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  • AutorenbildWalter Gasperi

Wie wilde Tiere – As Bestas

Ein französisches Paar, das in einem galizischen Bergdorf eine biologische Landwirtschaft aufziehen will, ist sich steigernden Anfeindungen durch den einheimischen Nachbar ausgesetzt. – Bei Prokino ist Rodrigo Sorogoyens leiser, aber intensiver und hochspannender Thriller auf DVD und Blu-ray erschienen.


Seit zwei Jahren leben der französische Lehrer Antoine (Denis Ménochet) und seine Frau Olga (Marina Foïs) in einem galizischen Bergdorf. Zurückgezogen wollen sie hier eine biologische Landwirtschaft aufziehen und ihre Produkte auf dem lokalen Markt verkaufen. Dem Nachbarn, der von Viehzucht lebt, ist das Paar aber ein Dorn im Auge. Hauptgrund dafür ist, dass Antoine sich beharrlich weigert, die Unterschrift für den Bau einer Windkraftanlage zu geben, von deren Errichtung sich der Nachbar aber das große Geld verspricht.


Antoine dagegen sieht die Zukunft des fast menschenleeren Dorfes in der Restaurierung der halbverfallenen Steinhäuser, um so Wanderer, Erholungssuchende, aber auch Aussteiger teils als Gäste teils auch als neue Bewohner:innen anzulocken und so das Dorf wieder zu beleben.


Schon in der ersten Szene, die in der Dorfkneipe spielt, brechen ausländerfeindliche Ressentiments des Bauern Xan (Luis Zahera) gegen Antoine durch. Xan ist der Rädelsführer in der Kneipe, hetzt die anderen Einheimischen gegen den Franzosen auf. Sukzessive steigern sich in der Folge die Übergriffe. Es beginnt mit dem Vollpinkeln der Gartenstühle, bald wird durch Verunreinigung der Zisterne die Tomatenernte vernichtet und schließlich folgt auch ein Einschüchterungsversuch auf einer nächtlichen Straße.


Antoine beginnt zwar die Übergriffe heimlich mit der Kamera zu dokumentieren und zeigt Xan bei der Polizei an. Die Beamten reagieren aber nur zögerlich oder gar nicht, geben vielmehr Antoine Mitschuld an dem Konflikt.


Äußerlich passiert im Grunde in Rodrigo Sorogoyens 2023 mit neun spanischen Goyas ausgezeichnetem Thriller nicht viel. Ruhig, aber sehr konzentriert entwickelt er die von realen Ereignissen inspirierte Handlung. Dichte entwickelt "Wie wilde Tiere" dabei auch dadurch, dass Sorogoyen nie das Bergdorf verlässt und ganz auf den Konflikt fokussiert.


Eindrücklich arbeitet er so heraus, wie sich ein zunächst eher harmloser Nachbarschaftsstreit, in dem am Beginn ausländerfeindliche Kommentare und fiese kleine Handlungen als Scherz abgetan werden, sukzessive hochschaukelt. In langen Einstellungen lässt der 1981 geborene Spanier den Kontrahenten auch immer wieder viel Zeit ihren Konflikt zu diskutieren und baut langsam die Spannung auf.


In starkem Kontrast zu der zunehmend erbitterten Feindschaft steht die bildschöne Berglandschaft, die Sorogoyen immer wieder beiläufig feiert und auch deren Zerstörung durch die Windkraftanlage andeutet. So stellt er auch der Geldgier der Einheimischen die ökologische Haltung von Antoine und Olga gegenüber. Dabei bringt er aber doch auch gewisses Verständnis für die Einheimischen auf, die hoffen mit dem Geld endlich aus ihren bescheidenen Verhältnissen auszubrechen, das Dorf verlassen und in der Stadt ein schönes Leben führen zu können.


So erzählt "Wie wilde Tiere" auch von einem Stadt-Landkonflikt, wenn der Sehnsucht der gebildeten Städter nach idyllischem Landleben der Traum der Dorfbewohner:innen von einem bequemen Stadtleben gegenübergestellt wird. Zudem wird auch die Entsiedelung abgelegener Dörfer sichtbar, denn junge Menschen gibt in diesem Dorf keine mehr, einzig einige ältere sind aufgrund fehlender Optionen geblieben.


Differenziert wird so ein ganzes Bündel an Gegensätzen zwischen Antoine und seinem Nachbarn herausgearbeitet, die die Ursachen für die Feindseligkeit sind. Denn zum ökonomischen Aspekt mit Antoines Veto gegen die Windkraftanlage kommt sein Status als erst seit zwei Jahren Zugezogener ebenso wie das soziale und bildungsmäßige Gefälle zwischen dem Lehrer und dem einfachen Bauern.


Hochspannend macht diesen Thriller gerade die Ruhe und Unaufgeregtheit, mit der Sorogoyen erzählt. Action ist hier nicht nötig, dafür sorgt das intensive Spiel von Denis Ménochet, Marina Foïs und Luis Zahera dafür, dass hier keine Sekunde Leerlauf aufkommt.


Dazu kommt nach etwa 90 Minuten auch ein großer Twist, mit dem auch noch den machohaften Männern ruhige weibliche Beharrlichkeit und Entschlossenheit gegenübergestellt wird.


An Sprachversionen bieten die bei Prokino erschienene DVD und Blu-ray die spanisch-französische Originalfassung und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf eine Trailershow zu weiteren Filmen dieses Labels.



Trailer zu "Wie wilde Tiere - As Bestas"



 

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