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Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm (The Other Way Round)

  • Autorenbild: Walter Gasperi
    Walter Gasperi
  • 14. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit
"Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm": Jonás Trueba stellt in seiner charmanten Komödie die klassische RomCom auf den Kopf
"Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm": Jonás Trueba stellt in seiner charmanten Komödie die klassische RomCom auf den Kopf

Statt die Hochzeit will ein Paar seine Trennung mit einer großen Party feiern: Jonás Trueba stellt in seiner charmanten Komödie nicht nur die klassische RomCom auf den Kopf, sondern spielt auch leichthändig mit Filmzitaten, philosophischen Verweisen und metafilmischen Elementen.


Der Weg der klassischen RomCom führt von der ersten Begegnung über diverse Hindernisse und Brüche zum Happy End. In Jonás Truebas Komödie haben sich die Filmemacherin Ale (Itsaso Arana) und der Schauspieler Alex (Vito Sanz) aber schon vor 14 Jahren gefunden. Jetzt haben sie aber das Gefühl, dass es Zeit für eine Trennung ist. Grund dafür wird allerdings keiner genannt.


Man streitet sich auch nicht, sondern gemeinsam im Bett liegend fasst man den Beschluss. Entsprechend den Vorstellungen von Ales Vater (Fernando Trueba), der die Meinung vertritt, dass man nicht den Beginn einer Beziehung, sondern deren Ende feiern soll, wollen sie für ihre Trennung eine Party organisieren.


Dass Ale beim einleitenden Gespräch den Gedanken äußert, dass diese Idee als Film funktionieren könnte, bringt eine metafilmische Ebene ins Spiel, ist sie doch Filmemacherin und arbeitet an einem neuen Film. Bei einem Testscreening dieses Films im Film, in dem selbstverständlich ihr Noch-Partner Alex die Hauptrolle spielt, finden sich so auch Szenen der Filmhandlung wieder.


Mit der filmischen Erzählung wird aber auch gespielt, wenn spät der Titel "Volveréis" oder gegen Ende das Insert "Abspann" eingeblendet werden, die auf Ales Film zu verweisen scheinen, oder wenn mit dem Insert "So könnte das Fest verlaufen" die Möglichkeitsform ins Spiel gebracht wird, Dazu kommt aber auch, dass Ales Vater mit Fernando Trueba vom Vater des Regisseurs gespielt wird.


Die Handlung wird von Überlegungen zur Trennungsparty und Gesprächen mit Verwandten und Bekannten bestimmt: Welche Freunde soll man einladen und soll man auch die seit Jahrzehnten verheirateten alten Nachbarn einladen? Soll man die Party wirklich in Haus und Garten von Ales Vater oder doch lieber auf neutralem Boden feiern?


Reagieren die Bekannten auf die Nachricht von der Trennung schon irritiert, sahen sie in dem Duo doch immer ein ideales Paar, so verstört sie der Plan einer Trennungsparty vollends. Verstörend ist für sie aber auch, wie Ale und Alex, die auch durch die fast identen Namen gewissermaßen zusammengeschweißt werden, immer wieder betonen "Aber es geht uns gut!".


Gemeinsam kümmert man sich um die Entsorgung der großen DVD-Sammlung, trennt den Buchbestand und besichtigt auch gemeinsam kleinere Wohnungen, die jede/r für sich in Zukunft mieten könnte. Selbst zwei gleiche orange Sessel kaufen sie zusammen, da der Verkäufer sie nur gemeinsam verkaufen will.


Ganz im Gegensatz zur klassischen RomCom gibt es aber keine Differenzen und Brüche. Vielmehr erscheinen Ale und Alex, deren Darsteller:innen Itsaso Arana und Vito Sanz auch zusammen mit dem Regisseur das Drehbuch geschrieben haben, als vielleicht etwas in Routine erstarrtes, aber bestens eingespieltes und perfekt harmonierendes Duo.


Statt im Schuss-Gegenschuss-Verfahren filmt Trueba ihre Gespräche in langen, distanzierten Einstellungen praktisch in Echtzeit. An Woody Allen erinnert "Volvéreis" in diesen ungezwungenen und authentisch wirkenden Diskussionen, gleichzeitig bringt das Noch-Paar als Filmschaffende immer wieder Bezüge zur Filmgeschichte ins Spiel.


So erinnern sie als Regisseurin und Schauspieler explizit an die Beziehung zwischen Ingmar Bergman und seiner Hauptdarstellerin und Partnerin Liv Ullman, diskutieren ausführlich über die Geschlechterbilder in Blake Edwards Komödie "Zehn – Die Traumfrau" und rufen auch klassische Screwball-Komödie wie George Cukors "Die Nacht vor der Hochzeit" in Erinnerung.


Dazu kommt mit Sören Kierkegaard auch noch eine philosophische Ebene. Wie dieser im Buch "Die Wiederholung", das Ale von ihrem Vater erhält, die Meinung vertritt, dass das wahre Glück nicht in der stürmischen Liebe, sondern in der Wiederholung liege, so spielt Trueba mit Wiederholungen. Denn da wird nicht nur die Handlung des Films in Ales Film-im-Film gespiegelt, sondern auch die Gespräche des Paars mit Freunden und dessen "Aber es geht uns gut!" wiederholt sich mehrfach und auch das Paar scheint sich schließlich zyklisch zu entwickeln, wenn gerade über den Trennungsbeschluss die Beziehung neu belebt wird.


Leichthändig und charmant ist diese etwas andere Liebeskomödie inszeniert und wird von den blendend harmonierenden Hauptdarsteller:innen getragen. Andererseits sorgt das Spiel mit Wiederholungen aber auch dafür, dass sich die Handlung gegen Ende des immerhin fast zweistündigen Films doch etwas zieht. Eine gewisse Straffung und etwas mehr Tempo hätten da nicht geschadet, aber sympathisch unterhalten, wird man insgesamt dennoch.

 

 

Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm

Spanien / Frankreich 2024 Regie: Jonás Trueba mit: Itsaso Arana, Vito Sanz, Andrés Gertrúdix, Fernando Trueba, Jon Viar Länge: 114 min.



Läuft jetzt in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen.



Trailer zu "Volveréis - Ein fast klassischer Liebesfilm"



 

 

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