Nicht nur Superhelden-Filme und Fortsetzungen wird das Filmjahr 2020 bringen, sondern auch zahlreiche renommierte Autorenfilmer arbeiten an neuen Projekten, die bei den großen Festivals ihre Premieren feiern dürften und dann in die Kinos kommen sollten.
Große Geschütze fährt wie gewohnt das anglo-amerikanische Kino auf. Den Anfang macht Sam Mendes mit dem scheinbar in einer Einstellung gedrehten Ersten Weltkriegsdrama „1917“ (Start: 16.1. 2020), im Frühjahr folgt nach langem hin und her mit „Keine Zeit zu sterben“ (2.4. 2020) der 25. Bond, für den Cary Fukunaga als Regisseur verantwortlich zeichnet. Dazwischen (6. 2. 2020) startet unter anderem Roman Polanskis „Intrige - J´accuse“, in dem der gebürtige Pole nach Robert Harris´ gleichnamigem Roman von der Dreyfus-Affäre erzählt.
Mit Spannung erwartet wird Christopher Nolans Action-Spionage-Film „Tenet (16.7. 2020), um Weihnachten sollen dann mit Denis Villeneuves „Dune – Der Wüstenplanet“ und Steven Spielbergs „West Side Story“ in die Kinos kommen. Gespannt sein darf man, was Villeneuve aus dem Stoff macht, an dem vor inzwischen fast 40 Jahren David Lynch gescheitert ist, und ob Spielberg bei seinem ersten Musical dem Klassiker neue Seiten abgewinnen kann.
Von Terrence Malick kommt fix sein Jägerstätter-Film „A Hidden Life“ Ende Januar ins Kino, ob 2020 auch „The Last Planet“, in dem der Texaner die Geschichte Christi angeblich mittels Parabeln erzählt, fertig wird, scheint dagegen ungewiss. Schon lange angekündigt, aber immer wieder verschoben – nicht unbedingt ein gutes Zeichen – wird Joe Wrights Thriller „The Woman in the Window“, während Ridley Scott mit „The Last Duel“ und David Lowery mit „The Green Knight“ das Publikum ins Mittelalter entführen werden.
Lange warten musste man auf Benh Zeitlins Nachfolgefilm zu „Beasts of the Southern Wild“, nun aber wird „Wendy“ endlich beim Sundance Film Festival Premiere feiern. Ruhig geworden ist es in den letzten Jahren auch um David Fincher, mit „Mank“, in dem von der Arbeit Joseph L. Mankiewicz´ am Drehbuch zum Klassiker „Citizen Kane“ erzählt wird, arbeitet der Regisseur von "Seven", "Fight Club" und "Gone Baby Gone" derzeit aber an der Fertigstellung eines neuen Films. – Da es sich allerdings um eine Netflix-Produktion handelt, ist unklar, ob dieses Biopic je in die Kinos kommen wird.
In der Post-Produktion befinden sich mit „The French Dispatch“ und „On the Rocks“ auch neue Filme von Wes Anderson und Sofia Coppola, fraglich ist dagegen ob Paul Thomas Anderson seinen noch titellosen Film über einen Kinderschauspieler im San Fernando Valley in den 1970er Jahren schon 2020 fertigstellen wird.
Die Liste der viel versprechenden US-Filme lässt sich mit Paul Greengrass´ US-Bürgerkriegsfilm „News of the World“, Paul Schraders „The Card Counter“, Spike Lees „Da 5 Bloods“, Tom McCarthys „Stillwater“ oder Charlie Kaufmans „I Am Tinking of Ending Things“ mühelos fortsetzen, aber auch in Europa wird fleißig produziert und gedreht.
Matteo Garrones „Pinocchio“ wird man an der Berlinale entdecken können, schon länger wartet man auf Ulrich Seidls „Böse Spiele“, auf September fixiert ist der Starttermin von Christian Petzolds „Undine“, in dessen Zentrum eine Stadthistorikerin steht, die Führungen im Stadtentwicklungs-Senat von Berlin gibt.
Aus England wird Joanna Hoggs zweiter Teil zu dem heuer gefeierten „The Souvenir“ erwartet, während Jonathan Glazer („Under the Skin“) an einem noch titellosen Holocaust-Film arbeitet.
Der Franzose Bruno Dumont arbeitet nach „P´tit Quinquin“ und zwei Filmen über Jeanne d´Arc an der internationalen Produktion „On a Half Clear Morning“, während die Premiere von Paul Verhoevens im 17. Jahrhundert spielender Nonnengeschichte „Benedetta“ in Cannes erwartet wird. Gespannt sein darf man auch auf „Bergman Island“, in dem Mia Hansen-Løve von der Reise eines amerikanischen Filmemacher-Paars zum Haus von Ingmar Bergman auf der Insel Fårö erzählt. Wohl erst 2021 wird Leos Carax´ Nachfolgefilm zu „Holy Motors“, mit dem der Franzose vor nun schon sieben Jahren die Filmlandschaft aufwirbelte, fertig werden, doch immerhin sollen die Dreharbeiten am Musical „Annette“ inzwischen abgeschlossen sein.
Auch aus Asien werden neue Arbeiten von Starregisseuren erwartet. Der Thailänder Apichatpong Weerasethakul arbeitet an der Fertigstellung von „Memoria“, Zhang Yimous „One Second“ sollte schon bei der letzten Berlinale laufen, wurde aber nie veröffentlicht. Der Taiwanese Hou Hsiao Hsien soll mit „Shulan River“ einen neuen Film in Arbeit haben, aber bei Hou kann es bis zur Fertigstellung ebenso länger dauern wie bei Wong-Kar-Wai, der schon mehrere Jahre an „Blossoms“ arbeitet, der den Abschluss einer Trilogie bilden soll, die der Hongkonger mit „In the Mood for Love“ begonnen und mit „2046“ fortgesetzt hat.
Trailer zu "Tenet"
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