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AutorenbildWalter Gasperi

Tove - Auf der Suche nach Freiheit und Liebe


Zaida Bergroth zeichnet in ihrem Spielfilm ein Porträt der finnisch-schwedischen Zeichnerin und Grafikerin Tove Jansson (1914 - 2001), die vor allem für ihre Mumintrolle und deren Fantasiewelt berühmt ist: Solide inszeniert und gespielt, fehlt dem Biopic aber eine klare Fokussierung und Verdichtung einzelner Aspekte im Leben der Künstlerin.


Schon in den ersten Einstellungen wird Tove Janssons (Alma Pöysti) Sehnsucht nach Lösung von alltäglichen Zwängen spürbar, wenn sie ganz in sich versunken zu sanfter Musik in ihrer Wohnung tanzt. Abrupt bricht die Szene aber mit Geräuschen eines Bombeneinschlags ab, ehe man auch auf der Bildebene ins zerbombte Helsinki des Jahres 1944 versetzt wird. Zur zeitlichen Datierung werden nur noch die zwei weiteren Inserts "1947" und "1952" folgen und ganz auf diese acht Jahre konzentriert sich Zaida Bergroth. Erst im Nachspann folgen Informationen über das weitere Leben der Künstlerin.


In diesen acht Jahren vollzieht sich allerdings der Wandel Toves von einer Malerin zur erfolgreichen Comiczeichnerin. Erklärt sie zunächst, dass sich ihr eigentliches Wesen in ihren Gemälden ausdrückt, während sie nur zum Gelderwerb Karikaturen und Comics zeichnet, so ändert sich diese Haltung mit der Erfindung der Mumintrolle und deren Fantasiewelt zunehmend.


Doch weniger das künstlerische Schaffen Toves als vielmehr ihr Privatleben stellt Bergroth ins Zentrum. Eine Familienszene vermittelt gleich zu Beginn, wie die junge Frau unter ihrem Übervater, der ein erfolgreicher Bildhauer ist und – zumindest scheinbar - nichts von den künstlerischen Ambitionen seiner Tochter hält, leidet. Nur ausziehen kann sie so aus dem Elternhaus und sich eine Wohnung in einem ausgebombten Haus nehmen.


Ihr Freiheitsstreben und ihre Lösung von gesellschaftlichen Konventionen werden aber auch in der Affäre mit dem verheirateten sozialistischen Politiker Atos Wirtanen sichtbar. Offensiv tritt sie diesem gegenüber auf und verführt ihn in der Sauna. Noch provokanter ist aber ihre Beziehung zur Bürgermeistertochter Vivica Bandler (Krista Kosonen). Als Tove von dieser eigenwilligen und innovativen Theaterregisseurin verführt wird, erkennt sie in ihr ihre große Liebe, doch von einem Studienaufenthalt in Paris wird Vivica mit einer neuen Geliebten zurückkehren.


Andererseits ist Vivica aber von den Mumins fasziniert und kann Tove zu einem Theaterstück über diese Trolle überreden, das zu einem großen Erfolg wird, sodass sie einen lukrativen Vertrag bei der britischen Zeitung Evening News erhält, für die die mehrmals wöchentlich einen Comic-Strip gestalten soll.


Durchaus solide ist das inszeniert, lässt aber eine klare Fokussierung und Vertiefung vermissen: So gedämpft wie die Farbpalette wirkt "Tove" insgesamt. Alma Pöysti in der Titelrolle vermittelt zwar überzeugend, wie Tove unter der Geringschätzung durch den Vater und der Untreue Vivicas leidet, doch wirklich Nachdruck verleiht die Regie diesem Aspekt nicht.


Eher diffus bleibt auch die Beziehung zu Atos und ziemlich an den Rand gedrängt bleibt angesichts dieser Beziehungsgeschichten die künstlerische Entwicklung. Kaum einmal sieht man Tove an ihren Mumins arbeiten, aus dem Nichts kommt der Vertrag mit den Evening News.


Ein Manko ist aber auch, dass "Tove" zu sehr im Privaten bleibt und nicht in eine atmosphärisch dichte Schilderung der Zeit und Gesellschaft eingebettet wird, aus der heraus man die Geschichte hätte entwickeln müssen.


Bezeichnend ist so auch das abrupte Ende, das dieses Künstler-Biopic in der Luft hängen lässt. Eine künstlerische Durchdringung des Stoffes – und von Toves Leben – gelingt Bergroth nie. Sie beschränkt sich darauf Szenen zu arrangieren und in Bilder umzusetzen, kann aber mit ihrer Regie nie Akzente setzen. Gegen diese farblose Regie kommen auch die Schauspieler*innen, die sich durchaus redlich bemühen, nicht an, sodass "Tove" mehr dahinplätschert als sich langsam auf einen Höhepunkt hin zu entwickeln.


Gleichwohl sind diese Jahre im Leben der Mumins-Erfinderin spannend genug, um das Interesse wach zu halten und auch, dass Bergroth der 2001 verstorbenen vielseitigen Künstlerin ein Denkmal setzt, gehört zu den Verdiensten ihres Films.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen und im Skino Schaan.


Trailer zu "Tove - Auf der Suche nach Freiheit und Liebe"



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