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  • AutorenbildWalter Gasperi

Vielversprechendes Palmen-Rennen: Cannes 2022


Nach zunächst 18 angekündigten Filmen, konkurrieren nun ab morgen beim 75. Filmfestival von Cannes (17. – 28. 5. 2022) 21 Produktionen um die Goldene Palme: Die Auswahl ist mit neuen Filmen, unter anderem von David Cronenberg, den Dardenne-Brüdern, Hirokazu Kore-eda und Cristian Mungiu wie gewohnt erlesen, aber auch noch unbekanntere Regisseure fehlen nicht. Österreich ist in der Sektion "Un certain regard" mit Marie Kreutzers "Sisi-Film" "Corsage" vertreten.


Nach der Corona bedingten Absage 2020 und der Verschiebung in den Juli 2021 soll das Filmfestival von Cannes heuer wieder in gewohnter Form und zu gewohntem Termin stattfinden. Eröffnet wird die Großveranstaltung mit einer außer Konkurrenz laufenden Zombiekomödie von Michel Hazanavicius. Ursprünglich trug diese den Titel "Z", doch nach Protesten der Ukraine, dass der Titel an die Zeichen auf den russischen Panzer erinnere und Symbol des russischen Angriffskriegs sei, wurde sie umbenannt in "Coupez!".


Bei der Pressekonfernz Mitte April wurden 18 Filme bekanntgegeben, die im Wettbewerb um die Goldene Palme konkurrieren. Etwas später wurden mit Albert Serras "Tourment sur les iles", Felix van Groeningens und Charlotte Vandermeerschs "Le otto montagne" und Leonor Serailles "Le petit frère" drei Produktionen nachnominiert. Zumal mit dem ästhetisch eigene Wege gehenden Serra und Seraille, die erst ihren zweiten Film präsentiert, könnte der Wettbewerb damit durchaus noch aufgemischt werden.


Im Großen und Ganzen bietet dieser den gewohnten Mix aus Cannes-Stammgästen inklusive Palmengewinnern, Altmeistern und noch nicht so bekannten jungen Regisseuren. Veteran im Wettbewerb ist der 84-jährige Pole Jerzy Skolimowski, der in den letzten drei Jahrzehnten gerade einmal drei Filme gedreht hat und sich nun mit "Hi-Han (Eo)", in dessen Mittelpunkt ein Esel stehen soll, zurückmeldet.


An früheren Palmensiegern wurden der Japaner Hirokazu-Kore-eda, der in Korea "Broker" drehte, der Rumäne Cristian Mungiu mit "R.M.N.", der Schwede Ruben Ostlund mit der Komödie "Triangle of Sadness" und die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne mit "Tori and Lokita" eingeladen.


Zu den Altmeistern zählt auch David Cronenberg, der mit "Crimes of the Future" acht Jahre nach "Maps of the Stars" einen neuen Film vorlegt. Sich am Genrefilm orientierendes Kino könnte auch James Grays "Armageddon Time", in dem der Amerikaner dem Vernehmen nach autobiographische Erfahrungen im New York der 1980er Erfahrungen verarbeitet, bieten sowie der Koreaner Park Chan-Wook, der mit "Decisions to Leave" eingeladen wurde .


Gespannt sein darf man auch auf den neuen Film der US-Indie Regisseurin Kelly Reichardt mit dem Titel "Showing Up" und Ali Abassis Nachfolgefilm zu dem ebenso verstörenden wie aufregenden "Border". Titel dieses Films ist "Holy Spider". Große Erwartungen hat aber auch der Belgier Lukas Dhont mit seinem starken Debüt "Girl" geweckt. Diesem lässt er nun "Close" folgen.


Während Frankreich mit Claire Denis ("The Stars at Noon"), Arnaud Desplechin ("Frere et Soeur") und Valeria Bruni Tedeschi ("Les Amandiers") renommierte Regisseur*innen beisteuert, wurden mit dem ägyptischstämmigen Schweden Tarik Saleh ("Boy from Heaven") und dem Iraner Saeed Roustavi ("Leila´s Brothers") auch zwei noch weitgehend unbekannte Regisseure eingeladen. Aufnahme in den Wettbewerb fand mit "Tschaikovsky´s Wife" auch ein Film des regimekritischen Russen Kirill Serebrennikov, der derzeit in Deutschland lebt und arbeitet.


Insgesamt ist der Wettbewerb stark Europa lastig, Produktionen aus Lateinamerika und Afrika fehlen völlig, Asien ist gerade mal mit drei Produktionen vertreten. Kritik wird es wohl auch wieder wegen der geringen Frauenquote mit gerade einmal drei Regisseurinnen im Wettbewerb geben.


Spannende Namen gibt es freilich wie stets auch außerhalb des Hauptwettbewerbs. Aus österreichischer Sicht interessiert so vor allem Marie Kreutzers "Sisi-Film" "Corsage", der in der Sektion "Un certain regard" seine Premiere feiern darf. In dieser Schiene werden unter anderem auch neue Filme des Türken Emin Alper ("Burning Days") und des Isländers Hlynur Palmason ("Voloda Land") präsentiert werden.


Große Kracher gibt es wie gewohnt "Out of Competition": Neben dem Tom Cruise-Vehikel "Top Gun: Maverick" werden hier auch Baz Luhrmanns Elvis-Presley-Film "Elvis" und "Three Thousand Years of Longing" von "Mad Max"-Regisseur George Miller ihre Weltpremieren feiern.


Aber auch die "Midnight Screenings" könnten unter anderem mit Quentin Dupieuxs neuem Film "Smoking Makes You Cough" große Entdeckungen bringen. Nach der offiziellen Programmpräsentation bekannt gegeben wurde das Programm der "Quinzaine des realisateurs". Auch hier gibt es unter anderem mit Léa Mysius´ "Les cinq diables", mit Alex Garlands Science-Fiction-Horrorfilm "Men", Mia Hansen-Loves "Un beau matin", Mark Jenkins "Enys Men" und als Eröffnung Pietro Marcellos "L´envol" neue Filme, die schon seit Längerem mit Spannung erwartet werden.



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