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  • AutorenbildWalter Gasperi

Woman


Mit kurzen Erzählungen von zahlreichen Frauen aus 50 Ländern über Themen wie Mutterschaft, Ehe, Sexualität, aber auch Diskriminierung und Missbrauch feiern Yann Arthus-Bertrand und Anastasia Mikova die Vielfalt und Stärke von Frauen und versuchen ein Bild davon zu zeichnen, was Frausein heute heißt: Vieles wird angerissen, aber nichts vertieft.


2014 wurde der französische Journalist und Fotograf Yann Arthus-Bertrand mit dem Dokumentarfilm "Human" international bekannt. 2000 Menschen befragte er dazu über ihre Sicht der Menschheit und reihte ihre Aussagen kommentarlos aneinander.

Die gleiche Methode wenden Arthus-Bertrand und die ukrainische Journalistin Anastasia Mikova auch in "Woman" an. In 50 Ländern befragten sie und ihr Team 2000 Frauen zum Thema Frausein und, welche enorme Recherchearbeit hinter diesem Dokumentarfilm steckt, macht spätestens der Nachspann deutlich.


Vor neutralem schwarzen Hintergrund erzählen diese Frauen in statischer Nahaufnahme direkt in die Kamera von ihrem Körper ebenso wie von Benachteiligung in Beruf und Alltag, von der ersten Menstruation ebenso wie von Geburt und Abtreibung, von glücklicher Ehe und Zwangsverheiratung, Sexualität und Schönheit, aber auch von Genitalbeschneidung, häuslicher Gewalt und Vergewaltigung. Von jungen Frauen bis zu alten, von einfachen bis zu Politikerinnen und von Mitteleuropa bis Lateinamerika, von Russland bis Afrika und von Australien bis Asien spannen Arthus-Bertrand und Mikova den Bogen.


Auf Inserts zu Namen und Herkunft der Interviewten verzichtet das Regieduo, will eben nicht personalisieren, sondern vom Frausein im Allgemeinen erzählen. In dieser Anonymisierung und der Ausblendung jedes gesellschaftlich-kulturellen Kontextes hängt "Woman" aber auch in der Luft und wirkt beliebig. In seltsamem Kontrast stehen zudem die perfekt ausgeleuchteten Hochglanzbilder zu den teils schockierenden Erzählungen und den schweren Verletzungen, die Männer ihnen teils zufügten, indem sie sie im Schlaf mit Säure übergossen oder heftig ins Gesicht schlugen.


Doch so bedrückend diese Erzählungen teilweise sind, so ist dies doch kein niederschmetternder, sondern ein hoffnungsvoller Film, der in lachenden Gesichtern und klaren Statements auch immer wieder die Stärke der Frauen beschwört, ihre Vielfalt und Schönheit feiert und zu selbstbewusstem Auftreten auffordert und Mut macht.


Ergänzt werden die Erzählungen, die in der Kürze kaum in die Tiefe gehen können und in der Fülle nur sehr begrenzt haften bleiben, von nur von Musik begleiteten Einstellungen von Frauen bei ihrer Arbeit oder im Kreis ihrer Familie im Garten oder in ihrer Hütte. Nicht nur wenig Informationsgehalt haben diese Szenen, sondern tendieren auch - bis hin zur abschließenden Tanzperformance der Gruppe Bandaloop - stark zum Kitsch.


In jeder Szene spürt man die Herkunft Arthus-Bertrands von Fotografie und Journalismus. Mehr wie eine Fotoreportage als wie ein Film wirkt "Woman" in der Abfolge von statischen Aufnahmen und bleibt in der Kürze der Erzählungen auch im Oberflächlichen stecken. Mehr dekorativ als beklemmend sind so auch die Bilder der Arbeit in einer riesigen asiatischen Nähfabrik, wirklich dicht wird dieser Dokumentarfilm nur wenn er ganz konkret wird und beispielsweise die Kamera eine zerbombte Stadt zeigt und eine Frau vom Schrecklichen erzählt, das sie und andere in der Gefangenschaft des IS erfahren mussten. – So bleibt es letztlich insgesamt beim aufwändigen und gut gemeinten Projekt, ein wirklich guter Film schaut aber anders aus.


Wird vom Filmforum Bregenz am Donnerstag, den 17.6. um 20 Uhr im Metrokino Bregenz gezeigt.


Trailer zu "Woman"



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