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Die drei Musketiere (1948)

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • vor 1 Stunde
  • 4 Min. Lesezeit
"Die drei Musketiere": Schwungvoll-leichhändige Verfilmung von Alexandre Dumas´ berühmtem Roman
"Die drei Musketiere": Schwungvoll-leichhändige Verfilmung von Alexandre Dumas´ berühmtem Roman

George Sidneys 1948 entstandene Verfilmung von Alexandre Dumas´ berühmtem Roman verbindet leichthändig und schwungvoll Witz, Ernst und Romantik. – Bei Plaion Pictures ist der prächtig ausgestattete und in Technicolor-Farben strahlende Hollywood-Film auf DVD und Blu-ray erschienen.


Von der Stummfilmzeit bis zur Gegenwart wurde Alexandre Dumas´ im Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts spielender Roman "Die drei Musketiere" immer wieder verfilmt. Eine große Rolle bot Fred Niblo mit seiner Verfilmung Stummfilmstar Douglas Fairbanks senior (1921) ebenso wie in den 1970er Jahren Richard Lester Michael York, Richard Chamberlain und Oliver Reed ("The Three Musketeers ", 1973; "The Four Musketeers", 1974). Die Bandbreite reicht von Allan Dwans parodistischem "The Three Musketeers" (1939) über das dreiteilige sowjetische Musical "D’Artanyan i tri mushketyora" (1978) bis zum computeranimierten "Barbie and the Three Musketeers" (2009).


Bei George Sidneys 1948 entstandener Version gibt schon die Besetzung der Rolle D´Artagnans mit Musical-Star Gene Kelly die Stoßrichtung vor. Wie Tanzszenen im Musical werden hier die ausgiebigen Fechtkämpfe inszeniert, sind immer auch von Witz durchzogen, wenn beispielsweise D´Artagnan seinen Gegner nicht mit Stichen tötet, sondern ihm mit seinem Degen die Hosen auszieht. Auch Akrobatik fehlt mit Sprüngen über Hindernisse, mit raschen Positionswechseln oder einem Springen und Schwingen über die Dächer von Paris nicht.


Schon der Einstieg stimmt auf diese leichthändig-komödiantische Note ein, wenn D´Artagnan (Gene Kelly) beim Aufbruch aus der ländlichen Gascogne von seinem Vater kein prächtiges Pferd, sondern einen klapprigen Gaul erhält. Nicht lange lässt auch die erste Begegnung mit der gefährlichen Lady de Winter (Lana Turner) auf sich warten. Kurz nach der Ankunft in Paris hat D´Artagnan aber nach Zusammenstößen mit den Musketieren Athos (Van Heflin), Porthos (Gig Young) und Aramis (Robert Coole) auch schon Termine für drei Duelle, doch statt gegeneinander kämpft das Quartett schließlich gegen die Soldaten Richelieus (Vincent Price).


Der Kampf D´Artagnans und der drei Musketiere für den König und gegen die Machenschaften Richelieus, der mit seinen Soldaten und der verführerischen Lady De Winter die Gegner ausschalten und seine Macht ausbauen will, ist der Motor des Films, doch mit D´Artagnans Begegnung mit der Zofe Constance (June Allyson) kommt auch die romantische Liebe nicht zu kurz.


Schwungvoll treibt Sidney die Handlung voran, sorgt mit Fechtkämpfen mal in einem Pariser Park, dann in Wirtshäusern und dann wieder an der Meeresküste ebenso für Abwechslung wie mit dem mehrfachen Pendeln zwischen Frankreich und England. Unaufdringlich, aber doch prägnant werden auch die einfache Unterkunft D´Artagnans und die Wirtshäuser den prunkvollen Räumen des königlichen Schlosses gegenübergestellt.


Eigene Handschrift zeigt Sidney nicht, sondern bietet prächtiges Produzentenkino, das von Schauwerten und dem lustvollen Spiel des Ensembles lebt. Großartig sind die Ausstattung von Cedric Gibbons und Malcolm Brown sowie die Kostüme von Walter Plunkett.


Richtig zum Leuchten bringen diese aber erst die kräfitgen Technicolor-Farben von Kameramann Robert H. Planck. Da gibt es nicht zwei Szenen, in denen Lady de Winter im gleichen Kleid auftritt, sondern sie trägt bald Tiefgrün, bald leuchtendes Rot, bald Violett und bald Gelb.


Geschickt spitzt sich der Film auch sukzessive auf die Konfrontation der Musketiere mit dieser ebenso verführerischen wie gefährlichen Frau zu. Nach einer ebenso rasanten wie leichten ersten Hälfte schleichen sich so in der zweiten Hälfte zunehmend düstere Töne ein. Nicht ganz geglückt ist, wie rasch hier ein tragischer Moment wieder vom Tisch gewischt wird, doch der perfekten Hollywood-Unterhaltung, die geboten wird, kann das kaum Abbruch tun.


In der Leichtigkeit, mit der Abenteuer, Romantik und Witz verknüpft werden, und in der schwungvollen Erzählweise, vor allem aber in den kräftigen Farben und den hellen Räumen kann man in diesem Mantel- und Degenfilm auch eine Gegenposition zum düsteren Film noir, der zeitgleich zur Entstehung von "Die drei Musketiere" seine Blüte feierte, sehen.


Andererseits erinnert aber wiederum Lana Turners Lady de Winter an die Femme Fatales des Film noir. Wie diese kennt sie keine Skrupel und nützt ihre Verführungskraft eiskalt aus, um ihre Ziele zu erreichen und ihre Gegner zu vernichten. Stark ist auch Vincent Price, der gerade durch sein zurückhaltendes Spiel die Gerissenheit und Gefährlichkeit Richelieus spürbar macht. - Gegenpol zu diesen abgebrühten und eiskalt berechnenden Finsterlingen ist Gene Kellys unbekümmerter D´Artagnan, der sich nicht einschüchtern lässt, auf seine Fechtkunst und seinen Einfallsreichtum setzt.


Markante Side-Kicks bleiben dagegen die drei Musketiere Aramis, Porthos und Athos, die durchaus als Männer mit Schwächen gezeichnet werden, wenn der eine mit jeder Frau anzubandeln versucht, der andere dem Alkohol zugeneigt ist. Mit ihrem leidenschaftlichen Spiel verleihen Van Heflin, Gig Young und Robert Coole diesen Figuren nicht nur Profil, sondern sorgen auch dafür, dass nie Leerlauf aufkommt.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Als Extras gibt es die zehnminütige, 1948 entstandene Reisedokumentation "Looking at London", die Sehenswürdigkeiten der englischen Hauptstadt ebenso wie Kriegsschäden vorstellt, und Tex Averys siebenminütigen Animationsfilm "What Price Fleadom", der von der Freundschaft eines Hundes und eines Flohs erzählt. Dazu kommt neben dem originalen Kinotrailer, einer Bildergalerie und einer vierminütigen Radio-Werbung, die auf Lana Turner fokussiert, ein 180-seitiges (!) Booklet von Thorsten Winter, das sich in Text und Bildern dem Film widmet.


Trailer zu "Die drei Musketiere" (1948)

 

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