausstrahlen, zum Helden verklärt wird er dennoch nicht.


Bitter ist dafür bei diesem Western, der sich um historische Genauigkeit nicht nur bei der Rekonstruktion der Dörfer der Indianer bemüht, sondern diese auch in ihren eigenen Sprachen reden lässt, am Ende der Kommentar auf die USA, wenn Betrug legitimiert wird und ein verdienter Offizier in eine abgelegene Gegend versetzt wird, um nicht durch seine Anwesenheit ständig an dessen Leistung und das Versagen der Truppen erinnert zu werden.


Auch der Erzähler kann sich so schließlich nur von dieser Armee distanzieren, während in der letzten Einstellung der endlos lange in die weite Landschaft fahrende Zug – das Symbol der Moderne schlechthin - mit den in ein Gefangenenlager in Florida deportierten Apachen endgültig das Ende einer Zeit markiert.


An Sprachversionen bietet die bei Koch Media erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den US-Kino-Trailer, eine Bildergalerie sowie die isolierte Musikspur und ein schmales Booklet.


Trailer zu "Geronimo"



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