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  • AutorenbildWalter Gasperi

What a Feeling

Der Titelsong aus dem Musical "Flashdance" gibt dieser queeren RomCom den Titel, denn bei diesem Hit flippt die schwer betrunkene Ärztin Marie Theres völlig aus, als sie nach der Trennung von ihrem Mann in einer Lesbenkneipe landet. Mit ihrem abgehackten Tanz erregt sie aber die Aufmerksamkeit der iranischstämmigen Tischlerin Fa, die zwar mehrere unverbindliche Sexkontakte, aber im Grunde Bindungsangst hat.


Ein hohes Tempo schlägt Kat Rohrer am Anfang an, wenn sie ihr Langfilmdebüt zu flotter Musik mit Kameraschwenk und Kamerafahrt über die Dächer Wiens in eine Wohnung, in der verstreut Kleider am Boden liegen, bis ins Schlafzimmer, in der eine Frau lustvoll stöhnt, beginnen lässt. Doch wird die Sexszene zunächst durch ein klingelndes Handy gestört, sind es kurz darauf Geräusche, die die Rückkehr des Mannes ankündigen. Aus der Liebhaberin muss so die Tischlerin werden, die gerade die Küche vermessen hat.


Parallel zur Geschichte dieser iranischstämmigen Fa (Proschat Madani), die mit ihren beiden Geschwistern zur Feier des iranischen Neujahrsfests zu ihrer Mutter muss, erklärt der Ehemann (Heikko Deutschmann) der aus Deutschland stammenden Ärztin Marie Theres (Caroline Peters) beim romantischen Candle-Light Dinner anlässlich ihres Hochzeitstags, bei dem auch zwei befreundete Paare anwesend sind, dass er auf Selbstfindungstrip sei und eine Auszeit von der Ehe brauche.


Schwer geschockt lässt sich Marie Theres volllaufen, landet in einer Lesbenkneipe und muss von Fa nach Hause gebracht werden. Nicht ihre erste Begegnung ist dies aber, denn schon zuvor haben sich ihre Wege bei einem beinahe Autounfall gekreuzt und wieder werden sie sich kreuzen, wenn Fas Mutter nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird.


Reichlich konstruiert sind zwar die parallelen Familien und wie die beiden Protagonistinnen zusammengeführt werden, aber das ist so leichthändig inszeniert und so lustvoll gespielt, dass das nicht stört. Vielmehr bewundert man, wie selbstverständlich und perfekt die Rädchen ineinandergreifen.


Vor Spielfreude sprühen nicht nur die beiden Hauptdarstellerinnen Proschat Madani und Caroline Peters, sondern auch die Nebenrollen sind treffend besetzt. Auch die Dialoge sitzen, Situationskomik fehlt nicht und auch vor Klamauk schreckt Rohrer nicht zurück, wenn einmal eine der Protagonistinnen in einem Schrank versteckt wird.


Vorhersehbar ist, dass sich eine Liebesbeziehung zwischen der Eiskönigin Marie Theres, die als kalt und emotionslos gilt, und der scheinbar so starken Fa entwickelt. Doch weit ist der Weg, bis Marie Theres diese Beziehung auch ihrer Teenager-Tochter (Allegra Tinnefeld) gestehen kann und auch Fa rappt in der Bar zwar selbstbewusst und leidenschaftlich "I am Who I Am", doch ihrer konservativen iranischen Mutter und Schwester verheimlicht sie doch, dass sie lesbisch ist.


So kommt es zu Enttäuschungen und Liebeskummer und nach dem schwungvollen Beginn stellen sich im letzten Drittel auch Längen ein. Ganz darüber hinwegtäuschen kann weder das dann wieder mitreißende Finale noch die Fülle an Themen, die Rohrer nebenbei einfließen lässt. Die gebürtige Wienerin, die viele Jahre in den USA lebte, spannt dabei den Bogen von der Midlife-Krise von Marie Theres´ Mann und dem Klimaaktivismus und der Kapitalismuskritik ihrer Teenager-Tochter über einen übergriffigen Chefarzt im Krankenhaus und Marie Theres´ schwulen Kollegen Tom bis zu Demos für Frauenrechte im Iran.


Überraschend ist aber, wie locker diese Themen eingeflochten werden. Trotz der Fülle wirkt diese queere romantische Komödie so nie überladen, sondern verbreitet auch dank der in warme Farben und warmes Licht getauchten Bilder (Kamera: Michael Schindegger) Vergnügen und Optimismus und plädiert nicht erst mit dem spiegelbildlichen Bekenntnis der beiden Protagonistinnen gegenüber ihren Familien zu ihrem Lesbisch-Sein unverkrampft und schwungvoll dafür, dass doch jeder und jede so sein soll und kann, wie und was er oder sie will und auch zu seiner/ihrer Identität stehen soll.



What a Feeling

Österreich 2024

Regie: Kat Rohrer

mit: Caroline Peters, Proschat Madani, Anton Noori, Gohar Nurbachsch, Nicole Ansari-Cox, Allegra Tinnefeld, Heikko Deutschmann, Rafael Haider, Barbara Spitz

Länge: 111 min.



Läuft in den österreichischen Kinos, z.B. im Kino GUK in Feldkirch und in der Kinothek Lustenau.


Trailer zu "What a Feeling"



 

 

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