top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Dune (2021)


Mit enormem Aufwand, spektakulären Bildern und dröhnendem Soundtrack hat der Frankokanadier Denis Villeneuve die erste Hälfte von Frank Herberts gleichnamigem Science-Fiction-Roman verfilmt. – doch kann die Großproduktion auch inhaltlich überzeugen und über 155 Minuten fesseln?


Die Geschichte um die gescheiterten und realisierten, aber missglückten Verfilmungen von Frank Herberts zwischen 1965 und 1985 erschienenen sechsteiligen Roman-Serie böte allein schon mehr als genug Stoff für einen Film. Schon in den frühen 1970er Jahren waren David Lean und "Planet der Affen"-Regisseur Franklin J. Schaffner als Regisseure für eine Leinwandadaption im Gespräch, doch nach dem Tod des Produzenten Arthur P. Jacobs wurde das Projekt gestoppt.


Mitte der 1970er Jahre wollte dann der mexikanische Surrealist Alejandro Jodorowski mit Stars wie Orson Welles, dem Maler Salvador Dali, Mick Jagger und der Musik von Pink Floyd "Dune" verfilmen, scheiterte aber an der Finanzierung des Großprojekts. 1978 sicherte sich der italienische Produzent Dino De Laurentiis die Filmrechte und engagierte Ridley Scott als Regisseur. Dieser sprang aber nach sieben Monaten ab und drehte stattdessen "Blade Runner". Drei Jahre später holte De Laurentiis David Lynch ins Boot, der sich mit seinem experimentellen Debüt "Eraserhead" und dem für sieben Oscars nominierten "Der Elefantenmensch" einen Namen gemacht hatte. 1984 war der Film fertig, fiel aber bei Publikum und Kritik durch – vielleicht auch, weil De Laurentiis Lynchs 180-minütige Fassung auf 135 Minuten gekürzt hatte.


Nach einer Mini-Serie im Jahr 2000 kam ein Projekt der Paramount Pictures um 2010 nicht über die Planungsphase hinaus. 2016 sicherte sich Legendary Pictures die Filmrechte und fand im Frankokanadier Denis Villeneuve einen Regisseur, der dafür das Angebot den Bond-Film "No Time to Die" ausschlug.


Villeneuve, der mit "Arrival" (2016) und "Blade Runner 2049" (2017) zwei der besten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre gedreht hat, legte seine Verfilmung von vornherein als Zweiteiler an. Nicht abgeschlossen endet so zwangsläufig nach 155 Minuten sein Film, der schon Weihnachten 2020 in die Kinos kommen sollte, aufgrund der Corona-Pandemie aber neun Monate verschoben werden musste.


Die Handlung spielt im Jahr 10191 auf dem Wüstenplaneten Arrakis, auf dem die bewusstseinserweiternde Droge Spice abgebaut wird, ohne die keine interstellaren Reisen möglich sind. Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac) soll die Gewinnung dieses Bodenschatzes, die immer wieder von gewaltigen Sandwürmern gefährdet wird, überwachen. Doch gegen Leto, der auf Kooperation mit den einheimischen Fremen setzt, erhebt sich bald die Familie der Harkonnen, die ihn mit ihrer Armee stürzen und den Planeten gnadenlos ausbeuten will. Als einzige Hoffnung bleibt so Letos 15-jähriger Sohn Paul (Timothée Chalamet), der im Laufe einer Heldenreise innerlich wächst und schließlich von den Fremen für den lange erwarteten Erlöser gehalten wird.


Zweifellos bombastisches Kino bietet Villeneuve mit den dominierenden spektakulären Wüstenbildern von Kameramann Greig Fraser, imposanten monumentalen Bauten (Production Design: Patrice Vermette) und der immer wieder aufdonnernden Musik von Hans Zimmer. Auch gewalttätige Auseinandersetzungen und Flüge über die Wüstenlandschaft mit libellenartigen Fluggeräten sowie die gigantischen, bis zu 400 Meter langen Sandwürmer, die erst sehr spät und dann nur ansatzweise gezeigt werden, sorgen für Schauwerte und Action. Aber auch die innere Entwicklung von Paul verliert Villeneuve nicht aus den Augen und bringt gleichzeitig mit der Ausbeutung und Zerstörung des Planeten sowie mit dem Spannungsfeld von Kolonialmacht und unterdrückter einheimischer Bevölkerung aktuelle Themen ins Spiel.


Großzügiges Kino bietet so "Dune" durchaus und funktioniert – wie von Villeneuve geplant - als "Star Wars" für Erwachsene, doch die Ambivalenz und Vielschichtigkeit seiner früheren Filme wie "Die Frau, die singt", "Arrival" oder "Blade Runner 2049" erreicht "Dune" nicht. Bilderfindungen sind wichtiger als inhaltliche Tiefe, zu glatt bleibt doch da die Heldenreise des Protagonisten und seltsam kritiklos werden in diesem Blockbuster, der durch die Humorlosigkeit auch bleierne Schwere ausstrahlt, die Sehnsucht nach einem Erlöser in düsteren Zeiten oder auch ein Opfertod geschildert.


Läuft derzeit in den Kinos


Trailer zu "Dune (2021)"

bottom of page