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  • AutorenbildWalter Gasperi

Zähl bis drei und bete – 3:10 to Yuma


Aus Geldmangel erklärt sich ein Farmer bereit einen Outlaw zu bewachen, obwohl zu erwarten ist, dass bald die Bande des Gefangenen anrücken wird, um diesen zu befreien. – Delmer Daves´ hervorragend besetzter, stark fotografierter und stringent erzählter Western ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray erschienen.


Das erste Bild gehört dem ausgedorrten Land. Wenn die Kamera nach oben schwenkt sieht man am Horizont eine Postkutsche vorbeirasen. Schon in den nächsten Einstellungen wird diese von der Bande Ben Wades´ (Glenn Ford) überfallen, doch der Farmer Dan Evans (Van Heflin) ist mit seinen beiden Söhnen im Kindesalter Zeuge des Überfalls. Zwar kann er angesichts der Übermacht nicht eingreifen, will es aber auch gar nicht, sondern zeigt sich als unbeholfen und ängstlich.


Dans Farm steht aber aufgrund der langen Trockenheit am Rande des Ruins. Ohne Zugang zur Wasserstelle droht seiner Herde der Tod. Dieser Zugang kostet aber 200 Dollar. Auch die Bank in der Stadt ist pleite, doch dort wird Wade, der allein zurückgeblieben ist, während seine Kumpanen schon nach Mexiko aufgebrochen sind, mit Hilfe Dans gefasst. Allen ist klar, dass die Bande des Outlaws bald zurückkehren wird, um ihren Anführer zu befreien. Deshalb soll er heimlich nach Contention und von dort mit dem Zug um 3 Uhr 10 nach Yuma gebracht werden. Weil der Eigentümer der ausgeraubten Postkutsche dafür 200 Dollar bietet, übernimmt Dan den Auftrag, der damit auch die Achtung seiner Frau, die seine Tatenlosigkeit beim Überfall nicht gerade begeistert hat, zurückgewinnen will.


Mit Ablenkungsmanövern können die Gangster zunächst aufgehalten werden, doch als Dan mit Wade in einem Hotelzimmer in Contention auf die Abfahrt des Zuges wartet, versucht nicht nur Wade seinen Bewacher mit hohen Geldangeboten umzustimmen, sondern auch Wades Bande trifft bald ein….


Ein Wunderwerk an Ökonomie ist dieser nach einer Kurzgeschichte von Krimiautor Elmore Leonard 1957 von Delmer Daves gedrehte Western, von dem vor kurzem auch der ebenso ungewöhnliche wie starke "Jubal - Der Mann ohne Furcht" bei Explosive Media auf Blu-ray erschienen ist. In einer Zeit, in der Farbe üblich war, arbeiteten Daves und Kameramann Charles Lawton jr. mit Schwarzweiß, was "3:10 to Yuma" – völliger Unsinn wieder einmal der deutsche Titel "Zähl bis drei und bete" – einen realistisch-schmutzigen Look verleiht.


So direkt der Film einsetzt, so stringent und konsequent wird bis zum knappen Ende erzählt. Dominiert zuerst die weite Landschaft, wird der Raum mit der Ankunft in Contention und der weitgehenden Konzentration aufs Hotelzimmer eingeengt. Ein starkes Psychospiel zwischen Glenn Ford, der dem Gangsterboss durchaus smarte Züge verleiht, und Van Heflins einfachem Farmer entwickelt sich hier. Selbstsicher und überlegen gibt sich Wade, ist von seiner Befreiung fest überzeugt, während Dans Gesicht wohl nicht nur von der Hitze zunehmend schweißgebadet ist.


Mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast und expressiven Perspektiven evozieren Daves und Lawton in diesen Szenen zudem eine beklemmende Film noir-Atmosphäre. Fords Bandenboss entspricht dabei quasi der Femme fatale des Film noir. Wie diese mit ihrer Verführungskraft hilflose Männer ins Verderben stürzt, will der weltgewandte Wade hier wie Mephisto Faust den einfachen Farmer Dan mit seinen Versprechungen auf seine Seite ziehen.


Eine Bürgerwehr soll Dan und den Kutschenbesitzer zwar gegen die anrückende Bande unterstützen, doch als die Gangster eintreffen, ziehen sich diese Bürger zurück. An Fred Zinnemanns Klassiker "High Noon" erinnert sowohl das bange Warten auf die Ankunft der Verbrecher als auch die Feigheit der Bürger und der ganz auf sich gestellte Dan. Dieser freilich, der den Auftrag zunächst nur des Geldes wegen übernommen hat, lässt sich nun von dessen Durchführung nicht mehr abbringen.


Nichts Heroisches hat dieser Farmer an sich, sondern er tut einfach, was er glaubt tun zu müssen und wird unzweifelhaft danach wieder zu Frau und Kindern und zu seiner Arbeit auf der Farm zurückkehren. Sichtlich beeindruckt ist zunehmend auch Wade von dessen Courage und bewundert ihn auch um Frau und Kinder.


Doch nicht nur von diesen stark gespielten und differenziert gezeichneten Figuren lebt dieser Western, den James Mangold 2007 unter dem Titel "Todeszug nach Yuma" mit Christian Bale und Russell Crowe neu verfilmt hat, sondern bestechend ist auch der Aufbau. Da steht dem ausgedorrten Land des Beginns am Ende nicht nur ein kräftiger Regenguss gegenüber, sondern auch der Postkutsche ein durch die weite Prärie dampfender Zug. – Und natürlich ist man im Laufe der kompakten 90 Minuten Zeuge der Wandlung des Protagonisten vom tatenlosen Zuschauer zum entschlossen handelnden Mann geworden.


An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den amerikanischen und den deutschen Kinotrailer sowie eine Bildergalerie.


Trailer zu "Zähl bis drei und bete - 3:10 to Yuma"


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