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Companion - Die perfekte Begleitung

Autorenbild: Walter GasperiWalter Gasperi
"Companion": Sehr unterhaltsamer, schwarzhumoriger Genre-Mix mit gesellschaftlicher Relevanz
"Companion": Sehr unterhaltsamer, schwarzhumoriger Genre-Mix mit gesellschaftlicher Relevanz

Aus dem Wochenendaufenthalt eines Paars in einer abgelegenen Villa macht Drew Hancock eine ziemlich böse und extrem unterhaltsame Mischung aus satirischem Thriller, Horrorfilm und Science-Fiction, in der er mit den Themen künstliche Intelligenz, moderne Technik und dem Geschlechterverhältnis auf der Höhe der Zeit ist.


Grundsätzlich ist es immer am besten vorab möglichst wenig über den Inhalt eines Films zu wissen und sich davon überraschen zu lassen, was auf der Leinwand passiert. Für Thriller und Horrorfilme, die aus ihren Überraschungen und Wendungen Spannung generieren, gilt das meist noch mehr als für Arthouse-Filme.


Selbst den Blick auf das Plakat sollte man bei "Companion" vermeiden, gibt es doch schon den ersten Twist preis, den Drew Hancocks Langfilmdebüt nach etwa 20 Minuten nimmt. (Deshalb steht neben dieser Rezension auch ausnahmsweise nicht das Plakat, sondern ein Filmstill).


Doch auch wenn man aus dem Plakat schon Schlüsse ziehen kann, hat "Companion" noch mehr als genug Wendungen zu bieten. Die beiden Trailer sollte man aber keinesfalls vorab anschauen, verraten sie doch schon sehr viel.


Dabei nimmt die Protagonistin Iris (Sophie Thatcher) in der Pre-Title-Sequenz das Ende im Voice-over zumindest teilweise vorweg. Wie eine RomCom beginnt "Companion", wenn die junge Frau zur witzigen ersten Begegnung mit Josh (Jack Quaid) am Orangenstand eines Supermarkts darüber sinniert, dass die meisten Menschen ohne Sinn und Ziel durch das Leben stolpern und die Momente des echten Glücks sehr rar seien. Sie habe immerhin zwei davon erfahren: den ersten, als sie Josh begegnete, den zweiten, als sie ihn ermordete. Abrupt wird mit diesem Satz der RomCom-Ansatz gebrochen.


Mit dem Vorspann überspringt der Film mehrere Wochen und Routine scheint in die Beziehung eingekehrt zu sein, wenn das Paar unterwegs zur abgelegen in einer Waldgegend an einem See gelegenen Villa eines reichen Russen (Rupert Friend) unterwegs ist. Das Wochenende will man dort mit dem Hausherrn, dessen Geliebter Kat (Megan Suri) und einem schwer verliebten schwulen Paar verbringen. Doch nach dem Auftakt liegt auf der Hand, dass sich die Dinge hier bald anders entwickeln werden als geplant.


An "The Menu", "Blink Twice" oder auch an "Speak No Evil" erinnert die weitgehende Konzentration auf einen abgeschlossenen Raum und wenige Figuren. Und wie diese Filme nützt auch Drew Hancock das Genrekino, um darin verpackt gesellschaftlich relevante Themen zu verhandeln.


Die Hochglanzbilder und die moderne Villa passen perfekt zum Materialismus und Hedonismus der Protagonist:innen und der heutigen Welt. So ist zwar auch menschliche Gier die Triebfeder der Handlung, aber gleichzeitig spielt Hancock mit den negativen Seiten von künstlicher Intelligenz und rechnet auch bissig mit toxischer Männlichkeit ab.


Denn da wünscht sich Josh nicht nur eine perfekt zu ihm passende Partnerin, sondern er will sie auch völlig kontrollieren, will sie wie ein Accessoire behandeln und nach Belieben steuern. Iris ist für ihn kein Subjekt, sondern ein Objekt, doch diese Partnerin entwickelt zunehmend Selbstständigkeit und beginnt sich nach einem blutigen Zwischenfall, aus der Macht von Josh zu befreien.


Genau getimt dreht Hancock an der Eskalationsschraube und steigert die Gefahren und Tücken der Technik, wenn mittels Handy Befehle erteilt werden und wechselnde Personen damit das selbstfahrende Auto kontrollieren. Zweckentfremdet wird so am Ende auch ein kleines, motorisch angetriebenes Requisit verwendet, das zuvor auffallend oft ins Bild gerückt wurde.


Immer wieder neue Wendungen sorgen nicht nur für Überraschungen, sondern bringen auch neue Gedanken ins Spiel. Auch blutige Splatter-Momente bleiben nicht aus, doch nie wird dieser extrem unterhaltsame Mix aus Satire, Thriller, Horrorfilm und Science-Fiction, in dem Spannung und schwarzer Humor souverän gemischt werden, retortenhaft oder vorhersehbar.


Dass diese schnörkellose, kompakte 97 Minuten lange Genreperle so großartig funktioniert, ist aber auch dem lustvoll aufspielenden Ensemble zu verdanken. Rupert Friend überzeugt so ebenso als schmieriger superreicher Russe wie Lukas Gage und Harvey Guillén als schwules Pärchen oder Megan Suri als die Iris von Anfang an feindlich gesinnte Kat.


Zentrum des Films sind aber eindeutig Meg Ryans und Dennis Quaids Sohn Jack Quaid als Josh und vor allem Sophie Thatcher als Iris. Da präsentiert Quaid Josh zwar zunächst als sympathischen jungen Mann, lässt aber bald dessen Chauvinismus zu Tage treten, während Sophie Thatcher wie zuletzt in "Heretic" zunehmend Widerstandswillen entwickelt.


So wandelt sich dieses clevere B-Movie vom technologie- und KI-kritischen Film sukzessive zur Abrechnung mit toxischer Männlichkeit und zur Feier weiblicher Selbstermächtigung, die im Finale auch Erinnerungen an Ridley Scotts "Thelma und Louise" wecken kann.


Companion – Die perfekte Begleitung

USA 2024 Regie: Drew Hancock mit: Sophie Thatcher, Jack Quaid, Rupert Friend, Marc Menchaca, Lukas Gage Länge: 97 min.



Läuft derzeit in den Kinos, z.B. in der Kinothek Lustenau, Cineplexx Hohenems und Kino Bludenz.


Um Spoiler zu vermeiden, wird auf den Trailer verzichtet.


 

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