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Blutige Hände – The Killer Is Loose (1955)

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 5 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit
"Blutige Hände - The Killer Is Loose": Kompakter Krimi von Budd Boetticher
"Blutige Hände - The Killer Is Loose": Kompakter Krimi von Budd Boetticher

Ein Bankräuber will sich an einem Polizisten für den Tod seiner Frau rächen. – Budd Boettichers kompakter und schnörkelloser Krimi ist bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) auf DVD und Blu-ray erschienen.


Wie Budd Boettichers berühmte Western mit Randolph Scott – der sogenannte Ranown-Zyklus – ist auch sein kurz davor entstandener Krimi (1955) gerade einmal schlanke 72 Minuten lang. Ansatzlos ist der Einstieg mit einem Blick auf ein Straßenschild, anschließend auf mehrere Männer, die offensichtlich etwas planen.


Die von Grautönen dominierten Schwarzweißbilder von Kameramann Lucien Ballard verleihen "The Killer Is Loose – Blutige Hände" von Anfang an einen ungeschminkt-realistischen Touch. Mit einem Schnitt versetzt Boetticher in eine Bank, in der der scheinbar biedere Bankbeamte Leon Poole (Wendell Corey) einen Kunden betreut, der sich als Kriegskamerad zu erkennen gibt. Im Gespräch wird deutlich, dass Poole, der ohne seine Brille fast nichts sieht, während des Militärdiensts von seinen Kameraden und Vorgesetzten immer wieder schikaniert wurde.


Erst spät wird Poole von einer Kollegin auf die seltsamen Vorgänge am Tresor aufmerksam gemacht. Er versucht die Räuber scheinbar zu stoppen, als diese zu flüchten versuchen, wird von der Polizei aber bald als Komplize enttarnt. Bei seiner Verhaftung widersetzt sich Poole und Lieutenant Sam Wagner (Joseph Cotten) tötet versehentlich Pooles Frau. Poole wird zwar zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, schwört aber Rache.


Vor allem am Beginn ist die Erzählweise sehr ökonomisch und dicht: Auf den Überfall folgt rasch die Verhaftung und sogleich die Urteilsverkündung. Zwei Jahre Haft werden übersprungen und schon kann Poole, der im Gefängnis als Feldarbeiter eingesetzt wird, entkommen. Im Gegensatz zu dem vom Gefängnisdirektor gelobten guten Verhalten zeigt er nun rasch seine Brutalität, wenn er mehrere Morde begeht, um an Wagners Frau Lila (Rhonda Fleming) heranzukommen und seinen Racheplan umzusetzen.


Spannung baut Boetticher auf, indem er in Parallelmontage einerseits von den Fahndungsmethoden der Polizei, andererseits von den Aktionen Pooles und drittens von Wagners Versuch seine Frau in Sicherheit zu bringen erzählt.


Während Joseph Cotten und Rhonda Fleming zwar routiniert, aber nicht gerade mitreißend spielen, brilliert Wendell Corey als zunehmend psychopathischer Verbrecher. Wie er als von seiner Umwelt stets gedemütigter Kleinbürger, der einzig von seiner Frau Wertschätzung und Liebe erfuhr, gezeichnet wird, mag simpel sein, ist aber durchaus wirkungsvoll.


Zu diesen persönlichen Kränkungen kommt aber auch, dass Poole am wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre offensichtlich nicht partizipiert hat. Im Gegensatz zu seinem Kriegskameraden und Wagner, die in Einfamilienhäusern wohnen, lebt er mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung. Wohl auch der Wunsch, ihr einmal etwas bieten zu können, hat ihn vermutlich zur Teilnahme am Banküberfall bewegt.


Eindrücklich zeigt so Boetticher an seinem Protagonisten, in dem man auch einen Vorläufer zu Michael Douglas´ Figur in Joel Schumachers "Falling Down - Ein ganz normaler Tag" sehen kann, wie die durch Minderwertigkeitskomplex und Demütigungen angestauten Aggressionen, die sich hinter der Fassade des zurückhaltenden Kleinbürgers verbergen, nun zunehmend durchbrechen und er vor kaltblütigen Morden nicht zurückschreckt.


Spürbar wird so in mehreren Begegnungen die Gefahr, die von diesem Mann ausgeht. Durch dieses sich immer wieder steigernde Gefühl der Bedrohung wird in Verbindung mit der ebenso nüchternen wie konzentrierten Inszenierung die Spannung hochgehalten.


Gleichzeitig variiert Boetticher mit dem Wunsch nach Rache für den Tod der Ehefrau ein Thema, das auch im Zentrum seiner Western "Seven Men from Now" (1956) und "Ride Lonesome" (1959) steht. Während dort freilich Randolph Scotts Rächer positiv konnotiert ist und Verbrecher jagt, ist hier der Rächer der Verbrecher, von dem eine Bedrohung der bürgerlichen Ordnung ausgeht.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer, eine Bildergalerie und Trailer zu weiteren bei Explosive Media erschienenen Krimis.



Trailer zu "Blutige Hände - The Killer Is Loose"


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