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  • AutorenbildWalter Gasperi

Die drei Musketiere (1973) + Die vier Musketiere (1974)


Schwungvoll, opulent und leichthändig Witz und Action mischend: Richard Lesters 1973/74 entstandener Zweiteiler nach Alexandre Dumas klassischem Roman ist bei StudioCanal auf DVD und Blu-ray erschienen.


Nach den fulminanten Erfolgen mit den Beatles-Filmen "A Hard Day´s Night" (1964) und "Help" (1965) war die Karriere Richard Lesters, der in den 1950er Jahren von den USA nach England übersiedelt war, ins Stocken geraten. Doch mit den beiden Alexandre Dumas-Verfilmungen "Die drei Musketiere" (1973) und "Die vier Musketiere" (1974), die ursprünglich als ein ungeteilter, über dreistündiger Film geplant waren, dann aber aus wirtschaftlichen Gründen auf zwei Filme aufgeteilt wurden, gelang Lester nicht nur ein starkes Comeback, sondern auch eine kräftige Belebung des Mantel- und Degen-Films. 15 Jahre später setzte er diesen Erfolgsfilmen mit "Die Rückkehr der Musketiere" (1989) noch eins drauf.


Fließend geht der Vorspann mit einem angedeuteten und teilweise in Zeitlupe verzerrten Degenduell in die Handlung über, wenn der Vater seinem Sohn D´Artagnan (Michael York) eine letzte Lektion im Fechten erteilen will. Dann schickt er ihn nach Paris, um am Hof Ludwigs XIII. (1610 – 1643) der königlichen Haustruppe der Musketiere beizutreten.


Schon auf dem Ritt aus der Gascogne in die Hauptstadt kommt es zum Konflikt mit Rochefort (Christopher Lee), der ein enger Vertrauter Kardinal Richelieus (Charlton Heston) und Anführer von dessen Garde ist. Gleichzeitig treffen dabei auch der unkultivierte Bauernjunge mit seinem Ackergaul und die ebenso arrogante wie vornehme höfische Welt Rocheforts aufeinander.


Wie sich der Konflikt zwischen D´Artagnan und Rochefort durch den Film ziehen wird, wird Lester auch genüsslich den gesellschaftlichen Gegensatz durchspielen. Denn auch in Paris lachen die Musketiere Athos (Oliver Reed), Aramis (Richard Chamberlain) und Porthos (Frank Finlay) zunächst nur über den Neuankömmling, doch bald verbünden sie sich im Kampf gegen Kardinal Richelieu.


Zentrale Aufgabe D´Artagnans wird es dabei werden ein Diamantcollier, das die Königin (Geraldine Chaplin) ihrem englischen Geliebten geschenkt hat, rechtzeitig zurückzubringen, damit sie es bei einem Ball tragen kann. Hintertrieben wird dieses Unternehmen aber von Richelieu und seiner Gehilfin Lady de Winter (Faye Dunaway).


In jeder Szene spürt man die Spielfreude des mit Stars gespickten Ensembles und Lesters Lust an diesem Stoff. Mit seinem ironischen Blick verleiht er diesem Mantel- und Degenfilm große Leichtigkeit und Schwung. Nichts ist hier ganz ernst gemeint, immer ist ein Augenzwinkern dabei. Bruchlos gehen so Witz und Spannung ineinander über.


Auch Einfallsreichtum bei den Locations und der Gestaltung der Duelle sorgt für beste Unterhaltung. Denn da duelliert man sich in einem Kloster ebenso wie in einer Wäscherei und bei einer nächtlichen Auseinandersetzung düpieren sich die Kontrahenten immer wieder, indem sie ihre Lampe löschen und sich in der Dunkelheit verstecken.


Ein Überfall durch Banditen in einer Bergregion sorgt ebenso für Augenfutter wie die prunkvollen Kostüme bei einem Ball und die geschliffenen Dialoge von Drehbuchautor George MacDonald Fraser, Nebenfiguren und Details sorgen für Witz. Auch Slapstick kommt dabei nicht zu kurz, wenn ein Duell durch ein Feuerwerk gestört wird, der dem Alkohol zugeneigte Porthos aus einem Brunnen gezogen werden muss und ein anderer Musketier sich mit seiner Kleidung in einem Wasserrad verheddert und in die Lüfte gezogen wird. Dazu kommt D´Artagnans tollpatschiger Diener Planchet (Roy Kinnear), der nach dem Vorbild von Don Quijotes Diener Sancho Pansa gezeichnet ist.


Gegenpol zur Welt der Musketiere ist die höfische Welt, in der D´Artagnans Geliebte Constanze (Raquel Welch) als Dienerin der Königin lebt. Zumindest eine große Szene gibt es auch hier, wenn ein heftiger Kampf zwischen Constanze und Lady de Winter um das wertvolle Collier ausbricht.


Permanente Intrigen und Ränkespiele auf den verschiedenen Ebenen sorgen dafür, dass nie Leerlauf aufkommt und lustvoll wird am Ende auch schon die Fortsetzung angekündigt.


Diese startet so ironisch wie der erste Teil, wird dann aber doch sukzessive dunkler und ernster. Vor dem Hintergrund der Belagerung des von Hugenotten beherrschten La Rochelle durch die katholischen Truppen des Königs (1627-28) entwickelt sich nämlich die Rache Lady de Winters an D´Artagnan und seiner Geliebten.


Auch hier fehlt beispielsweise in den Belagerungsszenen oder mit einem Fechtduell auf einem zugefrorenen See Klamauk nicht, der an die Filme der Monty Pythons erinnert, aber auch klassische Degengefechte kommen nicht zu kurz. Immer wieder gibt es auch Szenen, die wie Gegenstücke zu Passagen im ersten Teil wirken und wie der Rettung der Königin als die Handlung antreibendem Moment im ersten Teil im zweiten Teil die Rache der Lady de Winter gegenübersteht, so auch dem Liebesglück das Liebesleid.


An Sprachversionen bieten die bei StudioCanal erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche und französische Synchronfassung sowie deutsche, französische und englische Untertitel. An Extras gibt es zu beiden Filmen jeweils einen gut 20-minütigen Kommentar des Lester-Biographen Neil Sinyard zur Karriere des US-Regisseurs und der Entstehung der Musketier-Filme sowie ein siebenminütiges Making-of.


Dazu kommt das jeweils rund 20-minütige zweiteilige Feature "Die Saga der Musketiere", das mit zahlreichen Interviews detaillierten Einblick in die Produktion der beiden Filme bietet. Abgerundet werden die Extras durch den britischen und den amerikanischen Trailer.


Trailer zu "Die drei Musketiere" (1973)


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