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AutorenbildWalter Gasperi

Die emanzipierte wandlungsfähige Spröde: Katharine Hepburn


Nie war und wollte Katharine Hepburn "everybody´s darling" sein, gleichwohl hat sie mit vier Oscars immer noch mehr vergoldete Statuetten gewonnen als jede andere Schauspielerin. Ihr Scharfsinn und ihre Schlagfertigkeit prädestinierten sie für Screwball-Komödien, aber auch in Melodramen und Abenteuerfilmen brillierte sie. Das Stadtkino Basel widmet dem 2003 verstorbenen Hollywood-Star im Dezember eine Filmreihe, nachdem diese vor einem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer fiel.


Lieber als in Kleidern zeigte sich die am 12. Mai 1907 in Hartford, Connecticut geborene Katharine Hepburn schon in jungen Jahren in Hosen. Die Öffentlichkeit interessierte sie kaum, keinen ihrer vier Oscars nahm sie persönlich entgegen. Die Unabhängigkeit war ihr als Tochter eines liberalen Arztes und einer Frauenrechtlerin, die sich fürs Frauenwahlrecht und für Geburtenkontrolle einsetzte, in die Wiege gelegt.


Schon in der Jugend interessierte sie sich für Schauspielerei und nach Abschluss eines Studiums der Philosophie und Geschichte an der Frauen-Elite-Universität Bryn Mawr in Pennsylvania, wandte sie sich dem Schauspiel zu. 1928 erhielt sie ihre erste Rolle am Broadway. Ihr Auftritt als Amazonenkönigin im Minirock in dem Stück "The Warrior´s Husband" machte einen Talente-Scout auf sie aufmerksam und sorgte für den Sprung nach Hollywood.


Einen Bilderbuchstart legte sie dort hin und schon für ihre Darstellung einer Schauspielerin in ihrem dritten Film "Morning Glory" (Lowell Sherman, 1933) wurde sie mit einem Oscar ausgezeichnet. – 34 Jahre sollten danach aber bis zum nächsten Academy Award vergehen.


Unter der Regie von George Cukor, mit dem sie insgesamt neun Filme drehte, landete sie zwar auch mit der Verfilmung von Louisa May Alcotts Roman "Little Women" (1933), von dem zuletzt Greta Gerwig ein Remake drehte, einen Erfolg, doch ihre folgenden Filme entwickelten sich zu Flops.


Auch John Fords "Mary of Scotland" (1936) und Howard Hawks´ "Bringing Up Baby" ("Leoparden küsst man nicht", 1938), der heute als Meisterwerk und Prototyp der Screwball-Komödie gilt, fielen beim Publikum durch. Zu progressiv war wohl die Geschichte um eine exzentrische und selbstbewusste Frau, die einem weltfremden Paläontologen zeigen muss, wo es lang geht.


Weil sie in Hollywood als "Kassengift" abgestempelt wurde und kaum mehr Chancen auf große Rollen hatte, kehrte sie 1938 an den Broadway zurück. Dort spielte sie nicht nur in Philip Barrys Komödie "The Philadelphia Story", sondern sicherte sich auch die Filmrechte, die sie dann gegen ein Mitspracherecht an MGM abtrat. Nicht nur die Hauptrolle für sich selbst konnte sie sich so sichern, sondern auch Cary Grant und James Stewart als männliche Hauptdarsteller und George Cukor als Regisseur auswählen.


Mit dem Erfolg dieses Films (1940) war die Hepburn zurück im Geschäft und fand mit dem folgenden "Woman of the Year" (George Stevens, 1942) mit einer unabhängigen Journalistin nicht nur eine weitere, auf sie zugeschnittene Rolle, sondern mit Spencer Tracy auch einen kongenialen Filmpartner. Nicht nur acht weitere Filme drehten sie gemeinsam, sondern sie hatte mit Tracy, der sich als Katholik von seiner Frau nicht scheiden lassen wollte, auch eine Affäre bis zu dessen Tod im Jahre 1967.


Rasante Komödien, in denen Geschlechterrollen verhandelt werden, waren das immer wieder, in den 1960er Jahren kam mit Tracys letztem Film "Guess Who´s Coming to Dinner" (Stanley Kramer, 1967), in dem eine junge weiße Frau aus gutem Hause ihren Eltern ihren schwarzen Verlobten präsentiert, aber auch die Rassenthematik ins Spiel.


Kongeniale Partnerin war sie aber auch für Humphrey Bogart in John Hustons Abenteuerfilm "African Queen" (1951). Wunderbar aneinander reiben können sich hier Bogarts ungehobelter und alkoholsüchtiger Kapitän und Hepburns altjüngferliche Missionarin, die sich während des Ersten Weltkriegs in einem klapprigen Dampfschiff in Ostafrika durch die deutschen Linien durchschlagen müssen. 24 Jahre später wird diese Konstellation in Stuart Millars Western "Rooster Cogburn" (1975) mit John Wayne als Marshall und der Hepburn als Tochter eines Predigers unterhaltsam variiert.


Nie spielte sie Charaktere, die man auf Anhieb liebt, sondern Kratzbürstigkeit und rauer Charme zeichnen ihre Rollen aus. Unabhängig und stark sind diese Frauen meist und zeigen wenig Emotionen, zu den Ausnahmen gehört hier David Leans bittersüßer "Summertime" (1956), in dem sie als alleinstehende Sekretärin mittleren Alters in Venedig ein kurzes Liebesglück erlebt.


Nicht zuletzt wegen ihrer Sprödheit und ihrer progressiven Rollen erhielt diese Leinwandlegende, die speziell in den späten 1950er Jahren auch in mehreren Shakespeare-Stücken auf der Bühne stand, wohl auch erst für Altersrollen ihre drei weiteren Oscars: Auf die Auszeichnung für ihre Rolle in "Guess Who´s Coming to Dinner" (1967) folgte schon ein Jahr später der nächste Oscar für ihre Leistung im Historienfilm "Lion in the Winter" (Anthony Harvey, 1968), ehe der letzte für ihre Leistung in "On Golden Pond" (Mark Rydell, 1981) folgte.


Nach diesem gefühlvollen Drama über Alters- und Eheprobleme zog sich die Hepburn mit Ausnahme einer Nebenrolle in dem Liebesfilm "Perfect Love Affair" (Glenn Gordon Caron, 1994) vom Film zurück und starb am 29. Juni 2003 im Alter von 96 Jahren in Old Saybrook, Connecticut.


Spieldaten und Filmbeschreibungen finden sie auf auf der Homepage des Stadtkino Basel.


Die zehn besten Rollen von Katharine Hepburn



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