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AutorenbildWalter Gasperi

Monkey Man

Aktualisiert: 25. Apr.

Ein junger Inder, der bei illegalen Faustkämpfen nur der Prügelknabe ist, lebt seit einem traumatischen Kindheitserlebnis nur noch für Rache: Das Regiedebüt des Schauspielers Def Patel, der selbst auch die Hauptrolle spielt, bewegt sich auf der Handlungsebene zwar in ausgetretenen Bahnen, packt aber mit furiosen Action- und Kampfszenen und dem von großen sozialen Gegensätzen bestimmten indischen Setting.


Mit der Hauptrolle in dem Oscar-Sieger "Slumdog Millionär" wurde der als Sohn indischer Eltern in London geborene Def Patel berühmt. Kein Wunder ist es so, dass Patel auch für sein Regiedebüt mit der fiktiven Großstadt Yatana wiederum Indien als Setting wählte.


Dicht fangen er und Kameramann Sharone Meir die Atmosphäre in einer Halle ein, in der illegale Faustkämpfe durchgeführt werden. Hautnah ist die Kamera an den Kämpfern dran, gewährt kaum einmal eine Übersicht, stimmt aber mit der Härte der Szene schon auf das Kommende ein.


Ein Prügelknabe ist hier der wegen seiner Affenmaske Monkey Man genannte Kid (Def Patel). Doch das scheint ihn nicht zu stören, denn er scheint nur darauf aus, Kontakte zu knüpfen, um im exklusiven Club Queenie einen Job zu bekommen. Dort verkehren Politiker ebenso wie der Polizeipräsident, genießen nicht nur Drinks und Speisen, sondern lassen sich auch von den zahlreichen jungen Frauen verwöhnen.


Mit dem Aufstieg vom Tellerwäscher zum Kellner kommt Kid seiner geplanten Rache zwar näher, doch nach einem gescheiterten Anschlag muss er flüchten und findet schwer verletzt in einer religiösen Gemeinschaft der trans- oder intergeschlechtlichen Hijra Aufnahme. Dort wird er nicht nur gepflegt, sondern findet auch seine Bestimmung und lernt richtig zu kämpfen.


So erzählt Def Patel einerseits eine klassische Heldenreise nach Joseph Campbells Muster, bettet sie aber atmosphärisch dicht ins indische Ambiente ein. Nur Hintergrund für einen Actionfilm sind zwar die extremen sozialen Gegensätze mit Slums und Obdachlosen auf der einen Seite und modernen Wolkenkratzern und noblem Club auf der anderen Seite, aber wie Meir diese Welt in starken Bildern einfängt, evoziert doch eine dichte Atmosphäre.


Als weiteres Element kommen bevorstehende Wahlen und ein religiöser Anführer, der offensichtlich auch mit der Geschichte Kids verbunden ist, ins Spiel. In klassischer Manier lässt Patel die Vorgeschichte lange im Dunkeln und lässt durch immer wieder eingeschnittene ganz kurze Flashbacks Kids nur ahnen, dass ihn ein traumatisches Kindheitserlebnis immer noch belastet.


Wie bei diesen Flashbacks arbeitet Patel auch in den Actionszenen mit sehr schnellen Schnitten und Detail- und Großaufnahmen. Immer wieder wird so in Detailaufnahme Kids Augenpartie ins Bild gerückt, denn zentral geht es auch um das Sehen, verfolgt Kid doch immer noch, was er in seiner Kindheit heimlich gesehen hat.


Wirklich zu sehen, gibt es in den Actionszenen freilich kaum etwas, denn viel zu kurz sind die einzelnen Einstellungen. Aber durch die rasante Abfolge dieser Bildfetzen stellt sich bei den Zuschauer:innen ein intensives Gefühl der Dynamik und der extremen Anspannung ein.


In gewohnter Manier wechseln beinharte Kampfszenen mit einer spektakulären Verfolgungsjagd, die zuerst per Auto, dann zu Fuß erfolgt, ehe eine Ruhepause folgt und sich der Protagonist vor dem großen Schlusskampf sammeln muss oder darf.


Nebenbei bringt Patel mit den großen sozialen Gegensätzen, Wahlen, brutalen Polizeiaktionen und der Ausgrenzung von Minderheiten wie Transsexuellen eine Reihe von gesellschaftskritischen Themen ins Spiel, doch nie gibt "Monkey Man" ein sozialkritischer Film sein zu wollen. Diese Ebene kann man für sich selbst ausformulieren, aber in erster Linie soll dies ein klassischer Actionfilm sein.


Dass dabei einmal auch Bezug auf John Wick genommen wird, kann nicht verwundern, denn sichtlich an dieser Filmreihe orientiert sich Patel. Ganz auf den von ihm selbst gespielten Protagonisten hat er den Film zugeschnitten. In jeder Szene ist er präsent, dominiert den Film und ist Triebkraft der Handlung, in deren Zentrum die große Liebe eines Sohnes zu seiner Mutter und daraus resultierender Zorn und Rachedurst stehen.


Die Brillanz der Actionszenen von "John Wick: Kapitel 4" erreicht "Monkey Man" zwar nicht, punktet dafür mit dem im westlichen Kino selten zu sehenden indischen Setting. Ob freilich die religiöse Unterfütterung, die sich von Anfang an, wenn die Mutter Kid den Mythos von Hanuman erzählt, der bestraft wird, weil er die Sonne zu fangen versuchte, wirklich viel bringt, mag dahingestellt bleiben.


Und wenig überzeugend ist auch, wie das Ende deutlich darauf angelegt ist, die Möglichkeit einer Fortsetzung offen zu lassen.


Monkey Man USA 2024 Regie: Def Patel mit: Dev Patel, Sharlto Copley, Sobhita Dhulipala, Adithi Kalkunte, Sikandar Kher, Pitobash, Vipin Sharma Länge: 122 min.



Läuft derzeit in den Kinos


Trailer zu "Monkey Man"



 

 

 

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