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  • AutorenbildWalter Gasperi

Zombie - Dawn of the Dead (1978)


Vier Menschen retten sich vor angreifenden lebenden Toten in ein Einkaufszentrum. – George A. Romeros 1978 entstandener Klassiker, in dem im Gewand eines brutalen Horrorfilms scharfe Gesellschaftskritik geübt wird, ist bei Koch Films auf DVD, Blu-ray und in einem Mediabook erschienen.


Schon in den 1930er und 1940er Jahre schufen Victor Halperin mit "White Zombie" (1932) und Jacques Tourneur mit "I Walked With a Zombie" (1943) Klassiker des Zombie-Films, doch Großmeister dieses Subgenres des Horrorfilms ist George A. Romero. 1968 verstörte er mit der schwarzweißen Billigproduktion "The Night of the Living Dead" (1968) nicht nur mit drastischer Gewaltdarstellung, sondern auch mit der scharfen Kritik am US-Rassismus und am Vietnamkrieg, die er in diesen Genrefilm verpackte.


Zehn Jahre später folgte "Zombie – Dawn of the Dead" (1978), der vom Italiener Dario Argento produziert wurde. Das Budget war wiederum klein, doch der Film profitiert nicht zuletzt davon. Keine mit spektakulären Effekten aufgebauschte Geschichte konnte so nämlich erzählt werden, sondern an realen Settings wurde gedreht und der Fokus liegt ganz auf den vier von unbekannten und unverbrauchten Schauspielern gespielten Protagonisten.


Auf eine Exposition verzichtet Romero. Ansatzlos wirft er den Zuschauer in ein TV-Studio, in dem die Berichterstattung über die sich vermehrenden lebenden Toten, die sich von Menschenfleisch ernähren, längst Panik ausgelöst hat. Parallel dazu wird man Zeuge, wie Polizei und Armee einen Wohnblock stürmen und mit aller Härte gegen die Zombies vorgehen. Zwei Mitglieder dieser Einsatztruppe fliehen mit dem Hubschrauberpiloten Stephen, der seine schwangere Freundin aus dem TV-Studio retten will.


Der Flug übers Land vermittelt mit Militärkonvois und Unmengen herumstreifender Zombies einen Eindruck vom Chaos im Land. Ein Einkaufszentrum scheint der beste Zufluchtsort zu sein, da man hier einerseits alles bekommt, was man braucht, andererseits vom Dach einen guten Überblick hat und die Zombies gut abwehren kann. Isoliert ist das Quartett zwar, aber doch in gewisser Sicherheit, bis eine Gruppe von marodierenden Rockern auftaucht, die auf Plünderungszug ist.


An die Umzingelung eines Forts durch die indigene Bevölkerung im Western erinnert die Ausgangssituation. Ganz auf den Abwehrkampf der vier Protagonisten konzentriert sich Romero. Spärliche Informationen erhält man zwar über TV-Berichte, aber jede staatliche Ordnung scheint längst zerfallen zu sein, die kleine Gruppe steht quasi für die Welt.


Die Wahl des Einkaufszentrums als Zufluchtsort nützt Romero dabei zu bissiger Gesellschaftskritik, wenn er einen der Protagonisten erklären lässt, dass die Untoten hierhin zurückkehren, weil dies ihr liebster Platz im Leben gewesen sei. Wie lethargische Besucher solcher Konsumtempel schwanken sie so durch die Gänge.


Gleichzeitig zeigt sich dieser Konsumrausch aber auch bei den vier Überlebenden, die sich gierig auf die Kassen der Kaufhausbank stürzen, hemmungslos auch unnütze Dinge rauben, sich in Pelzmäntel kleiden oder sich wie ein Model schminken. Völlig irr versucht auch einer von ihnen, statt sich zurückzuziehen diesen materiellen Überfluss gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Rocker zu verteidigen.


Gleichzeitig kann man den Angriff der Zombies auf das Einkaufzentrum als Aufstand der besitzlosen Unterschicht oder der Unterprivilegierten der Länder des Südens gegen die Oberschicht und die westliche Wohlstandsgesellschaft lesen. Die revolutionäre Kraft, die daraus resultieren könnte, wird allerdings dadurch konterkariert, dass die Sympathieträger die vier Protagonisten sind, die anrückenden Zombies dagegen als anonyme Masse erscheinen, die mit allen Mitteln abgewehrt werden muss.


Brutale Splattermomente fehlen folglich nicht, denn immerhin können die Angreifer nur durch Kopfschuss oder Enthauptung getötet werden. Einerseits fließt so viel Blut, andererseits sieht man auch ausführlich, wie die Zombies Körperteile und Eingeweide ergriffener Menschen verzehren.


Geschickt streut Romero zwischen die Gewaltexzesse aber auch immer wieder Momente der Ruhe, um Abstumpfung und Ermüdung des Zuschauers zu vermeiden. Mit wechselnden Strategien der Eingeschlossenen, aber auch mit deren langsamer Dezimierung hält der 2017 verstorbene Amerikaner die Spannung hoch.


An Sprachversionen bieten die bei Koch Films erschienene DVD, Blu-ray und Mediabook die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem englischen, italienischen und deutschen Trailer sowie TV-Spots zum Film vor allem einen - deutsch untertitelten - italienischer Audiokommentar des Komponisten Claudio Simonetti.


Trailer zu "Zombie - Dawn of the Dead" (1978)



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