top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Yuku und die Blume des Himalaya

Eine kleine Maus macht sich auf die Suche nach einer prächtigen Blume, um sie der Oma auf ihrer anstehenden Reise in die Dunkelheit mitzugeben: Rémi Durin und Arnaud Demuynck erzählen in ihrem visuell bezaubernden und temporeichen Animationsfilm zwar auch vom schweren Thema Tod, feiern aber vor allem das Leben.


Die kleine Maus Yuku hört lieber mit ihren jüngeren Geschwistern den Geschichten der Oma zu, als ihrer Mutter beim Kochen zu helfen. Aber in den Kammern des Schlosses müssen die Mäuse auch vor dem mächtigen Kater auf der Hut sein. Doch Yuku gelingt es diesen mit ihrem Ukulele-Spiel und Gesang einzulullen und auszutricksen.


Doch mag Yuku auch mit dieser Gefahr fertig werden, dass bald der blinde Maulwurf die Oma abholt und durch dunkle Gänge ins Innere der Erde bringen wird, wird sie nicht verhindern können. Immerhin möchte sie ihr aber die sagenhafte Blume des Himalaya, von der die Oma immer wieder erzählt hat, auf deren Weg mitgeben.


So bricht Yuku aus dem Schloss auf, begegnet beim Weg durch die Kanalisation einer schwermütigen Ratte, die sie mit ihrem Gesang ebenso aufheitert, wie auf dem Feld einen Hasen, dem die Pfeile der Menschen, die unsichtbar bleiben, schwer zusetzen. Eine Freundschaft entsteht so auch mit dem Eichhörnchen, das durch die Musik sich wieder an das Versteck der Nüsse erinnern kann, oder mit dem Fuchs. Aber auf ihrem Weg muss Yuku auch die feindlich gesinnten Raben oder den bösen Wolf, der entsprechend seinem Image handeln muss, auch wenn er dazu keine große Lust hat, austricksen.


So wechseln spannende mit witzigen Episoden und auch die zahlreichen Songs, die jede Begegnung begleiten und bei denen auch mal Ameisen als Band mitspielen, sorgen für Leichtigkeit und Witz, während die Rätsel, die Yuku jeweils stellt oder die ihr gestellt werden, die Gehirnzellen der Zuschauer:innen anregen können.


Temporeich und knapp ist das inszeniert und Leerlauf kommt keiner auf, denn immer gibt es auch viel zu sehen und über die erzählte Geschichte hinaus, wird auch die Bedeutung von Geschichten an sich betont, wenn Yuku schließlich Omas Rolle als Geschichtenerzählerin übernimmt.


So einfühlsam, ganz auf Augenhöhe der Kinder Rémi Durin und Arnaud Demuynck dabei ihre als klassische Tierfabel angelegte Geschichte erzählen, so bezaubernd ist das auch auf der visuellen Ebene gestaltet. Gekonnt arbeitet das Regie-Duo nicht nur mit den markanten Größenunterschieden zwischen kleiner Maus und mächtigem Kater, Wolf oder Rabe, sondern auch mit unterschiedlichen Farben und Schauplätzen.


Da geht es zunächst durch den grauen und finsteren Kanal, bis anschließend die mit einigen Gräsern fast nur angedeutete Wiese in Nebel getaucht ist. Später folgen Bäume mit Blättern in leuchtenden Herbstfarben, aber auch ein heftiges Gewitter bei dunkler Nacht und schließlich natürlich die Felsen des Himalaya.


Gleichzeitig stehen dem grauen Mäuschen das rotbraune Eichhörnchen und der ebenfalls rotbraune Fuchs gegenüber, während die Schwärze von Rabe und Wolf schon auf ihre Aggression und Gefährlichkeit hindeuten. Ganz einfach, aber mit spürbarer Liebe ist das gezeichnet, nicht realistisch ausformuliert, sondern auf die wesentlichen Konturen reduziert.


Wie mit Wasserfarben gemalt wirken die teilweise leicht verschwommenen Bilder und können mit ihrer Vielfalt und ihren starken Kontrasten nicht nur Kinder beglücken. Perfekt unterstützt die visuelle Gestaltung die Geschichte, bei der zwar der nahende Tod der Oma eine zentrale Rolle spielt, die aber doch das Leben, die Kraft der Musik und die Schönheit von Freundschaften feiert.


Bis zum Schlusssong rufen so Durin und Demynck dem Zuschauer zu "Genieße den Augenblick und lass das Morgen morgen sein" und ihr Film bietet so beglückende 65 Minuten, die man zwar rundum genießen kann, aber doch auch stets die Vergänglichkeit des Lebens im Blick behält. – Diese leichthändige Balance zwischen "Carpe diem" und "Memento mori" ist vielleicht die größte Qualität dieses wunderbaren Animationsfilms.


Läuft derzeit in den österreichischen und deutschen Kinos. Spielboden Dornbirn: Do 21.12. + Do 28.12., - jeweils 19.30 Uhr, Sa 1.6., 15 Uhr

Yuku und die Blume des Himalaya

Frankreich / Schweiz 2022

Regie: Rémi Durin, Arnaud Demuynck

Animationsfilm

Länge: 65 min.



Trailer zu "Yuku und die Blume des Himalaya"


 

 


bottom of page