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  • AutorenbildWalter Gasperi

Yesterday


Ein erfolgloser Singer-Songwriter macht mit den Songs der Beatles, die niemand mehr kennt, Karriere, verpasst aber fast die große Liebe. Danny Boyle mischt Hommage an die Musik der Beatles und Rom-Com, doch auch die Musik und die bestens aufgelegten Schauspieler können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung dünn ist und sich in ausgetretenen Bahnen bewegt.


Nur Ellie (Lily James) glaubt seit ihrer gemeinsamen Schulzeit an den Singer-Songwriter Jack Malick (Himesh Patel). Die Mathematiklehrerin organisiert seine Auftritte, fährt den im Lager eines Supermarkts arbeitenden Musiker herum. Niemand sonst, nicht einmal seine Eltern und seine Freunde, will seine Songs hören, doch dann erleidet Jack während eines kurzen globalen Stromausfalls einen Unfall.


Nicht nur zwei Zähne verliert er dabei, sondern muss danach auch feststellen, dass mit diesem Ereignis außer bei ihm bei (beinahe) allen Menschen jede Erinnerung an die Musik der Beatles ausgelöscht wurde, ihre Schallplatten verschwunden sind, auch im Internet nichts (mehr) über sie zu finden ist. Im globalen Netz führt die Recherche zu „Beatles“ nur noch zu „Beetle“ (Käfer) und zu John Lennon und Paul McCartney höchstens zu „Pope John Paul II.“.


Ziemlich verwirrt ist Jack, als er die Zuhörer mit seiner Performance von „Yesterday“ und „Let It Be“ begeistert, bald meldet sich Ed Sheeran, der vom Popstar selbst mit viel Selbstironie gespielt wird, und engagiert ihn als Vorgruppe. Unaufhaltsam geht Jacks Weg nach oben, doch neben der Karriere gibt es eben auch noch Ellie, die ihn seit der Kindheit heimlich liebt, während er in ihr nur eine Freundin und Mädchen für Alles sieht.


Ebenso simpel wie folgenreich ist die zentrale Idee, dass die Erinnerung an die Musik der Beatles beinahe weltweit ausgelöscht wurde. Zum netten Running Gag wird das, wenn beiläufig weitere Dinge eingestreut werden, die niemand mehr kennt. Aufhänger ist dieser Einfall, um die Musik der Liverpooler Pilzköpfe ins Spiel zu bringen und zahlreichen ihrer großen Hits viel Platz einzuräumen.


Tiefer dringen Boyle und Drehbuchautor Richard Curtis, der sich unter anderem mit der „Bridget Jones“-Serie, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ und „Notting Hill“ einen Namen machte, dabei aber nicht. Sie beschränken sich auf das oberflächliche Re-Sampeln von 15 Hits der Beatles, die Himesh Patel selbst singt.


Ein Drittel des Budgets verschlang der Erwerb der Rechte für diese Welthits, aber bestens funktioniert „Yesterday“ dadurch als Liebeserklärung an diese Band und ihre Musik, davon abgesehen ist die Story aber doch etwas dünn und vorhersehbar. Zweifellos geschickt spielt Danny Boyle mit den Emotionen des Zuschauers, wenn er Jack an den Scheideweg zwischen Karriere und Liebe führt, und schreckt dabei auch vor Sentimentalität nicht zurück, aber wirklich Neues bringt diese RomCom nicht.


Originell ist aber auf jeden Fall der Auftritt Ed Sheerans, der auch offen eingesteht, dass es größere Musiker als ihn gibt, wenn er angesichts einer Präsentation Malicks von „The Long and Winding Road“ geschlagen die Bühne verlässt und erklärt, er fühle sich wie Salieri im Verhältnis zu Mozart.


Die gewohnten, aber immerhin nur reduziert eingesetzten formalen Spielereien Boyles wie gekippte Kamera bringen dagegen eher wenig, aber die Hauptdarsteller Himesh Patel und vor allem Lily James strahlen so viel Charme aus, dass ihre Figuren Interesse wecken, obwohl sie kaum komplexer gezeichnet werden. Und auch prägnant besetzte Nebenrollen wie Jacks Eltern oder eine zynische Musikmanagerin sorgen für Witz.


Zudem feiert Boyle nicht nur die Musik der Beatles, sondern rechnet auch – wenn auch recht zahm – mit der Vermarktung von Musikern und Musik ab und beschwört die Bewahrung der alten Kultur. In der gewohnt bunten und dynamischen Inszenierung vermittelt der Oscar-Preisträger („Slumdog Millionaire“) dabei auch die Lebensfreude der Musik der Beatles und lässt diesen Optimismus bei diesem sympathischen, aber sicher nicht überragenden Feelgood-Movie auch auf das Publikum überspringen.


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Trailer zu "Yesterday"






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