Ein Cowboy wird von einem Rancher aufgenommen und angestellt. Doch die verführerische Frau des Ranchers und ein feindseliger zweiter Cowboy sorgen bald für Konflikte. – Delmer Daves´ 1956 gedrehter, großartig besetzter und bildstarker Western mit Film noir-Einschlag ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray erschienen.
Cinemascope und Technicolor sind schon die halbe Miete für einen klassischen Western. Großartig kann Kameramann Charles Lawton Jr. damit die weite Prärie von Wyoming und die majestätischen Berggipfel im Hintergrund ins Bild rücken: Mit seinen prächtigen Landschaftstotalen ist dieser wenig bekannte Film von Delmer Daves, der mit "The Broken Arrow" 1950 den ersten indianerfreundlichen Western drehte und mit "Dark Passage" (1947) für einen klassischen Film noir verantwortlich zeichnet, ein echter Sehgenuss.
Klassisch beginnt die Handlung mit der Ankunft eines Fremden. Variiert wird die Exposition aber dadurch, dass Jubal Troop (Glenn Ford) nicht selbst einreiten kann, sondern völlig erschöpft vom Rancher Shep Horgan (Ernest Borgnine) auf einer Straße aufgelesen und nicht in eine Stadt, sondern auf seine Farm gebracht wird.
Rasch findet Shep Gefallen an Jubal, nimmt ihn auf, gibt ihm einen Job, doch von Anfang an steht der Cowboy Pinky (Rod Steiger) dem Neuen feindselig gegenüber. Wird hier ein erstes Konfliktfeld aufgebaut, so entsteht ein zweites dadurch, dass Sheps Gattin Mae (Valerie French), die zuvor eine heimliche Affäre mit Pinky hatte, nun Jubal verführen will.
Eine Femme fatale wie im Film noir ist diese Mae, die ihren Mann, der sie zwar liebt, aber keine Manieren hat, nicht mehr ausstehen kann und auch nichts dagegen hätte, wenn Jubal ihn beseitigt. Jubal widersetzt sich zwar ihrem zunehmend offensiveren Drängen und Werben, doch gesteigert wird durch ihr Verhalten auch der Zorn des ausgestochenen Liebhabers Pinky. Der gutmütige und naive Shep merkt dagegen nichts, bis Pinky dessen Eifersucht anstachelt.
Als "Othello" im Western-Gewand hat man "Jubal", dessen deutscher Titel wieder einmal ausgesprochen unpassend ist, wegen dieser Personen- und Beziehungskonstellation auch schon bezeichnet. Bestens funktioniert dies auch, weil die mit Glenn Ford, Ernest Borgnine und Rod Steiger hervorragend besetzten männlichen Protagonisten immer glaubwürdig bleiben und auch Valerie French als verführerische Mae zu überzeugen weiß.
Gegenpol zu Mae ist die junge Naomi, die mit einer Gruppe frommer Siedler in der Gegend Halt macht und in die sich Jubal sogleich verliebt. Gleichzeitig steigert sich dadurch die Wut der verschmähten Mae, die mit Lügen eine Katastrophe heraufbeschwört.
Wenn Jubal schließlich von einem Mob, der von Pinky angeführt wird, gejagt wird, zeigt Daves in seiner souverän Western mit Melodrama mischenden Genreperle auch eindrücklich, wie ein geschickter Demagoge scheinbar harmlose Bürger manipulieren und zu Selbstjustiz antreiben kann. Im Zeitalter von Populisten bekommt dieses Finale durchaus aktuelle Züge, weist aber auch deutliche Parallelen zu Nicholas Rays zwei Jahre zuvor entstandenem legendären "Johnny Guitar" auf, in dem eine rachsüchtige Frau die Bürger gegen ihre Kontrahentin aufhetzt.
An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den deutschen Kinotrailer und eine Bildergalerie.
Trailer zu "Der Mann ohne Furcht - Jubal"
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