Denis Villeneuve verpackt in seiner Fortsetzung der Verfilmung von Frank Herberts Roman "Dune - Der Wüstenplanet" Coming-of-Age- und Liebesgeschichte in einen bildmächtigen Science-Fiction-Film über Macht und Ausbeutung, über ökologische Krise und Rebellion: Ein vor allem visuell grandioses Filmerlebnis.
Mit dem Beginn von "Dune: Part Two" knüpft der Franko-Kanadier Denis Villeneuve direkt an das Ende von "Dune" an, der 2021 in die Kinos kam. Trotzdem kann man dieser Fortsetzung problemlos folgen, auch wenn man den ersten Teil nicht gesehen hat oder einem dessen Handlung nicht mehr allzu präsent ist.
Im Zentrum steht wieder der junge Paul Atreides (Timothée Chalamet), der sich auf der Flucht vor den Harkonnen, die ihre Herrschaft über den Planeten Arrakis am Ende des ersten Teils mit einem massiven Angriff festigen wollten, den Fremen anschließt. Während einige dieser Wüstenbewohner:innen in Paul den Erlöser sehen, der ihnen Freiheit und paradiesische Begrünung ihrer wasserlosen Heimat bringen wird, stehen andere dem Fremden skeptisch gegenüber.
In einer Coming-of-Age-Geschichte muss Paul, der in fragmentarischen Visionen eine Zukunft voraussieht, vor der er zurückschreckt, so langsam seine Bestimmung finden, die von ihm zunächst abgelehnte Rolle des Erlösers übernehmen und zum Anführer der Fremen aufsteigen. Gleichzeitig entwickelt sich aber auch eine Liebesgeschichte zur Fremin Chami (Zendaya).
Verpackt ist die private Geschichte in ein bildgewaltiges Science-Fiction-Spektakel, in dem auch Bezüge zu zahlreichen aktuellen gesellschaftlich-politischen Themen nicht fehlen. Zunächst aber ist "Dune: Part Two" purer Schaugenuss.
Ganz in die unterschiedlichsten Brauntöne getaucht sind die grandiosen Wüstenbilder von Kameramann Greig Fraser. Für Action sorgen hier die Sandwürmer, die mittels Klopfgeräuschen aufgeweckt werden, und auf denen die tapfersten Fremen reiten.
Kontrast zu dieser unwirtlichen Landschaft bilden die monumentalen Bauten, in denen die Harkonnen regieren. Großartiges hat hier wieder Production-Designer Patrice Vermette geleistet. Nicht nur diese Architektur erinnert an den Faschismus und Nationalsozialismus, sondern mehr noch die Inszenierung der Aufmärsche, die unweigerlich Assoziationen an Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" wecken. Aber auch durch die Verwendung von Schwarzweiß heben sich diese Szenen vom Wüsten-Setting ab.
Gleichzeitig stellt Villeneuve diesem faschistischen Machtapparat mit den Fremen auch eine fundamentalistische Gruppe gegenüber, die sich mit ihrer Gesichtsvermummung an den Dschihadisten orientiert. Wohl in Nachfolge der Vorlage bleibt der Film dabei seltsam unkritisch gegenüber dem zunächst unentschlossenen Messias Paul und feiert diesen schließlich doch ziemlich ungebrochen als Heilsbringer.
Ruhigen Szenen unter den Fremen und Momenten, die im Machtzentrum der Harkonnen spielen, stehen immer wieder bombastische Kampfszenen gegenüber, in denen sich die Fremen entweder gegen die Angreifer wehren oder selbst angreifen. Gleichzeitig werden diese Massenszenen aber auch wieder von zwei Einzelkämpfen kontrastiert, bei denen einer offensichtlich von den römischen Gladiatorenspielen inspiriert ist. Aufgeputscht werden die Bilder, die auch durch die detailreiche Ausstattung bestechen, dabei durch die wuchtige Musik von Hans Zimmer.
Doch Villeneuve stellt nicht nur mit den imperialistischen Harkonnen und den religiös-fundamentalistischen Fremen zwei Herrschaftsformen einander gegenüber, sondern kritisiert mit dem hemmungslosen Abbau von Spice, das für die Harkonnen große Bedeutung besitzt, durchaus aktuell auch den Raubbau an der Natur. Dieser Ausbeutung der Ressourcen stehen die Fremen gegenüber, die versuchen im Einklang mit der Natur zu leben, und auf dem unter Wassermangel leidenden Planeten - auch das ein durchaus aktuelles Thema - jeden Tropfen des wertvollen Nass sammeln und nutzen.
Villeneuves Kunst besteht zweifellos darin Pauls persönliche Coming-of-Age und Liebesgeschichte in diesen Kontext der großen politischen Auseinandersetzungen einzubetten. Bruchlos fließen die Teile ineinander und während das äußere Spektakel für visuelle Überwältigung sorgt, werden mit der individuellen Geschichte Emotionen geschürt. Wie in "Star Wars" werden dabei auch noch überraschende familiäre Verbindungen aufgedeckt, die dem Antagonismus gewisse Tragik verleihen.
Dass diese Doppelstrategie aufgeht, ist auch der bis in die Nebenrollen großartigen Besetzung zu verdanken. Timothée Chalamet vermittelt so das Zögern von Paul Atreides ebenso überzeugend, wie Zendaya die glühende Liebe zum Helden spüren lässt. Austin Butler besticht als abgrundtief böser, sadistischer Psychopath Feyd-Rautha Harkonnen, während Javier Bardem als Freme Stilgar mit seiner Begeisterung für Paul mitreißt. Stark sind aber auch Charlotte Rampling und Léa Seydoux als die Bene Gesserit genannten Seherinnen, die im Hintergrund die Fäden ziehen.
Am Ende steht dabei eine neue Situation, doch gelöst ist nichts, sodass in wenigen Jahren wohl ein dritter Teil folgen wird. Darauf kann man sich freuen, aber auch hoffen, dass sich Villeneuve dann doch wieder anderen Projekten zuwendet und nicht nur spektakuläres Kino bietet, sondern sich auch wieder inhaltlich so aufregenden und so komplex konstruierten Filmen zuwendet, wie er sie beispielsweise schon mit "Die Frau, die singt" (2010) oder "Arrival" (2016) schuf.
Dune: Part Two USA 2024 Regie: Denis Villeneuve mit: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Dave Bautista, Zendaya, Charlotte Rampling, Javier Bardem, Austin Butler, Florence Pugh, Christopher Walken, Léa Seydoux Länge: 166 min.
Läuft derzeit in den Kinos
Trailer zu "Dune: Part Two"
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